4. Polizeiordnung 1566
4. Polizeiordnunga
18. Februar 1566
Burgermester, raidtt, virtzigmester1, ambttme-
ster2 etc. samptt denen semptlichen virtzigen, so it-
ziger zeitt vor Minden radenn, enbeden allen und
iglichem, der sie mug und mechtig, nachffolgende
gesatz, punct und articul unnagleßig satzweren-
de3 zuhalten. Bevelenn darbeneven zu jeder zeitt ih-
ren vorordenten bruchheren4, de nichtholdenden
und avertreder nachffolgender gesatzt, punct und
articul bi peenn, denselbigen articulen invorlibett,
ernstlich zustraffen, solches boitgeltt tho entpffan-
gen und in behuff der gemeinen nutz der stadtt Min-
den widerumb nach bevell des rades antoleggen und
zu guder rechnung bringen, alles getreuwlich woll
vorwarenn. Doch soll den bruchhernn der virte deill
von ingenumenen bruchen zu kost und bier, zu be-
ffurderung ihres amptes und erkundung exces uth-
toleggenn, vorgudett und das ander tho rechnungen
tho bringen vorpfflichtett sein. |1v|
1. Anffencklich ist vorboden, das kemandtt, er sei
burger, handwercker, buwerßman, handttwerckers
noch anderen leddigen gesellenn, ihnhembs oder
fremde, bei der krafft und machtt Gottes, dem leibe,
geleder, wunden, doedtt, marter und sacrament un-
sers hern und selichmachers Jesu Christi fluchen
noch sveren solle und, dar solches geschege, das ehr
diegennigen, so also geffluchtt und gesvorenn haitt,
α Sveren bei der krafft und machtt Gottes.
β Lasterword und sveren bei der leven mutter Gottes und
allen gelovigen heiligen.
γ Der drunckenheitt und verlichen werkes der virdach sich
tho entholden.
δ Unelich beiwonen verbotten.
a Textvorlage (Handschrift): KAM B 369, fol. 1r-8r
(Konzept). Weitere Handschrift: KAM B 368 fol.
10r-18v (Reinschrift, unvollständig). Abdruck: Linne-
meier, Obrigkeit, S. 242-248.
b-b Gestrichen.
c-c Gestrichen.
ein maell umb nachlasungen deßelbigen sverens er-
manett wurde und baven die geschenen ermanungen
das nitt affstellen oder nachlaßenn wolle, soll ihn
straff vinff marck, so offt ehr beffunden, vorffallen
seinα.
bGleicher gestaldtt soll es gehalten werden mitt
denen, so die lieben mutter Christi und gelovigen,
godttseligen heiligen mitt lestrigen worten angriffe,
darbei lichtffertigen swur und fluchteβb.
2. Alß auch der almechtige Godtt wie auch all
godttffruchtigen lerer godttliches wordes, den se-
venden dach alß den sondach tho virenn gebo-
ten5, budtt ein radtt auch, |2r| denselben tho Gottes
eherenn tho viren, Gottes wordtt tho horen und sich
alles uterlichen werkes und uberfflodiger druncken-
heitt ganß tho entholden bei peen teien marckγ.
3. Ist all uneliche beiwonung ihn der stadtt Minden
ernstlich vorboten, und so jemandtt, was wirden
oder standes der sein muchte, darinne betreden, soll
gestrafft werden mitt vinff dalern, so offt er beffun-
denδ.
c4. Dieweill der ehebruch von Godtt, almechtigen,
und beidersitz rechten6 thom allerhoigesten vorbo-
den, will ein raidtt auch denselbigen ganß ernstlich
1 Der Vierzigermeister stand dem Gremium der Vierziger
vor, siehe oben, S. 106.
2 Der Amtsmeister stand den in Minden als Ämter be-
zeichneten Gilden vor, siehe oben, S. 106.
3 = sate swerende.
4 = brokeherren.
5 Vgl. Ex 20,8-11; Dtn 5,12-15. Konstantin d. Gr. erklärte
321 den Sonntag zum Ruhetag aller Stadtbewohner, vgl.
Codex Justinianus III, 12, 2 = ClCiv II, S. 127; vgl.
Rordorf, Sabbat, S. 113, Nr. 111f.
6 Im römischen und kanonischen Recht, Roth, Art. Ehe-
bruch, in: HDRG 1 (22008), Sp. 1213-1215.
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Burgermester, raidtt, virtzigmester1, ambttme-
ster2 etc. samptt denen semptlichen virtzigen, so it-
ziger zeitt vor Minden radenn, enbeden allen und
iglichem, der sie mug und mechtig, nachffolgende
gesatz, punct und articul unnagleßig satzweren-
de3 zuhalten. Bevelenn darbeneven zu jeder zeitt ih-
ren vorordenten bruchheren4, de nichtholdenden
und avertreder nachffolgender gesatzt, punct und
articul bi peenn, denselbigen articulen invorlibett,
ernstlich zustraffen, solches boitgeltt tho entpffan-
gen und in behuff der gemeinen nutz der stadtt Min-
den widerumb nach bevell des rades antoleggen und
zu guder rechnung bringen, alles getreuwlich woll
vorwarenn. Doch soll den bruchhernn der virte deill
von ingenumenen bruchen zu kost und bier, zu be-
ffurderung ihres amptes und erkundung exces uth-
toleggenn, vorgudett und das ander tho rechnungen
tho bringen vorpfflichtett sein. |1v|
1. Anffencklich ist vorboden, das kemandtt, er sei
burger, handwercker, buwerßman, handttwerckers
noch anderen leddigen gesellenn, ihnhembs oder
fremde, bei der krafft und machtt Gottes, dem leibe,
geleder, wunden, doedtt, marter und sacrament un-
sers hern und selichmachers Jesu Christi fluchen
noch sveren solle und, dar solches geschege, das ehr
diegennigen, so also geffluchtt und gesvorenn haitt,
α Sveren bei der krafft und machtt Gottes.
β Lasterword und sveren bei der leven mutter Gottes und
allen gelovigen heiligen.
γ Der drunckenheitt und verlichen werkes der virdach sich
tho entholden.
δ Unelich beiwonen verbotten.
a Textvorlage (Handschrift): KAM B 369, fol. 1r-8r
(Konzept). Weitere Handschrift: KAM B 368 fol.
10r-18v (Reinschrift, unvollständig). Abdruck: Linne-
meier, Obrigkeit, S. 242-248.
b-b Gestrichen.
c-c Gestrichen.
ein maell umb nachlasungen deßelbigen sverens er-
manett wurde und baven die geschenen ermanungen
das nitt affstellen oder nachlaßenn wolle, soll ihn
straff vinff marck, so offt ehr beffunden, vorffallen
seinα.
bGleicher gestaldtt soll es gehalten werden mitt
denen, so die lieben mutter Christi und gelovigen,
godttseligen heiligen mitt lestrigen worten angriffe,
darbei lichtffertigen swur und fluchteβb.
2. Alß auch der almechtige Godtt wie auch all
godttffruchtigen lerer godttliches wordes, den se-
venden dach alß den sondach tho virenn gebo-
ten5, budtt ein radtt auch, |2r| denselben tho Gottes
eherenn tho viren, Gottes wordtt tho horen und sich
alles uterlichen werkes und uberfflodiger druncken-
heitt ganß tho entholden bei peen teien marckγ.
3. Ist all uneliche beiwonung ihn der stadtt Minden
ernstlich vorboten, und so jemandtt, was wirden
oder standes der sein muchte, darinne betreden, soll
gestrafft werden mitt vinff dalern, so offt er beffun-
denδ.
c4. Dieweill der ehebruch von Godtt, almechtigen,
und beidersitz rechten6 thom allerhoigesten vorbo-
den, will ein raidtt auch denselbigen ganß ernstlich
1 Der Vierzigermeister stand dem Gremium der Vierziger
vor, siehe oben, S. 106.
2 Der Amtsmeister stand den in Minden als Ämter be-
zeichneten Gilden vor, siehe oben, S. 106.
3 = sate swerende.
4 = brokeherren.
5 Vgl. Ex 20,8-11; Dtn 5,12-15. Konstantin d. Gr. erklärte
321 den Sonntag zum Ruhetag aller Stadtbewohner, vgl.
Codex Justinianus III, 12, 2 = ClCiv II, S. 127; vgl.
Rordorf, Sabbat, S. 113, Nr. 111f.
6 Im römischen und kanonischen Recht, Roth, Art. Ehe-
bruch, in: HDRG 1 (22008), Sp. 1213-1215.
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