Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0145
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
2. Kirchenordnung 1530

Arbeit aller Predicanten

Des Söndages und hilgen dages up den morgen van
Pascken an wente Michelis18 schal de eine Prediger
tho unser leven Frawen tho v slegen den Ca-
thec[h]ismon upt alder slechteste predigen, up dat
dat gemeyne deynstvolck mögen weten des Vader
unse[r]s19, des gelovens20, der döpe, des Sacramentes
des lives und blodes Christi, Up dat se leren, wat de
rechte love si, de rechte bote, dat rechte bet und wat
se van dem licham und blode Christi, alse ym avent-
mal bevalen, holden schölen, allene eine halve stün-
de. So schal dar de Metten gesungen werden, yd si
vor edder na. To vi slegen ofte weinich darnach
schal de tho sünte Simeon predigen dat Evangelion
edder wat he den vorgenomen heft. To vii slegen
schal de ander pre- [B4v| diger tho unser leven Fra-
wen predigen uth der Epistellen Petri edder Joannis
edder eynen Evangelisten, Doch schal yd nicht ge-
scheen ane des superattendenten weten und wyllen.
Darna schal de Mysse gesungen werden, so Com-
municanten dar sint, anders nicht. Wen yd viii sleit,
schal de misse tho Sunte Merten werden angehaven
unde na dem Evangelio, dat gesungen wert, schal de
Superattendens dat Evangelion van dage edder Fe-
ste predigenn. Unde also schölen de Predicanten mit
sick eins werden, up dat nein widererringe kame.
Des middages holden se winter und sommer
eins21, So schal de Superattendens predigen tho xii
slegen de Epistelen vam Söndage edder Feste, yd si
tho sünte Merten, tho unser leven Frawen edder tho

den Paulern. Doch schölen alle predicanten de stun-
de der predige yn ein ider caspel alle Söndage dem
volcke vorkündigen. Men wolde wol mer predigen,
överst dewyle wy hyr noch so svack van predigern
sin und de velheyt des arbeides dem gemeynen ock
tragen wolde, wil wi id hirbi geschein laten eyn tidt-
lanck.
Des Winters vormiddage
So schal de Cathec[h]ismon alleine yn einer kerken,
|C1r| alse tho S. Merten, tho vi slegen geprediget
werden, To vii slegen tho unser leven Frawen, Tho
viii slegen tho S. Merten dat Evangelion vam dage
edder Feste. Doch schölen de predicanten sülkes
vorhen eins werden und also dem volcke vorkündi-
gen.
Des Werkeldages yn der Weken
Id schölen des werkeldages beide, Winter und Som-
mer, baven eine halve stunde nicht geprediget wer-
den. De ordeninge over der predekinge ys düsse: Des
dinchstedages schal de tho S. Simeon prediken um
viii slege, winter und sommer. Des mitwekens tho
unser leven Frawen den vörmiddach up de vörige
stunde. To ii slegen na middag schal de eine tho
S. Merten predigen, Des Fridages schal predegen de
Superattendens tho S. Merten effte wor he wil.

Lon der Predicanten unde Woninge

Nadem Paulus secht: So wi yw dat geistlike seygen,
ys billich, dat wi dat fleislike meigen, 1. Timo. 5
[17]. 1. Corin. 9 [9] Secht he: De Prester, de ym wor-
de |C1v| arbeiden, sint dubbelder ere wert. Dyssen
spröke secht he nicht van den mißkerls, sünder van
den predigern, de dat wort Gades predigen, Worum-
me ys yd billich, dat me den predigern und anderen
deneren tidtlike neringe (Wo Christus sülvest be-

18 29. September.
19 Mt 6,9-13.

veelt) schaffe, Indeme ein yder doch wol weit, Wat
ein yarlanck den lüden kostet, de alle dinck up den
pennink möten hebben und kein ander fördel edder
warnung hebben, dar se sülkes möten afnemen. Wor
is den noch kledinge, eten und drincken, Und wes
hir noch dat weingeste is, vorschaffet? Men weit
ock, wo men süslange mit grotem gelde und gude
den gennen, de uns dat wort Gades gestalen und up

20 Apostolisches Glaubensbekenntnis, BSELK S. 42f.
21 Gleichermaßen.

127
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften