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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0084
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Jülich-Kleve-Berg

selffs, sonder fur ire obericheit, fur ire nesten unnd
alle anligen der Christgleuvigenn mit zu bidden.
Und nachdem dat Vader unser24 van unserm hern
und erloeser Jesu Christo uns geliert und gegeven, in
wilchem alle notdurfft eynes iderenn Christen ver-
fast, dat sulchs mit bestendigem gegen Got vertru-
wen gebeden und dem gemeinen Man mit waerem
verstand erkliert sull werden, dat ouch die Prediger
darneven uß dem alden und nuwen Testament ge-
beder ußtziehen, den gemeinen Man lerenn und un-
derwisen mogen, dat sie Got den Herren in den hil-
ligen und die hilligenn in Got loven, eheren und pry-
sen, Sullenn unse verordente Rede den Pastoeren
und Predigerenn disses artickels halven ferner an-
tzeigung und berichtung doin, dat der gemeyn Man
underricht werd, nit uß lichtferdigem gemoede,
ouch nit allein mit dem munde ader umb sachen, die
Got nit gefellich, zu bidden, sonder in allen noeden
uß bekentlicheit der gebrechen und beger der bes-
serung in eynem starcken gelouven und vertruwenn
uß grundt des hertzen Got den hern zu bidden und
in geinen zwifel zu stellen, wes in sulchem guden,
vasten glouven gebeden wirt, datselvige ader eyn
bessers zu erlangenn, doch da innen Got gein zyll,
zyt ader maß zu setzen, so er |C3v| unse notdurfft
besser weyß, williger und vermugender ist zu geven,
dan wir ime eynichs wegs furstellenn ader begeren
khonnen.
Zom Sesten. Als in unser Ordenung25 meldung ge-
schicht, wie die kynder nach der verheysschung
Gots durch denn hilligenn douff als die widderge-
burt des wassers und geystes26 irstlich in der Christ-
lichen gemein und kirchen der geleuffselichen ange-
nomen werden, dat die Prediger den gemeynen Man
flyslichenn underrichten sullen der geloefften zu Got
und verschwerung, des fyants listen und anderer
Catechismos, die by dem kinderdeuffen gebruycht,
damit die jongenn, ankhomenden Christgleuvinge
minschenn irer irster geloefften und wes van iret-
wegen verwilkuert und zugesacht, verstendigt und
erinnert mogen werden, So sullen unsere Rede den
Pastoeren ferner ansagen, die erklerung nachvolgen-
24 Mt 6,9-13.
25 Siehe oben, S. 54.

der maß zu doinn, Nemlich dat dat deuffen im was-
ser beduyt, dat der alde mynsch (der in sunden ent-
fangen, geboren und zu dem boesen geneigt) im was-
ser der penitencien ersuyfft und zum dode verordelt,
Also dat wir in denn doit Christi gedeufft, der lust
und begerden des fleisch nit mehe volgen, sonder in
degelicher arbeit, strit und oevong staen sullenn, dat
selvige zu bezwingen, mit Christo an dat Cruytz zu
schlain, zu doeden und zu begraven, uff dat, wie
Christus van dem doede ufferstanden in der glory
syns Vaders, wir ouch in nuwem leven unnd nach
|C4r| dem geyst wandelenn unnd also in der glory
ufferstaen unnd ewiglich mit ime levenn mogenn,
unnd glych als wir durch die sunde doit gewest, dat
er uns durch synen doit levendich gemacht und den
alden mynschen zu einer nuwer Creatur, dat Ly-
cham der sunden in syn lycham, van unrechtem ge-
recht, van gefangen fry, van kyndern der mynschen
kinder Gotz geendert, Und derhalven zu vermanen,
Nachdem unser erloeser, heufft und furgenger Jesus
Christus syn Cruitz umb unser sunde willen gedul-
diglich uff sich genomen und sonder widersprechen
willich in den doit gegangenn, dat darumb eyn ider
alle lydenn und wederwerdicheit, so ime overkho-
men mach, geduldiglich uff sich nemen und dragen
sall.
Item, dat ouch die Pastöre und Capellane der
gedeuffter kynder gefadern und aldern ires Ampts
ermanenn, daran zu syn, wan die kinder zu iren ver-
stentlichenn dagen komen, dat sie in zocht, Gots
forcht und bekentniß bericht und ertzogen werden.
Zom Sievenden. Nachdem in unser ußgegangner Or-
denung27 verluidt wirt, dat dat Ampt der hilligen
Meß gehalden unnd der gemeyn Man mit hochsten
flyssz undericht sull werden, dat in dem hochwer-
digen Sacrament des altaers warhafftig lyff und
bloit Christi sy und dat in dem Sacrament |C4v| uns
genad und vergevung unser sunden van dem Hern
Jesu zugesacht, wilche zusage durch synen doit
unnd unschuldichs bloit bestedigt worden, Sullen
unsere Rede allen Pastoeren und Seelsorgeren an-
sagen, ferner dat volck van der krafft und beduy-
26 Joh 3,5; Tit 3,5.
27 Siehe oben, S. 54.

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