Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Hagenau

6. Vereinbarung zwischen der Stadt Hagenau und der Reichslandvogtei
in Religionsfragena
26. Juli 1578
Religionsvereinigung der statt

Demnach unndt allso alle spennige puncten unndt
policey sachen in der güte, wie obgehört1, verglichen
worden, haben wir, die kay[serlichen] commissarien,
vermög der kay[serlichen] mayestat bevellichschrei-
ben, so oben bey der commission angezogen2 , die re-
ligions sachen, auch, waß statthalter und räht der
landtvogtey Hag[enau] dernhalben in specie geclagt,
für und an die handt genommen.
[1.] Unndt alß erstlichen die landtvögtischen vor-
bracht, daß einem raht der statt Hagenau nicht ge-
bürt, vor sich selbsten und ohne bewilligung der
röm[ischen] kay[serlichen] may[estat], ordtnung in
der religion fürzuonemmen, sonder daß es mit be-
rürter stat Hag[enau] ein andere gelegenheit3 habe
dan |41| mit anderen deß h. reichs stätten, dagegen
aber ein raht hinnwider vorbringen laßen, daß ir
statt Hagenaw allß deß h. reichs cammer und stat
ein unmittelbar glidt und standt deß h. reichs und
sonsten niemandt underworffen, und demselben ohn
mittell4 gleich anderen stätten, haben auch die con-
tributiones und reichs steuren der römischen
kay[serlichen] may[estat] selbsten erlegt und von
derselben die quittung gleich anderen stätten und
stenden empfangen, und also nach irer may[estat]
und dem reich kein anderen superiorem, oder vom
h. reich sich nicht trennen noch absunderen zulaßen
wissen, auch darvon jemandts getrungen, sonder
vielmher dabey wie andere unmittelbare glider deß

a Textvorlage (Handschrift): AM Hagenau BB 4, Nr. 1,
S. 40-47.
1 Die Religionsvereinigung ist Bestandteil eines umfassen-
deren Vergleichs zwischen der Stadt Hagenau und der
Landvogtei.
2 AM Hagenau BB 4, Nr. 1, S. 38-40.
3 Sachverhalt, Beschaffenheit, s. FWb 6, Sp. 724-726.

reichs geschüetzt und gehandthaabt5 werden sollen.
Dieweil dan in enderungh der religion anders nichts
gehandelt, dan waß der allgemein religionsfryden
allen stenden des reichs ausstruckenlich und unwi-
dersprechlichen zuegibt6, so verhoffen und gedäch-
ten sye, künfftig dabey zuverbleiben und, waß der
religion friden mit sich bringt, inen dasselbig nicht
nemmen noch sich deßen endtsetzen zuolaßen7, son-
der alß ein unmittelbar glidt deß reichs daßjenig
zuothun, so angezogener8 |42| religionsfriden und an-
dere deß reichs constitutiones vonnötten, und deß-
halben sich gegen iro may[estat] selbsten und den
stenden deß reichs vermeinten zuverandtworten.
Hierauff haben wir, die kay[serliche] commissarii,
weil wir gespürt und gesehen, daß bey denen von
Hag[enau] dißes punctens halben anderst und wei-
ters nicht zuerholen9 oder zuerhalten, unnd die
landtvögtischen auch der kay[serlichen] may[estat]
und dem ordinario zu ferner erclerung heimbge-
stölt10 und dahin endschloßen, daß wir solches in
kein fernern und vergebentliche strittigkeit ziehen,
sonder zu hochermelter kay[serlichen] may[estat]
und deß reichs ordtnung remittirt11 und gestölt ha-
ben wollen.
[2.] Zum anderen, alß die landtvögtische auch in
specie vorgebracht, wiewol in dem heylsamblichen

4 Unmittelbar, s. Grimm, DWb 12, Sp. 2386.
5 Beschirmt, unterstützt, s. FWb 7, Sp. 1054.
6 Gestattet, gewährt, s. Grimm, DWb 32, Sp. 400.
7 Sich daraus drängen zulassen, s. DRW 3, Sp. 5.
8 Erwähnter, s. FWb 1, Sp. 1615f.
9 Zu erreichen, s. Grimm, DWb 3, Sp. 853.
10 Anheim gestellt, überlassen.
11 Zurückverwiesen, s. DRW 11, Sp. 868.

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