6. Abendmahlsmandat [um 1558]
6. Abendmahlsmandata
[um 1558]
Wilhelm1, hertzog zu Guylich etc.
Nachdem wir nu ein lange zeit her (leider) im werck
gespurt und befonden, das an vielen ortern und auch
sehr in unsern landen sich viel beschweeren und un-
der dem guten, hohen, gotlichen werck und under
dem schein unsers hochsten guts und trost unser see-
len, als nemlich das hochste pandt, das uns der herr
Christus am holtz des creutz erworben und nachge-
lassen, sein durbers fleisch und bluts, viel irthumbs,
zweitracht und uneynigheit, jha auch secten sich in-
dryngen, auss disser ursachen, das sie das hochwir-
dig sacrament under beider gestalt nit mogen ge-
niessen, und das dardurch irer viel vom sacrament,
von dem gotlichen wort und von der kirchen gehor-
sam und gemeyn des herrn blyven, etliche uß mut-
willen, und wolten iren boesen wandell und leben
under dem decksell des hochstes guts gern bedecken,
etliche auch, das sie von andern verfurt und gelehrt,
wan sie es anders entfiengen, das sie ire seligheit nit
daran entfiengen. Zudem lauffen auch hiemit under,
wan sie es schon under beider gestalt entfangen, das
sie nit glauben, der wharer leib und blut des herrn
[sei] furhanden, und machen |60v| also ein zeichen
daruß. Darneben felt auch hart in, dweill das (lei-
der) die widergeteufften und sacramentierer
vast2 an vielen orten sich eindringen und man sie nit
alzeit eygentlich kan erkennen, aber sunst woll ver-
mirckt, das sie vonn sacramenten und der kirchen
blyven, und nemen diß auch fur unschult, das inen
die communion under beider gestalt geweigert, und
zeigen an, wan inen das hochwirdig sacrament also
gereicht, wolten sie sich gehorsam und als fromme
christen halten, damit sie dan viel ungelerte, einfel-
tige, fromme luyde zu irer secten bewegen, darneben
auch viel swermer under dissem schein mit inreissen.
Zum letsten, das auch viel frommer, einfeltiger
a Textvorlage (Handschrift): LAV NRW R, Jülich-
Berg II, Nr. 200, fol. 60r-63v.
luyde uß gutem, christlichen eyffer allein umb be-
schwernuß ires gewissens will und das sie Gottes
zornn furchten, wan sie es anders entfiengen, und
auch nit woll anders zu berichten, von solichem ho-
hen, christlichen werck abblyven, wie wir dan (lei-
der) an vielen orteren in unsern landen befonden,
das irer viel hondert umb solicher ursachen one sa-
crament seindt gestorben, wir geschweigen, wie dis-
ser hoher beschwernuß dan noch vielmehr furhan-
den sein. |61r |
Also das wir uß gnedigem, trouwen, christlichen
gemüt diß zu hertzen gefurt und nit gern lenger wol-
ten zusehen, das unsere arme underthanen, die uß
eynem frommen, christlichen eyffer in irem gewissen
und irer selicheit halber beschwert weren, von uns
wurden wyder betrubt, uffgehalten oder unsernthal-
ber abgeschreckt, auch, damit man mit gotlicher
hilff alle secten, rotterien, sacramentierer, wider-
theuffer und andere unchristliche leren und hendell
an den tage brechte, soliche sectarien desto baß er-
kandt, inen begegnet und sie zu gehorsam bracht
werden mochten, zudem, das unser hochstes gut nit
zu eynem deckell alles boeses gebraucht, auch nye-
mant ursach gegeven wurde, sich von dem gotli-
chen, selichmachendem wort, den heiligen, christli-
chen sacramenten und der gemeynden der christli-
chen kirchen abzuhalten, sonder sich zom wenigsten
ein, zwey oder drey mal im jar zu erzeigen als ge-
horsame christen, die nit gern von eynem jar ins an-
der, wie rhauwe leyde one gottesfurcht, berhaw und
leidtdoin irer sunden bleiben wolten, darneben, das
nit mehr zugesehen und ursach gegeben werde, das
soviel betrüebter gewissen, sonder |61v| einiche sa-
cramenten oder bekandtnuß solten hinscheiden von
diesem betrubtem jamerthall, so haben dem allem
nach wir nit umbgehen mogen, Gott dem almechti-
gen zu lob und seinen armen creaturen, die er uns
1 Wilhelm V. von Kleve (reg. 1539-1592), siehe oben,
S. 40 Anm. 79.
2 In großer Zahl.
81
6. Abendmahlsmandata
[um 1558]
Wilhelm1, hertzog zu Guylich etc.
Nachdem wir nu ein lange zeit her (leider) im werck
gespurt und befonden, das an vielen ortern und auch
sehr in unsern landen sich viel beschweeren und un-
der dem guten, hohen, gotlichen werck und under
dem schein unsers hochsten guts und trost unser see-
len, als nemlich das hochste pandt, das uns der herr
Christus am holtz des creutz erworben und nachge-
lassen, sein durbers fleisch und bluts, viel irthumbs,
zweitracht und uneynigheit, jha auch secten sich in-
dryngen, auss disser ursachen, das sie das hochwir-
dig sacrament under beider gestalt nit mogen ge-
niessen, und das dardurch irer viel vom sacrament,
von dem gotlichen wort und von der kirchen gehor-
sam und gemeyn des herrn blyven, etliche uß mut-
willen, und wolten iren boesen wandell und leben
under dem decksell des hochstes guts gern bedecken,
etliche auch, das sie von andern verfurt und gelehrt,
wan sie es anders entfiengen, das sie ire seligheit nit
daran entfiengen. Zudem lauffen auch hiemit under,
wan sie es schon under beider gestalt entfangen, das
sie nit glauben, der wharer leib und blut des herrn
[sei] furhanden, und machen |60v| also ein zeichen
daruß. Darneben felt auch hart in, dweill das (lei-
der) die widergeteufften und sacramentierer
vast2 an vielen orten sich eindringen und man sie nit
alzeit eygentlich kan erkennen, aber sunst woll ver-
mirckt, das sie vonn sacramenten und der kirchen
blyven, und nemen diß auch fur unschult, das inen
die communion under beider gestalt geweigert, und
zeigen an, wan inen das hochwirdig sacrament also
gereicht, wolten sie sich gehorsam und als fromme
christen halten, damit sie dan viel ungelerte, einfel-
tige, fromme luyde zu irer secten bewegen, darneben
auch viel swermer under dissem schein mit inreissen.
Zum letsten, das auch viel frommer, einfeltiger
a Textvorlage (Handschrift): LAV NRW R, Jülich-
Berg II, Nr. 200, fol. 60r-63v.
luyde uß gutem, christlichen eyffer allein umb be-
schwernuß ires gewissens will und das sie Gottes
zornn furchten, wan sie es anders entfiengen, und
auch nit woll anders zu berichten, von solichem ho-
hen, christlichen werck abblyven, wie wir dan (lei-
der) an vielen orteren in unsern landen befonden,
das irer viel hondert umb solicher ursachen one sa-
crament seindt gestorben, wir geschweigen, wie dis-
ser hoher beschwernuß dan noch vielmehr furhan-
den sein. |61r |
Also das wir uß gnedigem, trouwen, christlichen
gemüt diß zu hertzen gefurt und nit gern lenger wol-
ten zusehen, das unsere arme underthanen, die uß
eynem frommen, christlichen eyffer in irem gewissen
und irer selicheit halber beschwert weren, von uns
wurden wyder betrubt, uffgehalten oder unsernthal-
ber abgeschreckt, auch, damit man mit gotlicher
hilff alle secten, rotterien, sacramentierer, wider-
theuffer und andere unchristliche leren und hendell
an den tage brechte, soliche sectarien desto baß er-
kandt, inen begegnet und sie zu gehorsam bracht
werden mochten, zudem, das unser hochstes gut nit
zu eynem deckell alles boeses gebraucht, auch nye-
mant ursach gegeven wurde, sich von dem gotli-
chen, selichmachendem wort, den heiligen, christli-
chen sacramenten und der gemeynden der christli-
chen kirchen abzuhalten, sonder sich zom wenigsten
ein, zwey oder drey mal im jar zu erzeigen als ge-
horsame christen, die nit gern von eynem jar ins an-
der, wie rhauwe leyde one gottesfurcht, berhaw und
leidtdoin irer sunden bleiben wolten, darneben, das
nit mehr zugesehen und ursach gegeben werde, das
soviel betrüebter gewissen, sonder |61v| einiche sa-
cramenten oder bekandtnuß solten hinscheiden von
diesem betrubtem jamerthall, so haben dem allem
nach wir nit umbgehen mogen, Gott dem almechti-
gen zu lob und seinen armen creaturen, die er uns
1 Wilhelm V. von Kleve (reg. 1539-1592), siehe oben,
S. 40 Anm. 79.
2 In großer Zahl.
81