2. Bestellung eines evangelischen Pfarrers 1565
den religionsfriden20, solcheß in unser obrigkeit fur-
zunehmen unnd zu tuhn, gut fug unndt macht, so
haben wir daruff im nahmen Gottes, deß allmech-
tigen, demselbigen zu lob unnd gemeiner burger-
schafft und deren kindern unnd nachkommen seelen
heill unnd seligkeit, solchen unsern burgern in irem
fliehentlichen bitten unnd begehren ohne langen
verzug bewilligt, auch von rath und obrigkeit wegen
geordnet und beschlossen, daß unverendert unnd
ungehindert der ander, alten kirchen, do die herko-
men lehr unnd ceremonien noch im gang, ein be-
nandte kirch alhie zu solchem werck angericht, ein
bequemlicher21 praedicant und kirchen diener be-
komen unnd gehalten, auch frey, sicherlich, von me-
niglichem gedult und gelitten werden solle, und also
denjenigen, | so eß begeren werden, mit einfeltiger,
reiner, lauterer lehr deß heiligen evangelii unnd rei-
chung der heiligen sacramenten nach dem befelch
und einsetzungh Christi und außweißung der Augs-
purgischen christlichen Confession unnd glaubens
bekantnuß fursechen22 solle. Wir haben auch sol-
cheß unsern mitburgern unnd angehörigen allen
vonf zenfften zu zenfften23, deß gleichen der übrigen
geistlichen, ordenß leuthen und priesterschaff-
ten24 bei uns, durch unsere darzu verordente anzei-
gen, verkündigen unnd sie vonn ambts und
obrigkeit wegen mit gebührendem ernst alleß gehor-
sambß und christlicher lieb und einigkeit erinnern
und ermahnen laßen, deß versehenß25, sie werden zu
beiden teihllen dem selben gehorsamblich nachset-
zen, wie solcheß alleß E[wer] f[urstlich] g[naden] von
gedachten unsern verordneten26 der lenge nach ver-
nehmen mogen.
f Erg. am Rand.
g Hs.: selberß bei sich gnädiglichen.
20 Gemeint ist der Augsburger Religionsfriede von 1555.
Der Reichstagsabschied vom 25. September 1555 ist ab-
gedruckt in RTA, JR 20,4, Nr. 390, S. 3102-3158 (die
Unterschrift Hagenaus und der anderen Städte der De-
kapolis dort auf S. 3157).
21 Geeigneter, befähigter, s. FWb 3, Sp. 1331.
22 Versehen.
Dieweill dan, gnädiger furst und herr, bey unß, Got
lob, die sachen also geschaffen, und wir nit zweif-
feln, der allmechtig Gott werde sein angefangen
werck, worth und erkentnuß seineß heiligen göttli-
chen willenß bei unß, je lenger je mehr, wachßen
laßen27, auch unß unter seinem gnädigen schutz und
schirm erhalten, unnd aber unsrer einfalt nach die
unvermeitliche notturfft erheißen28 will, daß noch
Got zum ersten anfang bei diesem | gottlichen baw
der grundtstein durch einen feinen, sittigen29 unndt
gelehrten mahn angelegt werde, welcher daß unver-
standig, zum teihl noch rohe pöbell und folck durch
die gnadt Gottes fein sittlich anweisen könte, wie
solcheß E[wer] f[urstlich] g[naden] auß hochbegab-
tem verstandt selberß gnädiglicheng bei sich beßern
gedencken und erwegen kan, so bitten E[wer] f[urst-
lich] g[naden] wir, umb der ehr Gotteß, deß allmech-
tigen, und ufferbawung seiner christlichen kirchen,
ganz unterdäniglichen, sie wöllen uß gehörten
uhrsachen unß und gemeiner burgerschafft zu gu-
tem unnd umb unserer burgerschafft unndt irer kin-
der und kindtskinder ewigen heil unnd seligkeit wil-
len, wo nit ein beharlichen, perpetuirten30 lehrer und
praedicanten, doch ein zeitlang ein feinen, sittigen,
gelehrten mahn, der solch werck im nahmen Gotteß
anfahe, gnädiglich liehen und vergönnen, welcher
auch durch unß von wegen obrigkeit, bei allen denen
herrn wir ungefehrlichen mechtig seint, wie billich,
in schutz und schirm gehalten und er der gepühr
nach von unß seineß diensts, so er der kirchen
Christ erweist, belohnt werden solle.
Dieweill E[wer] f[urstlich] g[naden] der jenigen, so
der gleichen geübt und erfahren, in iren fursten-
tuhmb und obhuth wohll gehaben31 unnd ein zeit-
23 Durch Abkündigung auf den Zunftstuben.
24 Vgl. dazu die Einleitung S. 404f.
25 Mit der Erwartung, s. Grimm, DWb 25, Sp. 1238.
26 Zu den Hagenauer Gesandten s. oben S. 425.
27 Vgl. Phil 1,6.
28 Erheischen.
29 Gesitteten, s. Grimm, DWb 16, Sp. 1261.
30 Beständigen, ununterbrochen tätigen, s. FWb 3,
Sp. 741f.
