Minden
3. Vertrag zwischen der Stadt Minden und dem Domkapitela
7. September 1535
Wir, Franciscus1, von Gotz genaden confirmirter zu
Munster unnd Oßnabrugk, administrator zu Myn-
denn, doen kundt unnd bekennen hie an jegen ider-
menniglichen. Nachdem sich die nehesten verlauf-
fenen jaren zwisschenn den wirdigen unnd erbarn,
unnsern lieben, andechtigen thumprobsten, de-
chant, capittell unnd vicarien unnser thumkirchen
bynnen unser stadt Mynden, an einem, unnd den
ersamen, unseren liebenn, getreuwen burgermeister,
raidt, burgeren, einwoneren unnd gantzer gemein-
heit derselben unnser stadt Mynden, am anderen
teile, etliche irrung, gebrechen unnd unenigkheiten
von wegen desselben, das obgerurten unnserm
thumcapittell von den von Mynden [v]on iren alt
hergebrachtenn ceremonien unnd kirchenn ge-
brauch, auch freigheitenn, privilegien unnd gerech-
tigkheitenn beschwerung unnd verhinderung zuge-
foegt unnd bejegenet, unnd das innen von etlichen
burgeren unnd einwoneren ire jarliche zinse, pechte
unnd renthe innbehalten unnd nit entrichtet sein,
auch sunst zwisschenn obgerurten beiden teilen sich
begeben, enthalten, haben wir in betrachtung dießer
gefaherlichenn zeiten unnd leufften unnd was un-
raith die lengd2 aus solicher zweispaltigkeit erwach-
ssenn muchte, sodaenn, beschwerung zuverhueten,
gedachte thumprobst, dechant, capittell unnd vica-
rien unser thumkirchen unnd burgermeister, raidt,
einwoner unnd gemeinheit unser stadt Mynden auff
nachfolgend wege unnd mittel guitlich verfasseth,
vertragen unnd verglichen laßen:
a Textvorlage (Handschrift): KAM A 1 Nr. 535. Abdruck:
Culemann, Sammlung, Nr. 9, S. 27-31. Regest: von
Schroeder, Stadtrecht, S. 317 Nr. 178.
1 Franz II. von Waldeck wurde 1531 zum Bischof von
Minden gewählt, von 1532 bis 1553 war er zudem Bi-
schof von Münster und von Osnabrück, siehe oben,
S. 109 Anm. 41.
Erstlich, das burgermeister unnd raidt unser stadt
Mynden die vorobberurten vom thumcapittell, vi-
carien unnd desselbenn glitmaessen ire alte, lobli-
che, hergebrachte ceremonien, kirchengebrauch
unnd gotzdienst unverhindert thun unnd gebrau-
chenn lassen sullen unnd willen. Unnd wilcher, es sei
burger ader einwoner, manß oder frauweß personen,
geneigt, in die thumkirchen zugehen, ire kirchenn-
gebrauch, ceremonien unnd gotzdienst anzuhoeren
unnd mit zugebrauchen, dem ader den sol von den
von Mynden sulx nit verbotten ader verhindert,
sonder menniglichen frei gelaessen werden.
Zum anderen, das obgedachte burgermeister unnd
raidt die vorgemelte thumprobst, dechant, capittell,
vicarien unnd desselbenn glitmaessen zu allen iren
freigheiten, privilegien, gerechtigheiten, wonungen,
zinsen, renten, auffkumpsten unnd allem dem jeni-
gen, weß sie deren berechtiget sein, wedderumb
kommen unnd bleiben laessen unnd hinfurter damit
rouwsam3, friedlich unnd unverhindert mit wortten
unnd wircken wie von alters her bei inen wonen und
sitzenn, auch auß unnd in die stadt frei unnd unbe-
fahert4 ziehen unnd wanderen laessen.
Zum dritten. Als viele die zinse, pechte unnd renthe,
so bei etlichen burgeren unnd einwonerenn unser
stadt Mynden betagt5 unnd von etlichen jarenn ge-
rurtem thumcapittell unnd desselbenn gelitmaessen
nachstendig sein sullen, ist abgeredt wordenn, das
2 Auf die Dauer, Grimm, DWb 12, Sp. 166.
3 Ruhig, Grimm, DWb 14, Sp. 1474.
4 Ohne Gefahr, hier: uneingeschränkt, ungehindert,
Grimm, DWb 24, Sp. 270.
