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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0319
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1. Lemgoer Kirchenordnunga
5. August 1537

Nachdem alhie zu Lemgo einer christlichenn, fridli-
chen ordnunge vann nothenn unnd begerth, ist fur
allenn dingenn vann nothenn, daß sych de predican-
tenn dises orts gelich wie auch by andernn evange-
lisschenn chur- und fursten, hernn, stettenn unnd
stendenn der confessionnen unnd apologienn1, so
kay[serlicher] m[ajestä]t vann itzgemelten evange-
lisschen auff dem reichstag zu Au[g]spurgk uberge-

benn, gleichformig inn lere unnd ceremonienn hal-
tenn unnd des alles sich also verschrebenn, nichts
anders noch neuwers on furwißenn unnd wyllenn
deren, so hirzu verordinet sollenn werden, furne-
menn, auch sych ubriger unnotturfftiger schelt-
unnd flucheworth uff der cantzelenn entholtenn by
verlust und absetzung irer pfarrenn.

Die eheliche vermalung unnd was hierzu gehort, belangende

Es sollenn de predicantenn ire pfarkinder vann der
cantzelnn treulich ermanenn, daß sych keynn kyndt
on wißenn und wyllenn syner elternn, freunt-
schafft2 oder furmunde myth eynem andernn heym-
licher weiße vertrauw, dan solliches habenn se nicht
recht noch macht, kann auch vor Godt kein ehe ge-
achtet werdenn, es were dann, dat sych de alternn
unnd freuntschafft irer gwolt widder Godt unnd der
kynder notturfft misprauchen woltenn. Deßgeli-
chenn sollenn auch de predicanten de altern unnd
andere leuthe treulich verwarnnen, nhemantz inn
den casibus, so vann Godt unnd kay. rechten ver-
potenn3, |18v| ehelich zusamenn zugebenn, dann sol-
liches kan auch, wie de vorrige gemelte, keine ehe
seinn noch geachtet werden.
Wo aber etwas hier entgegenn gehanndelt unnd
derhalbenn spann4 unnd spaltunge eynfallenn wor-

a Textvorlage (Handschrift): LAV NRW OWL, L 29
Nr. 42, fol. 18r-22v.
1 Confessio Augustana von 1530, BSELK S. 85-225, Apo-
logie von 1531, ebd., S. 244-709.

de, soll keynn predicant fur sich selbs zu richten ha-
benn, sonder solliches alles an gepurlich ort und
cantzeleien disser oberkeit weissenn unnd gelangen
laßenn, daselbs besscheides und rechtlichs an-
spruchs zugewartenn unnd zuleben. Doch soll hymit
eynem erbarnn rhadt umbenhomenn synn, ob se de
spennygen sachenn, de ehe belangendt, gebenn fur
sych selbs unnd allem myth Godt unnd recht inn der
guthe hinlegen konthenn, daß se solliches guthe
macht unnd gwalt habenn sollenn.
Welche nu also myth Godt inn bysynn der al-
ternn, freuntschafft unnd erbarer leuthe etlich zu-
ßamen geben sollenn, sych eyn ides inn syner pfar-
kirchenn drey mail vann der cantzellenn inn drern
predigenn nacheinander auffkunden lassenn, unnd
wo alsdann keyne rechtmessige hinderunge furhan-
den, sollenn se nach christlicher gewonheit zu gele-

2 Verwandtschaft.
3 Vgl. Lev 18,6-18; 20,11-12.17.19-21; Inst. 1.10 =
ClCiv I, S. 4; Dig. 23.2, 12 und 14 = ClCiv I,
S.330-335.
4 Streit.

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