31 Erlangen, s. FWb 6, Sp. 534f.
427
den religionsfriden20, solcheß in unser obrigkeit fur-
zunehmen unnd zu tuhn, gut fug unndt macht, so
haben wir daruff im nahmen Gottes, deß allmech-
tigen, demselbigen zu lob unnd gemeiner burger-
schafft und deren kindern unnd nachkommen seelen
heill unnd seligkeit, solchen unsern burgern in irem
fliehentlichen bitten unnd begehren ohne langen
verzug bewilligt, auch von rath und obrigkeit wegen
geordnet und beschlossen, daß unverendert unnd
ungehindert der ander, alten kirchen, do die herko-
men lehr unnd ceremonien noch im gang, ein be-
nandte kirch alhie zu solchem werck angericht, ein
bequemlicher21 praedicant und kirchen diener be-
komen unnd gehalten, auch frey, sicherlich, von me-
niglichem gedult und gelitten werden solle, und also
denjenigen, | so eß begeren werden, mit einfeltiger,
reiner, lauterer lehr deß heiligen evangelii unnd rei-
chung der heiligen sacramenten nach dem befelch
und einsetzungh Christi und außweißung der Augs-
purgischen christlichen Confession unnd glaubens
bekantnuß fursechen22 solle. Wir haben auch sol-
cheß unsern mitburgern unnd angehörigen allen
vonf zenfften zu zenfften23, deß gleichen der übrigen
geistlichen, ordenß leuthen und priesterschaff-
ten24 bei uns, durch unsere darzu verordente anzei-
gen, verkündigen unnd sie vonn ambts und
obrigkeit wegen mit gebührendem ernst alleß gehor-
sambß und christlicher lieb und einigkeit erinnern
und ermahnen laßen, deß versehenß25, sie werden zu
beiden teihllen dem selben gehorsamblich nachset-
zen, wie solcheß alleß E[wer] f[urstlich] g[naden] von
gedachten unsern verordneten26 der lenge nach ver-
nehmen mogen.
f Erg. am Rand.
g Hs.: selberß bei sich gnädiglichen.
20 Gemeint ist der Augsburger Religionsfriede von 1555.
Der Reichstagsabschied vom 25. September 1555 ist ab-
gedruckt in RTA, JR 20,4, Nr. 390, S. 3102-3158 (die
Unterschrift Hagenaus und der anderen Städte der De-
kapolis dort auf S. 3157).
21 Geeigneter, befähigter, s. FWb 3, Sp. 1331.
22 Versehen.
Dieweill dan, gnädiger furst und herr, bey unß, Got
lob, die sachen also geschaffen, und wir nit zweif-
feln, der allmechtig Gott werde sein angefangen
werck, worth und erkentnuß seineß heiligen göttli-
chen willenß bei unß, je lenger je mehr, wachßen
laßen27, auch unß unter seinem gnädigen schutz und
schirm erhalten, unnd aber unsrer einfalt nach die
unvermeitliche notturfft erheißen28 will, daß noch
Got zum ersten anfang bei diesem | gottlichen baw
der grundtstein durch einen feinen, sittigen29 unndt
gelehrten mahn angelegt werde, welcher daß unver-
standig, zum teihl noch rohe pöbell und folck durch
die gnadt Gottes fein sittlich anweisen könte, wie
solcheß E[wer] f[urstlich] g[naden] auß hochbegab-
tem verstandt selberß gnädiglicheng bei sich beßern
gedencken und erwegen kan, so bitten E[wer] f[urst-
lich] g[naden] wir, umb der ehr Gotteß, deß allmech-
tigen, und ufferbawung seiner christlichen kirchen,
ganz unterdäniglichen, sie wöllen uß gehörten
uhrsachen unß und gemeiner burgerschafft zu gu-
tem unnd umb unserer burgerschafft unndt irer kin-
der und kindtskinder ewigen heil unnd seligkeit wil-
len, wo nit ein beharlichen, perpetuirten30 lehrer und
praedicanten, doch ein zeitlang ein feinen, sittigen,
gelehrten mahn, der solch werck im nahmen Gotteß
anfahe, gnädiglich liehen und vergönnen, welcher
auch durch unß von wegen obrigkeit, bei allen denen
herrn wir ungefehrlichen mechtig seint, wie billich,
in schutz und schirm gehalten und er der gepühr
nach von unß seineß diensts, so er der kirchen
Christ erweist, belohnt werden solle.
Dieweill E[wer] f[urstlich] g[naden] der jenigen, so
der gleichen geübt und erfahren, in iren fursten-
tuhmb und obhuth wohll gehaben31 unnd ein zeit-
23 Durch Abkündigung auf den Zunftstuben.
24 Vgl. dazu die Einleitung S. 404f.
25 Mit der Erwartung, s. Grimm, DWb 25, Sp. 1238.
26 Zu den Hagenauer Gesandten s. oben S. 425.
27 Vgl. Phil 1,6.
28 Erheischen.
29 Gesitteten, s. Grimm, DWb 16, Sp. 1261.
30 Beständigen, ununterbrochen tätigen, s. FWb 3,
Sp. 741f.
31 Erlangen, s. FWb 6, Sp. 534f.
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