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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0073
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2a. Kirchenordung 1532

dere geistliche orter zugeven, sonder den rechten
Hernn, daher es entfrembdt, oder iren erbenn (so-
vern die einichs wegs zu bekommen) wederumb zu
verschaffen unnd behendigen.
Zum nüyndten, Das sie sich ouch beflyssigen, den
gemeinen Man zu Penitentien und berouwe, zu hal-
dung der gebodder Gottes zuermanen, unnd das der
glouff sonder Penitentz oder berouw des hertzen,
sonder die lere der geboder unnd forcht Gottes unnd
liebe des nehsten nit bestan mag.
Es erheischet ouch die nöt, das denn underda-
nenn dagliche straiff der övelthait unnd sundenn
werde ertzalt unnd das sie geleret, mit waß Christ-
lichem wandell dem Duffel unnd den sunden möge
ritterlich widderstrebt werden, unnd das durch das
gebet der glouve gemeert, durch die Allmusen dem
nehsten gedient, dem geytz affgebrochen unnd
durch das fastenn unnd arbeiden das fleisch ge-
tzempt wierdt.
Zum tzehenden. Nadem die heilige Ehe van Got
dem Hernn ingesatzt, das die Prediger dem gemey-
nenn volck warhafftigen grundt und verstandt der-
selviger Ehe erkleren und leren, wie sich ein jedes
gemahel gegen dem anderen nach vermöge der hei-
ligen schrifft halden, lieven und ertzeigen söllen.
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Zum eylfften, Das ein jeder Pastor oder syne ver-
weser zum mynsten eyns im jar eyns jedern synes
Kyrspels kyndt gewissen in den obgemeltenn Arti-
culen examiniren unnd inen derselvigen waren ver-
standt unnd grundt antzeigen unnd niemantz zu
dem hochwerdigen Sacrament lassen, er sey dann
dartzu na der notturfft bericht und genoichsam be-
funden.
Zum tzwölfften. Uff das die obangetzeigte heufft-
stücke deszu statlicher geleret unnd ingebildet mö-
gen werden, das eyn igklicher Prediger am ende sy-
ner predigen na erheisschen unnd vorderung der
tzyt, und so es dieselve erlyden mag, eyn oder mehr
derselvigen Articulen oder püncten dem gemeynen
13 Siehe oben, Anm. 4.

volck bedude und erklere unnd in der navolgender
predigen avermals ein oder tzwei dar navolgender
Articulen, und so hynfurt van predigen zu predigen
zu allen tzijden eyn oder mehr derselviger Articulen
biß uff das letst myt grundt der schrifft inplantze,
bekentlich mache und also entlichen verstendige,
Nemlichenn an den Articulenn des glouvens anzu-
fangen unnd na endt dero die tzehen geboden13, dar-
nach das Vader unnser14, ouch ermanung der douffs
gelöbden unnd anderer obgemelter Articulen zu-
doin, biß und sofern dieselvige alle van articulen zu
articulen klair und grundtlich geendicht syn und
also nach endt der allen widderumb am irsten an-
fangen und na derselviger manieren wie vor aver-
mals erynnern unnd vermanen, uff das dieselvige
durch die gemeine Christenminschen in alwege vur
ougen, in frischer gedechtniß gehalden und in geinen
vergeß gestalt werden. |B3r|
So viel aver die Ceremonien beruirt, das der Pre-
diger sich beflijssige, na gebruich und övong dersel-
venn eyn igkliche Ceremonienn uff syne angesatzte
tzyt unnd wanne die in der heiligenn kirchenn ge-
halden werdenn, unnd die andere, so däglichs ge-
bruicht, uff beqweme gelegenheit mit der schrifft
dem gemeinen volck zu beduden unnd grundtli-
chenn zu underwisen, uff das by dem gemeynen
mann derselviger Ceremonien halver geynn mißver-
standt oder verachtung entstä.
Zum drytzehenden. Das die Prediger mitt vlijß den
gemeynen Man underrichten, die Vesteldage nit an-
ders dan na lovelicher Ordenung und aldem herko-
men der heiligen Kirchen zuhalden, es geschee dan
lijffs kranckheit halver, Waby die overigheit in dem
nyt veracht und geschmehet unnd die lieff des neh-
sten gekrencket und die selvige dardurch geergert
werde.
Unnd wanne die Sondag unnd andere Feyerdage
durch die Predicanten dem gemeynen Man verkun-
dicht, Alßdan sy darby zu underrichten, das sye die-
selvige mit Christlichen gebedern, mit erwegung ires
sundtlichen levens, mit warem berouw, mit hörung
des wort gottes andechtigklichen halden und heili-
14 Siehe oben, Anm. 9.

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