Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0527
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
4. Zuchtordnung [1575]

det, solich mißbreuch in einichen weg zugedulden.
Sich möcht19 auch hierin yemands so gar unge-
schickt, frävenlich und mutwillig erzeigen, ein Er-
samer Rhat wirde die selben straff mit solichem
ernst fürnemen, das solichs bey mencklich nit ein
geringen spiegel20 verursachen solte, sich des mit
besserem fleiß mog verhüten.
Vom uneelichem beysitz und andern
arckwenigen21 personen
Es haben auch meine Herren, Meister und Rhat,
bedacht, das die süntlichen laster nit allein mit dem
gottslesteren und übermessigem zutrincken, sonder
auch fürnemlich in dem verbotnen Uneelich beysitz
der personen, so nit als Eeleüt zusamen gehörig
seind, aber nicht weniger also gleich den Eeleüten
sonderlich beyeinander wonen und sitzen, alles zu
wider den gebotten des Allmechtigen, einem Ersa-
men Rhat zu schimpfflicher nachred und zerrüttung
irer hyevor fürgenommen rhatungen22, kurtzver-
ruckten jaren mit iren guten freünden, den schöff-
len, abgeredt und angenommen. Nach dem aber be-
melten meinen Herren diser Uneelicher beysitz,
auch ander dergelichen arckwenig personen, so also
offentlich mit grosser ergernuß irs nechsten zu und
von einander wandlen, nit allein zugedulden be-
schwerlich, sonder auch keins wegs leidlich, habent
mergedacht meine Herrn zu handthabung diß irs
götlichen und erberlichen fürnemens, auch erneü-
werung voriger ordnungen, einhellig unnd zum
höchsten zugebieten erkant, das keinem in unser
Statt seßhafft wonend, so Geistlich, Weltlich oder
was stands der sey, kein Uneelich oder arckwenig
beysoß gestattet, noch auch irs gleichen, so also on
schamm mit offentlichem zu- unnd vongon gesehen,
geduldet, sonder sollent die personen, so also, wie
obsteet, beyeinander sitzen, in Monats frist den
nechsten iren abscheid von einandern nemen Und,
ob sye alhye verbliben, sich sampt andern arck-
c Textausfall am Rand.
19 Es mag sich.
20 Abschreckendes Beispiel, s. Grimm, DWb 16,
Sp. 2235f.
21 Leichtfertigen, verrufenen, s. FWb 2, Sp. 89-91.

wenigen personen fürther unarckwenig haben und
halten, damit von inen nit gespürt noch gesehen,
sich in vorigen, als in ergerlichen unnd verbotnen
stand zubegeben, Wie dann deßhalber sondere per-
sonen, so tag und nacht sampt allen schöfflen, die
der gleich arckwenig personen bey iren eyden
anzubringen schuldig seind, ir uffmercken haben
werden.
Soverr aber ein yederman, so manns oder weibs per-
sonen, die disen unsern Christenlichen ordnungen
und gebotten nit gehorsamen, ja auch underston
zuwidertreiben, also das sye sich nit von einandern
thun, oder die, so sich, wie oblut, gesündert und
fürther durch die unsern als arckwenig gespürt und
ergriffen, die würt man beschicken23, uffheben24,
nach gelegenhait straffen oder verwisen. Deß wisß
sich mencklich, Frembd und Heimsch, nyemandts
ußgenommen, gewarnt und keins wegs verschont
sein.
Von Eeleüten und Ledigen personen
Item, so es sich begeben, das yemand Eeleüten oder
Ledigen personen Kuplen, Zutreiben, zu schand
oder laster uffhalten25 oder sonderlich des Eebruchs
Rhat, Hilff, underschleüff26 oder ursach geben oder
thät, die sollen darumb an irem leib, leben und gut
noch erkündung der sach und erkandtnüß des Rhats
gestraff werden.
Ob sich auch zutrüge, das doch erschrockenlicher
und menschlicher vernunfft, auch [...] [zu]c wider ist,
das ein mann so blindt und leichtvertig und sein
fraw selbst zu uneeren furte, dabey und mit were
oder wissen hett und beschehen ließ, Dergleichen,
da ein Mutter ir dochter oder kindt zu uneeren,
schand und laster selbst hilff, mit esse unnd trincke,
zu unnd von gieng, dadurch nit wunder, so das wis-
sentlich und ungestrafft verliben27, ein gantze statt
22 Entscheidungen, s. Grimm, DWb 14, Sp. 208.
23 Vorladen, s. FWb 3, Sp. 1675f.
24 Hier wohl: Festnehmen, s. FWb 2, Sp. 480f.
25 Unterschlupf gewähren, s. FWb 2, Sp. 454f.
26 Vorschub (leisten), s. Grimm, DWb 24, Sp. 1791.
27 Bliebe, s. Lexer 3, Sp. 161.

507
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften