Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0072
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Jülich-Kleve-Berg

Das wyr nyemantz das syn sollen affbegerenn
oder mit list entfrembden, Ouch nyemantz wijff,
kyndt oder dienstbaden begeren, Sonder die mit
vlijß stercken, das sie iren mennern, aldern unnd
herschafften wie sich gebürt dienen und iren gebod-
dern gehoirsam syn sollenn.
Zum fünfften. Dwyl das gebet den glouven in uns
däglich ubet und Got der Herr, das wyr bidden sol-
len, uns bevolhen8, sollen die Prediger mit andacht
zubidden den gemeinen man bewegen, unnd das
glych wye die sundigen, so stelen, rouven unnd an-
dere öveldadenn bewijsen, Also sündigen ouch die,
so nummer biddenn, Got den Hernn nit loven unnd
eren. Sie sollenn ouch underricht werden, vur sich
selffs nit allein, sonder vur die overicheit, vur ire
nehsten und all anligen der Christgleuffigen mitt-
zubeden. Unnd nachdem das Vader unser9 von un-
serm Hernn unnd erlöser Jesu Christo uns gelert
unnd gegeven, In wilchem alle nötturfft eynes je-
dern Christen verfasset, Soll sölchs mit bestendigem
gegen Got vortruwen gebedenn unnd dem gemeynen
|B1r| man mit warem verstande (wie der dan ouch
van uns in druck gestalt10) erkliert werden. Es mö-
genn ouch hieneven die Prediger uß dem alden unnd
nuwen Testament gebedder ußtziehen und die den
gemeinen man leren unnd underwisen, das sie Got
den Hern in den heiligen und die heiligen in Got
loven, Eren und prijßen.
Zum sesten, das geinn nuwerong widder die heilige
Sacramenten, widder die gesengh und lesen der kir-
chen, widder löffliche, hergebrachte Ceremonienn
ingefurt sollenn werdenn, Sonder eyns jedernn der-
selvigen rechten gebruych, herkompst unnd beduy-
dong grondtlich erklieren.
Zum sevenden. So die kynder na der verheissung
Gottes durch den heiligen Tauff als die widderge-
burt des wassers unnd geists11 erstlichen in der
Christlicher gemeyn und kirchen der gleuffseligen
angenomen werden, das die Prediger den gemeinen
8 Mt 7,7; Mk 11,24; Lk 11,9; Joh 14,13-14.
9 Mt 6,9-13.
10 Zum Katechismus siehe oben, S. 36f.

man flijßlichen underrichten der gelöffden zu Got
unnd verschwerung des Vyandtz listen unnd ander
Catechismos, so by denn kynder Tauffen geöfft
unnd gebruicht, damit die jungen, ankomende
Christgleuvige mynschen irer ersten gelöffden unnd
waß van iret wegen verwilkürt unnd zugesagt, ver-
stendigt und erynnert werden.
Zum achten, Das das Ampt der heiligen Meß gehal-
den und der gemein man myt höchstem vlijß un-
|B1v| derricht werde, das in dem hochwirdigsten Sa-
crament des altars warhafftig lijff unnd blut Christi
sy unnd das durch das Sacrament uns genad und
vergebung unser sunde van dem Hernn Jesu zuge-
sagt, Wilche zusage durch synen doid unnd un-
schuldigs blut bestedigt ist wordenn, unnd das so-
lich hochwirdig Sacrament mit rechtem berouwe
unnd bycht der sunden in eynem waren glouven ent-
fangen solle werden. Das derhalve alle seelsorger
vursichtig syn, das sie in der Bycht nit unge-
schickts, geferlichs oder argkwönichs fragen, daruß
dann eyn bychtkindt geergert oder zom bösen
möcht geursachet werden, Sonder sollen sie zu er-
kentniß irer sunden und wie sie dieselvigenn mith
grund ires hertzen berouwen, ir sundtlich levenn
besseren unnd das heilig Sacrament in warem glouf-
fenn entfangen unnd ire hoffnung in Got stellen,
Christlich underrichten, Furnemlichenn die irrige,
bedrüffte, verdruckte gewissen, wilche durch bewe-
genn irer begangner sundt beschwerdte Conscien-
tien haven, myt tröstlichen worten und Gots ma-
nichfaldige verheissungen und gelöffden uß der hei-
liger schrifft myldigklich berichtenn und in fryden
stellen.
Das sie ouch in der bycht und sunst die under-
danen underichten unnd leren, das sie irer overicheit
(welche van Got dem Hernn verordent12) gehoirsam
synn unnd sich vur allem uffroir, empörungen und
mötwillen hüden. |B2r|
Und so etliche mit unrechtem gude beladen, Sol-
len gelert werden, datselvige nit gantz oder zum deil
zubehalden, noch in Clöstern, Gotshusern oder an-
11 Joh 3,5; Tit 3,5.
12 Röm 13,1-7.

54
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften