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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0483
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11. Fundationsbrief der evangelischen Kirche und Schule in Hagenau 1614

11. Fundationsbrief der evangelischen Kirche und Schule in Hagenaua
3. Juni 1614

Im namen der heyligen, untheilbaren treyfaltigkeyt
und ewigen gottheit, Gott vatters, sohns und heyli-
gen geists, Amen.
Wir, der maister und der raht des heiligen reichs
cammer und statt Hagenaw, bekennen hiemit of-
fentlich:
Nach dem von etlichen jahren her die erfahrung
zuerkhennen geben und wir zu mehrmalen mit nicht
geringem mißfallen innen werden müeßen, das von
wegen ungleichheit der religionen zwischen unßerer
angehörigen lieben burgerschafft, zu weylen auch
der blutsverwandtnuß, freundt-, gevatter-, nachpar-
und anderer sippschafft ungeachtet, sich allerley
mißverstände, gezänckhe, unfrieden, verbitterung
und anderer mehr ungemach und beschwerligkhei-
ten erhobenn, uns aber, alß auß göttlicher fürsehung
vorgesetzter ordenlicher obrigkheit, billich höchlich
angelegen sein solle, alle unßere burger, hinder-
saßen, zu- und angehörige, wie bey hauslichen ehren
und nahrungen, also auch in sicherheit, guether
rueh, friedt und einigkheit zuerhalten, zuschützen
und handtzuhaben, undt derwegen auß getrewer,
fleißiger, angelegener sorgfältigkheit offtmahls emb-
siglich betrachtet und uns angelegen sein laßen,
durch was füegliche und beeder religionen zugewan-
then taugliche mittell wir entstandenen wiederwil-
len und mißtrawen auffheben und es mit göttlicher
verleyhung dahien richten und bringen möchten,
das zwischen uns und gantzer unßerer lieben bur-

a Textvorlage (Handschrift): AM Haguenau Pp 1 (Per-
gamenturkunde mit großem anhängendem Siegel). Ab-
bildung der Urkunde in Dollinger, Protestantisme,
S. 77. Nach Jaeger, Réformation, S. 68 soll sich noch
eine Papierhandschrift im Bestand 1 AST des AMS be-
finden. Abdruck (in Auszügen): Röhrich, Mittheilun-
gen 2, S. 484-486 (normalisierend und mit erheblichen
Eingriffen in den Text).

1 Geeigneteres [Mittel], s. FWb 3, Sp. 1331f.
2 Vgl. Nr. 1, S. 422.

gerschaft das rechte gutvertrawen wieder gebracht,
einträchtiges, friedtsames weßen erhalten unnd uff
die liebe posteritet transmittirt und fortgepflantzt
werden möchte.
Haben aber uff gehabte reiffe, wolerwogene beraht-
schlagung khein bequemers1 oder verträglichers be-
funden, dann weil wir in dießer unßerer statt die
zwo im Heiligen römischen reich zugelaßene religio-
nen, wie sie genant sindt: die alte oder Catholische
und die Augspurgische confession, beyeinander ha-
ben, sie auch ohn allen zwang oder gewissens be-
trengnuß zuerhalten, ein yeden bey der einen oder
andern, darzu ihn sein gewissenn treibt, zulaßen, zu-
schützen und handtzuhaben uns ercläreht2, das wir
beede theil oder partheyen wie in kirchen also auch
in schuolen von einander sonderten unnd yedem
theil, was er bey gemeiner statt so für kirchen so
schuolen zu wohnungen und underhaltungen haben
und empfahen solte, zuaigneten.
Unndt weil wir den herren patribus Societatis
Jesu3 uff instendig anhalten des ehrwürdigen, in
Gott hochgelehrten herren patris Henrici Schereni,
der heiligen schrifft doctoris und der collegien Socie-
tatis Rheinischer provintz praepositi provincia-
lis4, so dan darbeneben allergnedigst erinnern und
ermahnen der yetzt regierenden römischen keyser-
lichen mayestat5, unßers allergnedigsten herren, et-
lich wohnungen, häußer und plätz, ein seminarium

3 Zur Ansiedlung des Jesuitenordens in Hagenau vgl. die
Einleitung S. 418f.
4 Heinrich Scheren, Rektor des Kölner Jesuitenkollegs
und Provinzial der Rheinischen Provinz des Jesuitenor-
dens (s. die im Historischen Archiv der Stadt Köln unter
den Signaturen A 21 und A 23A überlieferte Korrespon-
denz Scherens).
5 Kaiser Matthias I., * 1557 als Sohn Kaiser Maximilians
II. in Wien, † März 1619 ebenda, schlug als Statthalter
in Österreich (ab 1593) unter dem Einfluß seines Kanz-

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