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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0155
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2. Kirchenordnung 1530

men fragen und richten laten bi dem Superattenden-
te. So yd swerlick ys yn disser und anderen saken,
de Conscientie bedrepende, und wor verlicheit der
zele ys, so vere yd nicht hadersake sint, schölen de

Superattendens und ander Predicanten, wor yd nöt
were, de beswerden truwliken raden und ok helpen,
alse Godt eren selen helpen schal.

Van dem Banne

Idt sint hir tho Minden ock mennigerlei art und
wise des bannes, So des dekens, Provestes, So na
Rome, so des Officials gewesen, also dat mennich
darover umme erve und gudt, ick swyge umme lyff
und levent, gekomen sint, und hebben doch dat wei-
nigeste, so wol straflik were, unnödich vorbigan,
Dat ander överst, so slichte sake weren, hoch ange-
tagen, Und doch der zelen selicheyt edder der ge-
mein straffe tho der beteringe wenych angetrachtet,
allene: gelt |E4r| her, so werstu des bannes loes. Sül-
cken ban leret Christus nicht. Averst, Matt. 18
[15-17], leret he uns eine vele ander grunt und secht:
Sündiget dyn broder yn dy, so straffe öne under dy
und eme alleine. Isset, dat he dy höret, So hefstu
öne gewunnen, So he overst nicht, nim ii edder iii
tho di. Wo he denne noch nicht hören wyl, So segge
ydt der Christliken vorsammelunge. Wo he der
nicht hören wil, So holt ene alse vor einen Heyden
und vordömeden menschen.
Wat sint yd nu vor lüde? Apenbare eebrekers,
horers, boven, dagelike drunkenbolten, Gadesleste-
rer und andere, de yn einem schantlevende und fre-
velem unrechte weder ander lüde handelen, schölen
flitich thovoren vormanet werden einmal, ii mal
dürch einen edder ii predicanten, dat se sik betern.
Wyllen se nycht, So holde men se, wo vor gesecht ys,

vor unchristlike und vordömede lüde. Men schal se
ock nycht thom sacramente laten gan tho merer
vordömnisse, So lange se sik apenbar bekeren, de-
wyle se openbar sündiget hebben. Doch yn de pre-
dige möten se wol gan; men schal se ock vormanen,
dat se God früchten Und sülck der Predicanten or-
del ym namen der gemene, welcke uth Gades worde
geschüt, nycht vorachten, up dat se Gades rychte
noch wrevelick nicht up sick laden, wente öre egen
conscientie und Gades bot und ordel ys weder se.
Beteren ban könen wi nicht holden. Ock heft uns
Christus nycht anders bevalen, Wente he secht:
Holt ene vor eynen vordömeden menschen. Weret
överst sake, dat se sick bekeren, So mach men se wol
liden, dyt ys dat ordel und dat gerichte der predi-
canten over sülcke, de sick nycht willen beteren, dat
mot gelden ym hemmel, alse Christus secht55, Wente
yd geschüt uth und na Gades worde, alse gesecht is.
Wann er tho richtende ys, geit dem Predicanten
nicht an, Sünder der övericheit, Und ick hape, se
willen dar ock wol mit ernste insen, Nadem ock
Pau[lus], thon Röm. am 13. [4], secht, dat de rych-
tere sint Gades denere. Wen se nicht willen, moth
God sülven sin recht erholden, dat kostet denne tho
vele. |E4v|

Van den krancken binnen und
buten der Stadt

De Predicanten schölen dat volck vam predichstole
underrichten, dat se nycht beiden mit ören kran-
cken wente an den lesten atem. Wen se dat nicht
bekennen könen und laten den unchristlick lopen yn
der nacht na einem predeker, welk denne allein
scholde geschein, wen etlike lüde unvorseens kranck

wörden. So nu krancken weren, de ere leventlanck
dat Evangelion vorachtet hebben edder süs böse ge-
levet, könen se den de Predicanten noch mit Gades
worde yn den lesten nöden overreden, gudt; wo
överst nicht, So mach me öne dat sacramente nicht
geven, wente yd were öne noch mer vordömlick, ock

55 Mt 18,18.

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