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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0083
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2c. Deklaration zur Kirchenordnung 1533

Zom Dritten. Als in unser ußgegangner Or- |C1v|
dnung17 bevolhen, die zehen geboder18 (so sie eynen
ideren Christen zu wissen van noeden sind) mit flyß
inzubilden und zu ercleren, Sullen unse verordente
Rede nachmals allen pastoeren und Predicanten be-
richtung gevenn, dat sie des gesetz und geboder hal-
ven den gemeinenn Man ferner underrichten, dat
Got almechtig durch Moysen dat gesetz als einen
zuchtmeister zu erkantniß synes willen und unser
sunden gegeven, Item, dat die overtreder der gebo-
der Gots, ouch des geringsten, des ewigen doitz
schuldich syn, Item, dat ouch die straff der oveldait
und sunden mit flyß verzalt und exempell davan uß
der schrifft genomen und also dat volck erinnert
werd syner myßdait, Gots gerichts und gerechtig-
heit, Dwyll er ouch synen einigen geliefften Son
umb frembder und synes volck sunde willen gesla-
gen und in den doit gegeven, daruß zu vernemen,
wes wir, die selver so groißlich und manichfeldich
sundigen, verdient haven. Erklierung der Geboder.
Zom Vierden. Nachdem wir in unser Ordnung19 be-
volhen, neven den Evangelien und Episto- |C2r| len,
so na gelegenheit ider zijt van der kirchen ußge-
deylt, dem gemeinen Man den gelouven mit flyß,
rechtem grond und verstand ußzulegen, So sullen
unse verordente Rede den Predigeren ansagen, dat
sie des gelouvens halver den gemeinen Man ferner
underrichten. Nachdem (wie vurgemelt) alle myn-
sschen van naturen kinder des zorns20 unnd verdam-
niß syn und durch sich selffs der sunden nit erledicht
mogen werden, dat derhalven Got der Her dat
ellend des mynßlichen geschlechts uß syner un-
usprechlicher barmherzicheit mit genaden angese-
hen und synen eynigen, geliefften Son zu unserer
versoenung und erloesung in den doit gegeven, wil-
che durch einen vasten, rechten gelouven erlangt
werden.
Item, dat der gelouff nit ein lichtferdiger waen
sy, sonder in sich begryff alles, wes in der hilliger
schrifft verfast, fur gewiß und warhafftig zu halden
17 Siehe oben, S. 53.
18 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21.
19 Siehe oben, S. 54.
20 Eph 2,3.

und darzu ein festlich, levendich vertruwenn in die
barmhertzicheyt Gots, uns van Got verheysschen
und durch Christum richlich und mildiglich erwor-
ven, uff dat wir uns also ime gantz und gar ergeven.
Item, dat die sulchen gelouven haven, so wail
sich fruchten und erschrecken fur der dreuwung und
straiff der oveldait, als verhoffen und erwarten der
verheysschung der waeldait, So nymants uff die ver-
heysschung der schrifft sich troestenn mach, der nit
ouch mit gantzem flyß und vermogenn nakompt
dem jhenigen, wes der Her in der schrifft bevolhen,
oder zum wenigsten syne |C2v| schwacheit und ge-
brechenn bekenne, umb genad unnd sterckung bid-
de und sich beflyssige zu besseren.
Item, dat der rechter glouff on lieffd gegen Got
und den nesten nit bestaen mach.
Item, dat die, so Got lieff haven, syn wort hoe-
ren, dem selvigen anhangen und die Christliche fry-
heit nit fur eyn usserlich oder des fleysch fryheit
achtenn, sonder uß gudem, geneigten willen doin,
darzu dat gesetz gedrongen, und also usß lieffden
anderen zu dienen willich und bereyt syn.
Item, dat die lieffde des nesten nit archwoenich,
nit eygennutzich, nit moitwillich, sonder alles
sanfftmoediglich duldet und ins best wendet etc.21
Item, dat widder die lieffd des nesten handelen,
die iren nesten lichtferdich urdelen, mit worden,
wercken, boesem leven und Exempell ergerniß geven
ader sunst innichs wegs anderen doin ader underlas-
sen, dat sy nit gern gedain ader underlassen hetten.
Zom Vunfften. Nachdem ouch in derselvi- |C3r| ger
unser ußgegangner Ordenong22 meldung geschicht,
dwyll dat gebet den glouvenn in uns degelichs oefft
und Got der Her, dat wir bidden sullen, uns bevol-
hen23, dat die Prediger mit andacht den gemeinen
Man zu bidden bewegen sullen, und glych wie die
sundigen, so stelen, rouven und andere oveldaden
bewisen, dat also ouch die sundigen, so nymmer bid-
den, Got den hern nit loven und eheren, dat ouch
der gemein Man underricht werd, nit allein fur sich
21 Vgl. 1Kor 13,4-7.
22 Siehe oben, S. 54.
23 Mt 7,7; Mk 11,24; Lk 11,9; Joh 14,13-14.

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