Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0445
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2. Bestellung eines evangelischen Pfarrers 1565

2. Bestellung eines evangelischen Pfarrersa
9. November 1565

bAn herzog Christoffen zu Wirtebergenb1
Durchleuchtiger, hochgeborener furst, E[wer] f[urst-
lich] g[naden] sint unser unterd[änige], gutwillige
dienst jederzeit zuvoran bereit.
Gnädiger herr, auß besondern underdänigem, gue-
tem vertrawen zu E[wer] f[urstlich] g[naden] unnd
dan, dieweil E[wer] f[urstlich] g[naden], wie wissent-
lich]2, von Got, dem almechtigen, mit der waren er-
kantnuß seineß geliebten sonß und allein selig ma-
chenden und unfelbaren worts nit allein fur sich
unndt ir f[urstlich] g[naden] ganzes furstentuhm und
angehörige3 höchlich unndt reichlich begabt, son-
dern auch durch Gottes gnadt E[wer] f[urstlichen]
g[naden], soviel an ir dasselbig sein4, deß herrn Chri-
sti wort zu befurdern, die wahre Gotteß kirch zu
mehren und zu erweitern und die christliche Augß-
purgische Confession und glaubenß bekantnuß un-
verfelscht zu erhalten, fur andern hocherleuchte
pershonen und fursten manlich unverkleinert, gnä-
diglich genigt, so haben auch wir in unterthänigkeit
nit underlaßen wollen, euch folgenden, unser und
gemeiner stadt anligen, fürhaben unndt pitten
durch unsrer darzu verornete ratsbotschafft, die

a Textvorlage (Handschrift): AM Hagenau GG 51, Nr. 3
(ohne Blattzählung). Abdruck (längere Auszüge): Jae-
ger, Réformation, S. 20-23.
b-b Eintrag von and. Hd.
1 Herzog Christoph von Württemberg, * 1515 in Urach als
Sohn Herzog Ulrichs I. von Württemberg, † 1568 in
Stuttgart, wuchs am Hof in Innsbruck auf. Nach der
Wiedereinnahme Württembergs durch seinen Vater er-
hielt Christoph 1542 im Vertrag von Reichenweier die
Grafschaft Mömpelgard als Statthalter. 1550 trat er die
Nachfolge Ulrichs an. Unter seiner Regentschaft kam es
zu einer grundlegenden Neugestaltung der Kirche in
Württemberg. Wichtigster Berater war dabei Johannes
Brenz. Vgl. NDB 3, S. 248f.; TRE 8, S. 68-71; Seh-
ling, EKO XVI, S. 39.

ehrnhafften und hochgelehrten Melchiorn von
Schidoltzheim, alten stetmeister5, Johan Eschbach,
mitrathßfreundt, und doctor Cornelium Fürstein,
stadtschreiber unnd sy[n]decum6, uberanworten, diß
samt unnd sonderß E[wer] f[urstlich] g[naden] un-
terdäniglich und bitlichen zu vermelden, welcheß
auch E[wer] f[urstlich] g[naden] hirmit anzuhören |
unnd inen sambt und sonderß in allen iren ubrigen
notwendigen furpringen volkomenen glauben zu ge-
ben gnädiglich geruohe.
Gnädiger furst undt herr etc., wie wohl biß anher in
unser stadt Hagenaw, wie landtkündig7, kein ander
religion, kirchen, lehr oder ceremonien, dan wie sol-
che von unsern lieben voreltern uff unß komen und
man bißher die alte lehr nehnen wollen, gepreuch-
lich und ihm gang geweßen, jedoch, nach dem daß
liecht deß heiligen evangelii vor 40 und mehr jaren
her durch Gottes gnadt von vilen orten hin unndt
wider mit macht uffgangen und mitlerweilen in sol-
chen schwang und gang8 gebracht worden, in wel-
chem eß an selbigen orten heutigeß tags gesehen
wirdt, so hatt demnach auch bei unß und unsern
burgern unnd angehörigen in unser stat sich also
täglich bei vielen, und je lenger je mehr, solche er-

2 Bekannt ist, s. Grimm, DWb 30, Sp. 803f.
3 Untertanen, s. FWb 1, Sp. 1142.
4 Soviel an E[wer] f[urstlichen] g[naden] liegt.
5 Melchior von Sessolsheim, 1553 zum Schöffen gewählt,
war mehrfach Stettmeister. † 6. April 1567. Vgl. Ha-
nauer / Klélé, Statutenbuch, S. 87.
6 In seinen Briefen an Johannes Marbach vom Dezember
1565 (s. die Einleitung, S. 411, Anm. 81) lobte Jakob
Andreä den Eifer des Hagenauer Syndicus Cornelius
Feuerstein für die evangelische Sache: qui pro sua pietate
hoc negotium promovit summo studio. Feuerstein starb be-
reits 1567.
7 Im ganzen Land bekannt ist, s. Grimm, DWb 12,
Sp. 122.
8 Zu der Verbindung schwang und gang (häufiger: gang und
schwang) s. Grimm, DWb 15, Sp. 2226.

425
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften