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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0207
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1. Kirchenordnung 1532

deren des halven jars127. Denjennen overst, de gar
nicht vormogen, scholen de kistenheren uth der ar-
menkisten ein themelick scholelon vorschaffen und
by dem |D7r| scholmester in de schole bestellen, de
sulfften mogen der kinder olderen offte frunde an-
sprecken und bidden. Idt mogen dan de Magister
mit den gesellen dat scholelon delen, so dat de Ma-
gister de helffte neme, de anderen helffte de gesellen
under sick delen. Item, de Magister schal vorplich-
tiget sin, den borgeren mit truwe an tho seggende,
so de kinder i jar offt ii in de schole gingen und nicht
einleren umme groffheit willen des vorstandes, dat
dan de Magistri wol merken konnen, dat se se by
tyden tho anderen Gotliken ampten bringen und le-
ren laten und nene unkost darup vorgeves driven; de
overst geschiket werden bevunden und vorstentlick,
dat se anderen lüden denen mochten im geistliken
und wertliken regimente, dat dat mede Gode thon
eren by dem latine beholde und dartho de olderen
trüwelick vormane.
Van der junckfrowen schole
Idt is van Gade so wol gebaden, de megedeken also
de knapen recht in Godes frochten up tho tende;
und de Joden hebben solks altydt gedan, und idt sin
fine, hillige junckfroken, wol ertogen in Christliker
lere, umme des hilgen Evangelii willen gedödet, als
Agnes128, Barbara129 etc. Solcke junckfrowen sint
truweliken in Gades worde gelert worden. Und in
anderen steden werden solke schole vor de junck-
frowen vorsorget. So is idt nicht ringe nütte darinne
gelegen, dan de junck- | D7v| frowen komen van der
strate, van untüchtigem gesinde, volcke, gesten,
drenckers, und horen nene untucht und leren ock
nene schentlike rimeleder, Als sus lange geschen is,
und dar werden hinderna gude husfrowen uth, de or
gesinde weten und kinder in Godes fruchten up tho
thende und leren, wo se, wanner se oren olderen de-
nen offt se beraden, is, wo se sick holden schal und
hebben jegen man, gesinde und kinder.
127 Das Schulgeld soll sowohl von den Fremden (=Nicht-
bürgern) als auch von den Kindern der reichen und ar-
men Bürger halbjährlich entrichtet werden.
128 Legenda Aurea, S. 132-137; Stritzky, Art. Agnes,
in: LThK 1 (1993), Sp. 237f.

Hyrumme wil ein Ersam Radt sampt den kisten-
hern dar mit der tydt tho trachten, ene frome, erli-
ke, Christlike, Gotfruchtige, frowespersonen be-
schaffen, de wol lesen und schriven konne, de de kin-
der lere. Unde de sulffte schal mit den junferken
ock, wen me prediket, thor kerken komen, suverlick
up der rige by paren mit oren Testamenten offt
sanckboken etc., Unde se scholen des Sondagemor-
gens darby sin, wen de kinder den Catechismum yn
der kerken sick underenander fragen, dat se den ock
mede leren. De mesterinne schal den kinderen nene
unnütte boke leren, sunder den Catechismum, dat
kinderbock, sanckbock, Psalter und dat Testamen-
te. Idt moth ock de Magister der schole und der
Prediker ein mede upsent hebben up sodane schole,
dat idt jo erlick und recht thoga, wente dar is vel
anne gelegen.
Der mesterinnen moth me frie husinge bestellen,
dar se bequemelick schole holde, den idt is nicht fin,
dat me de megedeken hyr und darhen in de winckel
den mans personen bevelt, sunderlick, de unelick
sin. So ock de mesterinne |D8r| enen erliken man
hedde, de sulve konde so vel de beter darmede up-
sen, doch dat de tucht allene van der frowen gesche.
Idt scholen und willen de jünferken und ore olderen
de mesterinnen wol vorsorgen und lonen; war or
overst noth sin worde, so mosten de kistenheren or
hantrekingen don underwile, wormede se vormoch-
ten, idt were mit holte offt mit korne, als ein ande-
ren wegen geschüdt.
Van der Kosterie und Organisten
Men moth ock in itliker kerken enen koster hebben,
de dem kerspel dene, upslüte, de klocken lüde, drege
water in de döpe, sy by dem altare, schaffe brodt
und wyn. Dusse schal angenamen werden gelick wo
de Prediker van den kistenheren etc., und enes gu-
den levendes, nein super, dobbeler noch horenjeger
noch dem worde Godes einjegen etc., Und schal den
129 LCI 5, Sp. 304-311; Wimmer, Art. Barbara, in: LMA 1
(1980), Sp. 1432f.; ders., Art. Barbara, in: LThk 1
(1993), Sp. 1401f.

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