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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0299
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Einleitung

1. Die Grafschaft Lippe
Die Edelherren zur Lippe, deren Stammsitz bei Lipperode an der oberen Lippe lag, sind 1123 erstmals
urkundlich erwähnt. Seit Ende des 12. Jahrhundert trieben sie durch Stadtgründungen den Landesausbau
voran: Lemgo entstand um 1195, Horn 1248, Blomberg vor 1255 und Detmold vor 1305.1 Im 13. und 14.
Jahrhundert konnten die Edelherren ihr Territorium beträchtlich erweitern. 1323 erwarben sie die Graf-
schaft Schwalenberg zunächst halb, 1358 vollständig, 1400/05 gelangte die Grafschaft Sternberg mit der
Stadt Barntrup und dem Ort Salzuflen, der 1488 Stadtrecht erhielt, in ihre Hand.
Aus anfänglichem Streubesitz formten die Edelherren zur Lippe ein zusammenhängendes Territorium,
das sich zwischen Teutoburger Wald und Weser erstreckte. Außerhalb dieses geschlossenen Landes befand
sich die Exklave Lippstadt und das dabei gelegene Amt Lipperode.2 Gemeinsame Grenzen teilte Lippe mit
dem Hochstift Paderborn, den Grafschaften Rietberg, Ravensberg, Schaumburg und Pyrmont, dem
Reichsstift Herford, der Reichsabtei Corvey, dem Hochstift Minden sowie dem Herzogtum Braunschweig-
Calenberg. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts hatte der lippische Besitz seine endgültige Ausdehnung erreicht,
die bis ins 20. Jahrhundert hinein bestehen blieb.3
Zum Schutz vor Ansprüchen der Welfen stand Lippe seit 1517 unter der Lehnsherrschaft der Bischöfe
von Paderborn und der Landgrafen von Hessen.4 Im 16. Jahrhundert nahm Simon V. zur Lippe den Gra-
fentitel an. Die Edelherren besaßen diesen bereits seit 1323 für die Grafschaft Schwalenberg und übertrugen
ihn 1528 auf das gesamte Land, womit jedoch keine Standeserhebung verbunden war.5
In der Grafschaft Lippe, die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörte,6 kam den Land-
ständen große Bedeutung zu, seit 1537 kamen die Vertreter des Adels und der sechs Städte Lemgo, Horn,
Detmold, Blomberg, Salzuflen und Lippstadt auf Landtagen zusammen. Aus den Reihen der führenden
Adeligen wurden auch die Landdroste gewählt. Diese gehörten zur Spitze der landesherrlichen Regierung
und fungierten auf den Landtagen als Sprecher der Stände.7
In der Grafschaft Lippe lebten um 1600 rund 35.000 bis 40.000 Menschen. Die größte Zahl der gräfli-
chen Untertanen lebte auf dem Land, in der Regel als Leibeigene, die ihren Hof auf der Grundlage des
westfälischen Meierrechts zu Erblehen besaßen. Rund ein Drittel der lippischen Bevölkerung wohnte in den
Städten, jeder zehnte Lipper in Lemgo als der größten Stadt des Landes.8 Das Schloss in Detmold diente bis
1587 als gräfliche Residenz, anschließend bezog Simon VI. das unmittelbar vor den Toren Lemgos gelegene

1 Böhme, Lippe, S. 155; Schilling, Konfessionskonflikt,
S. 54, 56, 417; Hömberg, Entstehung, S. 5-64.
2 Hinzu kamen noch die exklaven Ämter Quirnheim und
Enger sowie die Herrschaften Stiepel und Kemnade bei
Bochum, Schilling, Konfessionskonflikt, S. 54;
Böhme, Lippe, S. 153. 5
3 Schilling, Konfessionskonflikt, S. 55; Miele, Hofge-
richt, S. 6f.; Schumann, Art. Lippe, in: HDRG 2 (1978), 6
Sp. 2043f.; Benecke, Society, S. 41-158 sowie die Karte 7
S. 401; Geschichtlicher Handatlas von Westfalen 1, Mün-
ster 1975, Karte 2.
4 Die Ämter Falkenberg (Heiligenkirchen) und Horn sowie 8
die Städte Lemgo, Detmold und Lage unterstanden
Paderborn. Die Ämter Blomberg, Lipperode, Brake und

Varenholz unterstanden den hessischen Landgrafen. Siehe
die Karte in Materialien zur lippischen Landesgeschichte,
S. 21; vgl. Schilling, Konfessionskonflikt, S. 55; Stup-
perich, Hessens Anteil, S. 149; Kiewning, Geschichte,
S. 146f.; Arndt, Grafschaft Lippe, S. 151 Anm. 7.
Neuser, Art. Lippe, S. 206; Schilling, Konfessions-
konflikt, S. 56; Kiewning, Geschichte, S. 138.
Vgl. Arndt, Grafschaft Lippe, S. 166f.
Materialien zur lippischen Landesgeschichte, S. 15; vgl.
Schilling, Konfessionskonflikt, S. 63, S. 155 Anm. 12;
Kiewning, Geschichte, S. 212-215.
Schilling, Konfessionskonflikt, S. 57-59; Materialien
zur lippischen Landesgeschichte, S. 23.

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