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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0478
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Hagenau

den, das ire mayestat fürnemlich dahien gesehen,
das man inn den freyen reichsstetten neben einander
fridlich unnd ruwiglich bleiben unnd wohnen unnd
kein theil deß andern theilß religion, kirchenge-
breüch unnd ceremonien abzuthun oder zuunder-
trucken understehen soll, alls bey pön des landtfri-
dens33. Solches ist von ihrer mayestat nicht allein
umb erhaltung alles bürgerlichen, ruwigen und frid-
lichen weesens rathsam und thunlich, sondern auch
nach | gestalt derc burgerschaft unnd inwohner der
frey- und reichsstett billich und gleichmeßig34 erach-
tet worden.
Inn betrachtung, das die burgerschafft inn den frey-
und reichsstätten alle zugleich und ohne mittel35
(welches gar wohl zumercken unnd inn acht zunem-
men ist, denn das sein ihrer mayestat gebrauchte
eigene wortt) den röm[ischen] kaisern und königen
und dem h. reich sowol alß andere mehrere stend
underworffen, und so nun andere reichsstende, die
alte religion oder Augsp[urgische] confession zuhal-
ten, frey sein wöllen, so möge solches den burgern
der frey- unnd reichsstett auch nit wol versagt wer-
den. Unnd würde nit wenig beschwerlich sein, das
der weniger theil inn einer frey- oder reichsstatt sich
durch deß mehrer theilß stimmen im ratth oder ge-
mein vonn seiner religion unnd habenden kirchen
gebreuchen zu der Augsp[urgischen] Confession oder
hinwider vonn solcher confession unnd ihren kirchen
gebreuchen zu der alten religion müsten tringen las-
sen, dieweil doch gleich über seines gleichen keinen
gewaltt, sonderlich inn solchen hohen, wichtigen sa-
chen deß glaubens unnd religion, auß welcher hoch-
löblichsten kay[serlichen] resolution, welche denn

c Gestr.: sachen.

33 Die Erklärung gibt hier den Art. 27 des Augsburger Re-
ligionsfriedens wieder, in welchem die Reichsstädte be-
handelt werden (s. RTA, JR 20,4, Nr. 390, S. 3112f.).
34 Angemessen, s. FWb 6, Sp. 2334.
35 Unmittelbar, s. Grimm, DWb 12, Sp. 2386.
36 Erste Resolution Kaiser Ferdinands I. über den Religi-
onsfrieden, vom 30. August 1555 (RTA, JR 20,3,
Nr. 213, S. 2025-2037, vor allem S. 2029 und 2036).
37 Zweite Resolution Kaiser Ferdinands I. über den Reli-

stenden uff dem reichtstag zu Augspurg den 31. Au-
gusti anno 1555 übergeben36, bey dern auch ihre
kay[serliche] mayestat den 7. September hernacher
im selben jhar verharret37 unnd die erbare frey-
unnd reichsstett durch sonderliche beschickung sol-
che anzunemmen vermanet, darauff auch hernacher
der heilsame religion friden beschlossen, ist gnugsam
abzunemmen38, was ihr kay[serlich] mayestat für ein
opinionem inn disen hochwichtigen deliberationibus
gehabt, unnd das sie gar | nicht für billich ermessen
wollen, das die burgerschaft inn den frey- unnd
reichsstetten einander inn religion und gewissens sa-
chen einige verhinderung und eintrag thun soltten.
Unnd dieweil man noch wol weißt, das die statt Ha-
genaw auch ihre abgeordneten bey derselben reichs-
versamblung gehabt39, so zweiffelt man nit, es
werden die schrifften, die bey verfassung deß reli-
gionfridens ergangen, bey unserer cantzley zufinden,
wie dann sonders zweifels die originalia alle bey der
churf[urstlich] Maintzischen cantzley vorhanden
sein werden40, deren abschrift auch nicht allein bey
andern chur- unnd fürsten cantzleyen, sondern bey
der gemeinen erbarn frey- und reichsstätt registra-
turen sich auch noch finnden lassen.
Unnd eben auß diesem fundament unnd grundt ist
inn unserm lieben vatterland, wie auch inn vielen
andern mehr frey- unnd reichsstetten, nach dem
religion frieden die Augsp[urgische] Confession ein-
gefüert und erhalten worden. So hatt auch keiser
Maximilianus41, allerhochlöblichster gedechtnus,
solches bey irer keiß[erlichen] regierung nicht im-
probiert42, welches daheer erscheinet, das, nachdem

gionsfrieden, vom 8. / 9. September 1555 (RTA, JR 20,3,
Nr. 223, S. 2105-2109, vor allem S. 2106 und 2108).
38 Zu erkennen, s. FWb 1, Sp. 261f.
39 Vertreter Hagenaus bzw. der Dekapolis auf dem Augs-
burger Reichstag von 1555 war der Hagenauer Stadt-
schreiber Veit Moll. Vgl. RTA, JR 20,4, Nr. 390, S. 3157.
40 Gemeint ist hier die Reichskanzlei, welcher der Erzbi-
schof von Mainz als Erzkanzler des Reiches vorstand.
41 Zu Kaiser Maximilian II. vgl. Nr. 1, Anm. 8.
42 Zurückgewiesen.

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