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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0071
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2a. Kirchenordung 1532

bevelhavere nit na notturfft insehens geschehen,
ouch sunst unser schrifften in mißverstandt getzo-
gen.
Damit dan solichem mißverstandt und anderen
beschwerongen, die ferner daruß entstain möchten,
(so vill mögelich) vürkomen werde, haven wir mit
tzydigem vürgehadtem Rathe disse navolgende ord-
nung und berichtung in schrifften setzen und den
Predigern, ouch unseren Amptluden, zustellen lais-
sen, darna sich jeder möge wissen zuhalden.
Zum ersten, das nyemantz in einicher Parkyrchen
zupredigenn zugelassenn werde, er sey dan der Pa-
stor selffst oder sunst ordentlich darzu beroiffen.
Derglychen, das nyemantz in Clösternn oder Con-
venten predige, dan durch zulassen und bevel der
oversten eynes jedern Clösters. Unnd off sich je-
mantz zupredigen hierover understönde, Sulchs sol-
len unsere Amptluide oder bevel- |A3v| havere yedes
orts nit gedulden, die overfarer annemen unnd in
hafftong brengenn, unsers bescheidts ferner zu ge-
warten. Dan so sich zudruge, dat einicher Predicant
widder dissen unsern bevelh handelde oder in synem
predigen sich verlouffen würde, Sullen unsere bevel-
haver van stündt uns mit flyß unnd grundt versten-
digen, in waß unnd wilchen püncten die overtredung
bescheen, Waby wir na befinden unnd verhöre des
handels gebuirlich insehens doin mögen.
Zum anderen, das die Pastore oder ire vurweser das
heilich Evangelium, aldt unnd nuw Testament, zu
warer erkantnyß unsers heylantz Jesu Christi, zu
merung Christlicher liebe, haldung der geboder Got-
tes, zu gehoirsam, frid unnd einicheit, zu besserung
unsers levens, on uffroir unnd eigen nutz, klair, ver-
stentlich und rein predigen unnd vann allem schel-
den der alden oder nuwer lere (wie man die dan ge-
nennen mag) sich gentzlich enthalden, Dwyll daruß
nit anderst dan uffroir und widderwille ervolget.
Zum dritten, das die Prediger neven dem heiligen
Evangelion unnd Epistolen, so na gelegenheit yeder
c Im Druck: unsern.

tzyt vann der kirchen ußgedeilt, dem gemeinen Man
denn glouven mit vlijß, rechtem grunde unnd ver-
stande ußlegen unnd inbilden, wie wir dann dessel-
ven ein form ungeferlicher wise drücken unnd eym
yedern Predicanten zustellen laissen3. |A4r|
Zum vierden. Nadem die geboder4 unsersc Hern ey-
nen jedern Christen zuwissen van nöden, das unsern
underdanen die selvige vorgesacht unnd erkliert
werden, wie die dan ungeverlicher wise herna vol-
gen.
Anfencklich, Das wir geine frembde gotter, son-
der eynen Got haven sollen, wilcher schöpper hym-
mels unnd erden5, wilcher ist der weg, die wairheit
unnd das leven6, wilchen wir vur alle ding lieff ha-
ven, förchten, eren, prijsen, anbeden unnd yme ver-
truwen sollen.
Das mann synen gotlichen namen nit unnützlich
soll in getzuichniß nemen7 oder by einiger creaturen
unnützlich schweren, sonder in nöden zu syner ge-
naden unnd barmhertzicheit unsere zuflucht haven.
Das wir die feyrdage mit hörung des wort Got-
tes, mit Christlichen gebedern, mit almusen, mit be-
ruwe unser sünde unnd rechtem glouven unnd ver-
truwen gegenn Got Christlich heiligen sollen.
Das wir unser eltern, overhern, nechsten Eren,
lieffhaven, dienen unnd gehoirsam syn sollen.
Das wir nyemantz sollen dötschlagen an lijve
oder affnemung syner Eren, sonder einem jedern by-
redich, furderlich unnd behufflich syn.
Das wir ein tzüchtigs, reyn unnd kuysch leven
füren unnd nit doin oder redden, damit eyn reyn
hertz befleckt oder geergert möcht werden. |A4v|
Das wyr neymantz das syne myt gewalt oder
heymlich entfrembden, Nyemantz mit böser wahre
oder sunst bedriegen, sonder eyns jedern nütz helf-
fen fordernn, verantworden und verdedingen.
Das wyr gegenn unnserm nehsten gein falsch
getzüychniß gebruichen, Nyemantz verraden, nye-
mantz övel naredden, nyemantz Ere benemen, son-
der alle sachen in das beste wenden.

5 Gen 1,1.
6 Joh 14,6.
7 Ex 20,7; Dtn 5,11.

3 Zum Katechismus siehe oben, S. 36f.
4 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21.

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