Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0150
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Minden

Arbeyt des Scholemeisters und der gesellen

Van dem arbeyde yn der Scholen weyt yck neyne
beter grunt, men alse Philip[pi] Melan[thoni] yn
dem boke, dat düssen titel hefft: Underrichtynge
der visitatoren an de parner etc.,36 tho vinden. Id
wert de Schole- |D2v| meister ock wol na gelegenheit
der jungen und gesellen mit des Superattendente
rade de lectien, de dar werden nütte sin, vornemen.
De Kinder schölen gedelet werden yn ii deile, des
werden de ersten, dat sint de kleinen Alphabeti-
sten37 und Donatisten, öre egen rhüm (up dat se de
anderen mit örem murrende nicht vorstören) und
bequemheit hebben. De Scholemester schal de yun-
gen wol anholden, dat se gud latin leren und, so se
dartho denen könen, schal he öne Grekescke böck-
stave ock kennen leren Und dat Pater noster38 edder
süst lychte dictiones vorholden, doch nycht, eer se
dartho denen könen. Ock heft de Scholemester sick
vorgenamen, den, so dartho denen, yd si van buten
edder binnen der Stadt, Grekesck und, so ydt nöt
weer, Hebreesck tho lesende und lerende, dar ock
ein E. Radt alse na gemackliker stede tho sülcken
behove düsser stede helpen vorschaffen. Wol nu so-
dane kunst tho lerende begeret, möge sick tho vor-
genömder stede fögen, Darsülven wert men umme
ein temelick gelt sodans tho lerende befunden.
So nu yemant were, de düdesch beide, Schriven
und lesen, leren wolde, Schal de eine geselle, de de
kinder leret, ock vorplichtet sin So lange, dat men
myt der tydt mer dener tho holdende vormögen si.
Süslange hebben wi unse kinder dartho geven, dat se
sint Mönneke und papen geworden, de doch nemant
anders wen örem buke und dem düvel gedenet heb-
ben und, wen einer Stadt nöth anleige, yst nycht
einer gewesen, de sick hebbe laten könen tho vor-
schaffinge des gemenen besten bruken. Wer id nu
nicht beter, dat men sülcke kinder, de ydermanne
denen könde, upthotende sick beflitede? Ick hope,
eyn yderman wert dar wol tho trachten.
36 Philipp Melanchthon, Unterricht der Visitatoren an die
Pfarrherrn im Kurfürstentum zu Sachsen (1528), Seh-
ling, EKO I, S. 149-174, hier S. 171-174.
37 Siehe oben, Anm. 34.
38 Mt 6,9-13.
39 Stifts- und Pfarrkirche St. Martin, siehe oben, S. 106
Anm. 16.

Ordeninge der Jungen yn allen Karcken
De Scholemeyster schal myt sinem dele der yungen,
de yn |D3r| dat Caspel tho S. Marten39 hören, mit-
sampt den extraneen40 in S. Martens Karken bliven
und dar Metten, misse und Vesper beide, latin und
düdesch, wat na tiden gesungen wert, helpen singen
und de yungen dartho holden. De eine geselle, de
negest dem Scholemeister ys, Schal tho unser leven
Frawen41 mit den yungen, de yn dat Caspel hören,
alle Söndage und hilligedage togaende vorplychtet
sin und dar ok de sülvige ordeninge, wo nageschre-
ven, schal geholden werden. In dat Caspel tho S. Si-
meon42 schal de geselle, de de kinder leret, mit dene,
so yn dat Caspel hören, tho gande und dar de gelyke
ordeninge tho holdende vorplichtet sin. Weret
överst, dat (dewile dat Caspel klein ys) tho weinich
yungen dar werden sin, Schal de Scholemeister van
S. Marten öme van sinen yungen etlike mede dön,
up dat alle dinck möge ordentlick thogan43.
Van singende unde lesende der scholen kinder
yn allen kercken
Idt hebben de olden wol bedacht und de ungetemede
jöget mit etlichen övingen und middele erer tucht
Und lere tho rechte tho wenen, dy vorgenamen Also,
dat se Psalmen und Responsoria, welcker tho der
lere und dem vorstande der frien künsten und ere
Gades nütte weren, hebben upgesettet und erdacht,
Welckes, dewyle yd nycht unchristlick ys, men der
yöget gans batlyck, Hebbe yck se nycht gans wyllen
vorwerpen, Wowol doch vele unchristlikes döndes
darmede ys gewesen, rechtet uns nicht an, willen
ock dat genne, so yegen Godt und sin wort is, nicht
holden. Averst darumme alle dink vort nicht vor-
werpen, und schal nu beter flit, up dat de kinder
recht latin und düdesch singen leren, vorgewendet
40 Den Auswärtigen, die anderen Kirchspielen angehörten.
41 Stifts- und Pfarrkirche St. Marien, siehe oben, S. 106
Anm. 14.
42 Kloster- und Pfarrkirche St. Mauritius und Simeon,
siehe oben, S. 106 Anm. 15.
43 Vgl. 1Kor 14,40.

132
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften