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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0188
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Herford

he uns mit guden, rechtschapen guden Predikers
vorsorge.
Solkes byddens tho Gode hefft uns Christus en
mercklick Exempel gegeven, Wente als wy lesen
Luce 6 [12], do he wolde Erwelen de twelff Apostel,
bedede he thovorn de gantze nacht tho sinem vader
up dem berge. Daruth vormercke, wo groth gelegen
sy an guden Predikern. Overst de werlt achtet nicht
groth darup, Ja se hatet solcke und wolde lever sol-
ker loss sin. Gade överst und den rechten Christen
sint rechte Predikers en dürbar dinck, so de Epheser
an sünte Paul wol bewisenden, do he enenn affscheid
van on nam, Acto. im twintigesten Capitel [17-38].
Van den deiners des wordes off Predicanten |A7v|
So is nu thom Ersten van noden, dat dusse heilsame
lere des Evangelii werde den lüden vorgedraghen,
dat under den Predicanten ein sy, dem de sake al-
dermeist bevalen sy tho schaffende und vorsorgen-
de, dath endrechtlike predike gesche na inholt des
lutherenn worde Godes, wente wy willen und mo-
then mith unsen willen offte weten nicht staden inn
düsser unser stad tho Hervorde Secten, Partien, aff-
delinge off valsche Predinge wedder dath Evangeli-
on und Sacramente off Overicheith, Denn van sol-
cken dingen und anderen moeth gelert werden na
inhalt des wort Gades.
Düsse Predicante offt Superintendens, dem de
sake aldermeist bevalen sy, schal inn dem mün-
ster11 na der wise, als volget, prediken. Dem sulven
moten vorschaffet werden 2 geschickede, inn lere
und levende gnochsam na der Schrifft, Predicanten,
so geleret, dat se dath volck recht leren konnen,
nicht allene inn hemeliker bekenninge öres gelovens,
sunder ock openbar up dem predikstole. Dusse dre,
als superattendens und twe medehülpers, scholen
dat Predigeampt inn dem Münster alsus voren:
Des morgens tho vi uren off tho v schal en Sermon
werden gedaen up dem predikestole dorch enen der
ρ Catechismus.
σ Pro. 3.
11 Die als Münster bezeichnete Kirche St. Maria und Pu-
sinna des Reichsstifts Herford.

Cappellan ene halve stunde off dre verndel van ener
stunde inn dem Catechismo vor dat Jünge volck,
knechte und |A8r| megede. Unde de borger schollen
öre kinder, knechte und megede dar flitigen thogaen
laten, Inn sunderheit, so se sodane lere, van Godes
gebodenn, Geloven, beden, inn oren husen nicht le-
ren konen, des se doch vor Gade schuldich sin tho
dondeρ. Wente vorware, düsse lere is nicht so vor-
achtet gewesen by den hilgen veders und alden fro-
men Christen alse by unsen tiden, So dat ock S. Au-
gustinus en sunderlick bock van der kinder lere ge-
schreven hefft12.
De ander Cappellan schal des namidages inn der
sulven kerken tho twen uren prediken van der Epi-
stelen des sülven dages, und dith schal ummegaen
de ene weken umme de anderen. Thör Hömisse
overst schal de Superattendens dat Evangelion pre-
diken Und inn der weken vormiddages, des winters
tho achten, des somers tho seven uren, up den Mid-
weken und Frigdach. Inn der wecken des Donder-
dages schal der Cappellan en prediken, des Sonaven-
des de ander. Und dusse Sermones inn der weken
scholen kort sin, so dat se boven iii verndel van ener
uren nicht enwaren, up dat de lüde wedder by ör
arbeid komen.
Up der nygen stad tho S. Johannes Caspel13, wilt
de noth forderen, dat dar twe deiner sin, Id wil enem
inth leste tho swar werden. Hir schal ock des mor-
gens up de Sondage geprediket werden und tho der
Misse dat dachlike Evangelion Und inn der weken
des dinxstages Enen Evangelisten offt Epistelen
|A8v| ut S. Pawel, Petro offte Johannis na radt des
Superattendenten.
Wenner overst predige, schüd im Münster offt
tho S. Johanse, up hilge- off up werckeldage, scholen
Neine papenn ore Horas singen edder lesen inn ne-
nen kerken, Sunder se scholen rüm geven, Prediken
tho horen den, de yd gerne horen, dat etlike van on
sus gerne hinderen, wor se konen. Jegen dat ge-
schreven is Proverbiorum 3 [27]σ: Vorbüt nemande,
gud tho doende, Sunder kanstu, so do datsulve ock.
12 Augustinus, De cathechizandis rudibus, vgl. Schind-
ler, Art. Augustin I, in: TRE 4 (1979), S. 690.
13 Stifts- und Pfarrkirche St. Johann und Dionys in der
Neustadt.

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