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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0484
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Hagenau

oder collegium zuerbawen6, wie auch die schuol
übergeben und eingeraumbdt7 und gebührende un-
derhaltung, lauth auffgerichter, versiegelter Fun-
dation, darzu verordnet, so haben wir zu müglicher
verschaffung der gleichheit alß nicht geringen
bandts des friedens undt desto steifferer fortsetzung
obgedachtes unßers wolmeinenden intents8 nicht
unterlaßen wöllen, gleicher gestalt auch die andern,
unßere mitglieder und angehörigen der Augspurgi-
schen confession zugethane burgerschafft, ihrer kir-
chen, schuol und deren diener mit wohnung und un-
derhaltung zuversehen und zuversuchen.
Sagen und bekhennen demnach wir, der maister
unnd der rath obgemeldt, daß wir in versamletem
Großem rath samptlich und unwiederrüfflich für
uns und alle unßere nachkhommen unsern mitglie-
dern und der Augspurgischen Confession zugetho-
nen burgern zugestelt, übergeben und eingeraumbt
haben, so lang sie der Augspurgischen Confession
bleiben, sich kheiner secten noch anderer, insonder-
heit der Calvinischen religion beypflüchtig machen
werden9, ohn allermenniglichs intrag oder hinderung
frey und unbeschwerth behalten, inhaben und nach
ihrer gelegenheit gebrauchen sollen, namlichen:
- die kirch zu den Barfüeßern zu verrichtung ihrer

lers Melchior Khlesl einen strikt gegenreformatorischen
Kurs ein. Bei der Entmündigung und Absetzung seines
Bruders Kaiser Rudolf (zu ihm s. Nr. 9, Anm. 10) kam
ihm eine führende Rolle zu. Seit 1608 war er König von
Ungarn und Kroation, seit 1611 von Böhmen; nach dem
Tod Rudolfs wurde er im Januar 1612 zum Kaiser ge-
wählt. Vgl. ADB 20, S. 629-654; NDB 16, S. 403-405.
6 AM Hagenau GG 22, Nr. 5. Die Bestätigung der Grün-
dung des Kollegs durch Kaiser Matthias vom 18. No-
vember 1614 unter AM Haguenau GG 22, Nr. 7. Vgl.
auch Grasser, Crises, S. 172f.; Adam, Kirchenge-
schichte Elsaß, S. 447f.
7 Gegen den Widerstand der evangelischen Ratsmitglieder
war den Jesuiten 1607 die Leitung der Lateinschule
übertragen worden. 1611 wurde die für den evangeli-
schen Katechismusunterricht bestimmte Unterlehrer-
stelle an der Schule aufgehoben.
8 Absicht, s. FWb 8, Sp. 168.
9 Im Oktober 1609 hatte der Rat drei Calvinisten aufge-
fordert, von einer oder der andern hieigen kirch ein schein

predigten undt gottsdiensts, wie auch den kirchhoff
alß die begräbnuß, doch außerhalb des chors der kir-
chen, inn welchem den ordenspersohnen ihren or-
denlichen gottsdienst zuverrichten vorbehaltenn
sein sollen10,
- darnach des spittals behaußung, so er in der Stall-
gasßen neben der Scheiden und Sattler gottshauß
liegen hat11, zu eines diaconi wohnung und besten-
digen helffers12 hauß, gleicher gestalt inzuhaben und
zugebrauchen,
- so dan zur schuol, für ihre jugendt in lateinischer
sprach zu instituieren13, unßerer erkhantnuß undt
bereedung14 nach absönderlich zuhaben, die behau-
ßung uff dem Graben, unfern der Steinhütten15, ein-
seyth neben Melchior Greinern, unßerm stattschrei-
ber16, anderseyth Lorentz Moschenroschen, dem
metzger, fornen uffs allmendt, hinden auch uffs all-
mendt, die Newgaß genant, stoßendt, mit hauß,
hoff, gartten und allem begriff17 und zugehördt, wie
solches alles durch unßer fabrickhen Sanct Georgen
werckh18 von herren Casparo Schmiden, Hanaw-
Lichtenbergischen rath und secretario, erkhaufft
worden, zur schulen gebührender weiß zuzurichten,
welche bemelte der Augspurgischen confessions ver-
wanthe ebenmäßig, wie oben bey der kirchen und
helffer hauß gemelt, frey, sicher, ungehindert und

zu bringen, das sy wie andere Cristen communicirt haben;
sonst sollte ihnen Schutz und Schirm aufgekündigt wer-
den. Vgl. Hanauer, Protestantisme, S. 308.
10 Vgl. dazu Nr. 1 sowie die Einleitung S. 405.
11 Zum „Scheide-Gotteshaus“, einer von der Familie Schei-
de gegründeten Beginensammlung, vgl. Klélé, Ur-
sprung S. 127f., zum „Sattler-Gotteshaus“ ebd., S. 129.
12 Zu den Diakonen und zum Streit um ihre Anzahl vgl.
Nr. 9.
13 Unterrichten, s. FWb 8, Sp. 163.
14 Vereinbarung, s. FWb 3, Sp. 1376f.
15 Zur Lage der Schule (Graben, Nr. 30) vgl. Klélé, Ur-
sprung, S. 67.
16 Melchior Greiner war der letzte protestantische Stadt-
schreiber. Nach seinem Tod im Jahr 1616 wurde ein
Katholik zum Stadtschreiber berufen. Vgl. Grasser,
Crises, S. 174.
17 Fläche, s. FWb 3, Sp. 674.
18 Zur Kirchenfabrik St. Georg vgl. die Einleitung S. 404f.

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