5 Fällig werden, Grimm, DWb 1, Sp. 1692.
146
3. Vertrag zwischen der Stadt Minden und dem Domkapitela
7. September 1535
Wir, Franciscus1, von Gotz genaden confirmirter zu
Munster unnd Oßnabrugk, administrator zu Myn-
denn, doen kundt unnd bekennen hie an jegen ider-
menniglichen. Nachdem sich die nehesten verlauf-
fenen jaren zwisschenn den wirdigen unnd erbarn,
unnsern lieben, andechtigen thumprobsten, de-
chant, capittell unnd vicarien unnser thumkirchen
bynnen unser stadt Mynden, an einem, unnd den
ersamen, unseren liebenn, getreuwen burgermeister,
raidt, burgeren, einwoneren unnd gantzer gemein-
heit derselben unnser stadt Mynden, am anderen
teile, etliche irrung, gebrechen unnd unenigkheiten
von wegen desselben, das obgerurten unnserm
thumcapittell von den von Mynden [v]on iren alt
hergebrachtenn ceremonien unnd kirchenn ge-
brauch, auch freigheitenn, privilegien unnd gerech-
tigkheitenn beschwerung unnd verhinderung zuge-
foegt unnd bejegenet, unnd das innen von etlichen
burgeren unnd einwoneren ire jarliche zinse, pechte
unnd renthe innbehalten unnd nit entrichtet sein,
auch sunst zwisschenn obgerurten beiden teilen sich
begeben, enthalten, haben wir in betrachtung dießer
gefaherlichenn zeiten unnd leufften unnd was un-
raith die lengd2 aus solicher zweispaltigkeit erwach-
ssenn muchte, sodaenn, beschwerung zuverhueten,
gedachte thumprobst, dechant, capittell unnd vica-
rien unser thumkirchen unnd burgermeister, raidt,
einwoner unnd gemeinheit unser stadt Mynden auff
nachfolgend wege unnd mittel guitlich verfasseth,
vertragen unnd verglichen laßen:
a Textvorlage (Handschrift): KAM A 1 Nr. 535. Abdruck:
Culemann, Sammlung, Nr. 9, S. 27-31. Regest: von
Schroeder, Stadtrecht, S. 317 Nr. 178.
1 Franz II. von Waldeck wurde 1531 zum Bischof von
Minden gewählt, von 1532 bis 1553 war er zudem Bi-
schof von Münster und von Osnabrück, siehe oben,
S. 109 Anm. 41.
Erstlich, das burgermeister unnd raidt unser stadt
Mynden die vorobberurten vom thumcapittell, vi-
carien unnd desselbenn glitmaessen ire alte, lobli-
che, hergebrachte ceremonien, kirchengebrauch
unnd gotzdienst unverhindert thun unnd gebrau-
chenn lassen sullen unnd willen. Unnd wilcher, es sei
burger ader einwoner, manß oder frauweß personen,
geneigt, in die thumkirchen zugehen, ire kirchenn-
gebrauch, ceremonien unnd gotzdienst anzuhoeren
unnd mit zugebrauchen, dem ader den sol von den
von Mynden sulx nit verbotten ader verhindert,
sonder menniglichen frei gelaessen werden.
Zum anderen, das obgedachte burgermeister unnd
raidt die vorgemelte thumprobst, dechant, capittell,
vicarien unnd desselbenn glitmaessen zu allen iren
freigheiten, privilegien, gerechtigheiten, wonungen,
zinsen, renten, auffkumpsten unnd allem dem jeni-
gen, weß sie deren berechtiget sein, wedderumb
kommen unnd bleiben laessen unnd hinfurter damit
rouwsam3, friedlich unnd unverhindert mit wortten
unnd wircken wie von alters her bei inen wonen und
sitzenn, auch auß unnd in die stadt frei unnd unbe-
fahert4 ziehen unnd wanderen laessen.
Zum dritten. Als viele die zinse, pechte unnd renthe,
so bei etlichen burgeren unnd einwonerenn unser
stadt Mynden betagt5 unnd von etlichen jarenn ge-
rurtem thumcapittell unnd desselbenn gelitmaessen
nachstendig sein sullen, ist abgeredt wordenn, das
2 Auf die Dauer, Grimm, DWb 12, Sp. 166.
3 Ruhig, Grimm, DWb 14, Sp. 1474.
4 Ohne Gefahr, hier: uneingeschränkt, ungehindert,
Grimm, DWb 24, Sp. 270.
5 Fällig werden, Grimm, DWb 1, Sp. 1692.
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