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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0514
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Colmar

und betrübten gewissen zu trost und zu ihrer seelen
heill, nicht allein anzunemen, sondern das sie auch
darbey ruhiglich gelassen und durch niemmandts,
was wesens oder stands derselbig sey, darvon ge-
drungen werden solle.
Und irrt darwieder nicht, das gesagt werden möch-
te, es hette die statt Collmar nach aufgerichtem
religionfrieden die Augspurgische Confession nie ge-
habt, und das derwegen ihnen die veränderung der
religion nach aufgerichtem | abschiedt nicht zugelas-
sen etc. Dann darauf würdt geantworttet, das der
religionfried allen ständen frey- und zulässet, das sie
die Augßburgische Confession zu ihrer gelegenheitt
und wolgefallen jeder zeitt in ihren gepietten und
oberkheitten auf- und anrichten mögen, ohnangese-
hen, das sie zuvor der päpstischen religion allein an-
hängig gewesen. Dann also lautten die wortt im re-
ligionfrieden im § [15]: Und damit solcher etc. [...],
bey solcher religon, kirchengebräuchen, so sie aufge-
richt oder nachmals auffrichtten möchten, etc.32
Welche wortt also hell, clar und unverdunckelt, das
sie keine gloß33 noch interpretation leiden mögen.
Nam, ut Bald[us]34 inquit, ubi verba alicuius legis
clara sunt, ibi dici potest, quod habemus textum et
ideo glossa non | indigemus, Bald[us], cons. 343, in-
cip. Examinanda sunt, col. 2, vers. revertendum,

c Fehlt in B.
d A und B: 75.

32 RTA, JR 20,4, Nr, 390, S. 3108f. Nervius zitiert hier zu
nächst den Anfang des Art. 15 und dann die entschei-
dende Passage aus diesem.
33 Erklärung, s. FWb 6, Sp. 2427-2429.
34 Baldo degli Ubaldi (Baldus de Ubaldis), * zwischen 1319
und 1327 in Perugia als Sohn einer Adelsfamilie, Studi-
um in Perugia und Pavia (u.a. bei Bartolo da Sassofer-
rato), 1344 Promotion. Lehre an den Universitäten Bo-
logna, Perugia, Pisa, Florenz, Padua und Pavia, † 1400
in Pavia. Neben Sassoferrato gilt Baldo degli Ubaldi als
der herausragende Vertreter der Kommentatorenschule:
Er verfaßte Kommentare zu den verschiedenen Teilen
des Corpus iuris civilis, aber auch zu den ersten drei Bü-
chern der Dekretalen Papst Gregors IX.; darüber hinaus
schrieb er weit über 2000 Consilien (Consilia in 5 Bden,
1543 in Lyon veröffentlicht, weitere Ausgaben ebendort
1548-1550 und 1559 sowie in Venedig 1575). Eine Ge-
samtausgabe der Werke erschien 1585 in Lyon. Vgl.

lib. 1.35; et idem Bald[us], cons. 174, in fin. lib. 2, ait:
Ubi verba sunt clara, ibi advocatorum cavillationes
non debent habere locum36.
Uber das, so ist am kayserlichen cammergericht und
bey chur- und fürsten je und allwegen der unge-
zweiffelte verstandt des religionfriedens gewesen
und noch, das einem jeden standt und gliedt des
Heiligen Reichs, die päpstische religion zuverlassen
und die Augspurgische Confession anzunemen, be-
vor stehet37, frey- und zugelassen sey, wie dann in
crafft viellangeregts religionfriedens, nach dem der-
selbig anno etc.c 55 zu Augspurg publicieret, von
ettlichen stetten und anderen reichsständen die | ver-
änderung der religion ohne eintrag der römischen
kayserlichen mayestat und anderer stände des Hei-
ligen Reichs fürgenomen worden ist. Quare hic lo-
cum habet, quod Paulus iureconsultus tradit:
Minime mutanda esse, quae diuturnam interpreta-
tionem et observantiam habuerunt, 1. Minime, ff. d.
legib.38 Nam veritas manifesta non est in dubium
refricanda, nec aliter probanda, cum satis sit pro-
bata, teste Caephalo39, cons. 57d, no. 3240.
Auß welchen ursachen und rechtsgründen besten-
diglich inferiert41 würdt, das ein ehrsamer rhatt der
statt Collmar vermög des aufgerichten religionfrie-

Lex. d. MA. 1, Sp. 1375; DDC 2, S. 39-52; HRG2 1,
Sp. 410-412; Kleinheyer / Schröder, Juristen,
S. 40-44.
35 Prima et secunda pars consiliorum domini Baldi de
Perusio, Lyon 1559, Bl. 81v.
36 Ebd., Bl. 153v.
37 Als Recht zusteht, vorbehalten ist, s. FWb 3, Sp. 2209.
38 Dig. I 3, 23 (= ClCiv, ed. Krüger 1, S. 34).
39 Giovanni Cefali (Johannes Cephalus), * 1511/12 in Fer-
rara, lehrte ab 1538/39 in Ferrara, 1550-1555 in Pavia,
1555-1560 in Ferrara, 1560-1565 wiederum in Pavia und
ab 1565 in Padua Römisches Recht. Er starb 1580 oder
1581 in Padua. Eine Sammlung seiner Consilien erschien
zunächst in vier Bänden (Ioannis Cephali Ferrariensis
[...] Consiliorum sive responsorum iuris libri [...], Venedig
1567ff.; der Neuauflage fügte sein Sohn später einen wei-
teren Band hinzu. Vgl. Dizionario biografico degli Ita-
liani 23, S. 314f.
40 Ioannis Cephali Ferrariensis iuriscons. clarissimi consi-
liorum pars prima [...], Mailand 1563, Bl. 114r.
41 Hineingebracht, s. FWb 8, Sp. 86.

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