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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0153
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2. Kirchenordnung 1530

annemen. Se schölen ock neine drunckenbolten, men
alle tid, wen se mit predigern tho den krancken gan
schölen, willich befunden werden. Vor düt und ander
arbeyt schölen se eyn temelick lon und ein redelick
nuth hebben. Ock schölen de köstere, So nene Or-
ganisten dar sint, de orgelen (dewile ydt nicht yegen

de schrifft si und neine bolenleide darup gespelet
werden) |E1v| vorwaren So lange, dat men myt der
tydt tho eyner beteren ordeninge trachte, darvor se
ock ein sünderlick lon, alse van den orgelen, hebben
schölen.

Van der Armen kasten

Idt ys billich, dewile 1. Joan. 3 [17] steit: So yemant
disser werlde güder heft und süt sinen broder nöt
liden und slut sin herte vor öme tho, wo kan de leve
Gad yn eme sin? Und Mat. 25 [41-46]: Wiket van
mi, gy vormaledieden, thom ewigen vüre. Ick bin
tho yw komen und bin gewesen hüngerich, gi heb-
ben mi nicht gespiset, dörstich, gy hebben mi nicht
geschencket, Naket, und hebben mi nycht bekledet
etc. Alse denne werden se seggen: Here, wanneer
hebbe wi di geseen hungerich und hebben di nicht
gespiset, dörstich, und hebben di nicht geschenket
etc. Als denne wert he seggen: Wat gy dem gerin-
gesten lövigen nycht gedan hebben, dat hebbe gi ock
mi nicht gedan, Mat. 25 [40]. Uth düssen und mer
anderen wörden Christi lere wy, wo wi uns yegen
unsen negesten mit dem gude tho helpende holden
schölen. Dewile nu ock düt wort si mannigerlei wis
vorstan und ock tho veler Godtloser grunt unser
Mönneke si getagen, darmede se eren willigen ar-
möt, So se seggen, beschermet hebben und sick tho
hülpe tho kamende hirmede beweret, Dewile nu so-
dane wort tho grotem, overflödigem rikdom und ge-
buweten getagen si, Und wi yd unchristlick tho sin-
de bekennen und weten, ys billick, dat wi uth erken-
tenysse Gades wordes de valsche grunt yn eyne
Christlike tho stellende genödyget werden.
Darumme ys eyn Er[samer] Radt und de gantze
gemeyne uth beweginge sülcker wort bewagen und
eyne gemeine kasten tho behove der armen und
kercken deneren yn einem yderen Caspel laten an-
richten Und dar sülven etlike uth einem E. Rade
mit sampt der gemeine, wo na beschreven, voror-
denen, der sülven allen bösen grunt, wo dorch de
Predeker angetekent si, yn |E2r | einen Christliken
helpen bestedigen. Ock schölen alle memorien, Vi-
53 In den Armenkasten.

gilien, Selemissen unde andere böse brukinge, Wo
bether tho Gades deinste gewant, nu tho dem rech-
ten Gadesdeynste, dat ys tho behove der armen, ge-
keret werden.
Idt schölen ock 4 Kercksworen tho eyner yderen
kerken to behove der armen geordent werden. De
sülven schölen alle Söndage und hyllge dage under
des, dar men dat Evangelion singet, yn der kercken
tho behove der armen bydden und vort yn der ky-
sten53 werpen. Ock schal dat volck ym latsten dürch
de prediger flitich vam predickstole, den armen tho
hülpe to kamende, vormanet werden.
Idt ys ock ein gewöntlick brück gewesen, dat ei-
ner yn sinem testamente So vele hundert gülden tho
dem kloster, So vele tho dem kloster geven hebben,
Und hebben vormenet, se deden Godt einen groten
deinst daranne Unde wolden Godt also den hemmel
dürch bevestynge sülcker mortkulen affköpen. Dar-
ynne se doch sere vorfört sin. Up dat wi nu tho einer
rechten grunt leren, ys byllik, dat de krancken
dorch de prediger mit Gades worde geleret und vor-
manet werden, dat se sick recht erkennen und, so se
unrechtferdich gudt erwoven und tho hope geslagen
hebben, dat se dat sülvige tho den rechten handen
wedder stellen Unde, so se eyn testament, dat recht
ys, maken wyllen, dat se yd mit rechter grunt tho
behove der rechten husarmen und armen krancken
und armen geven. Und dat se wyllen anseyn dat
wort, Luce 19 [8], van Sacheo, de de sprack: Here,
ick geve de helfte miner güder tho behöff der armen,
Und so ick yemande bedragen hebbe, dem geve ick
dat weder veerföldich. Hir höre gi, dat Sacheus
secht, he gyft de helfte siner güder den armen, he
secht nicht den Mönneken edder den, de arm sin
wyllen und doch de gantze werlt besitten. Averst

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