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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0320
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Lippe

gener zeit fur der predige zu kyrchenn kommen, da-
selbs Gots wort horenn, umb gnad bittenn unnd
sych darnach vann dem predicanten myth christli-
chenn ceremonienn inleitenn lassenn.
Es soll auch keynn dantz unther der predige ge-

littenn, sunder gentzlichen |19r | abgeschafft werden,
damit de erbarn leuthe inn der predige inn anhorun-
ge des worts Gottes unverhindert pleibenn.

Vonn bestellunge der scholenn

Sovil de schul belanget, ist das fur gudt unnd christ-
lich angeßehenn, das man das huß, so zur commen-
den Seneffs5 gehort, eynem schulemester zubewo-
nenn inn rhue und ewichlich by sollichem ampte
pleibenn lasse, darzu, waß vonn bruderschafften
unnd verledigeten altarenn, als van kalandt corporis
Christi6, heligen geist7 angehorn, frumessenn unnd
andern lheen, so vam rhaidt zu Lemgo zuverlehenn
unnd jerlich gevelt, unther schulemester unnd pre-

dicanten, so feer unnd weith das reichenn kann,
nach eynes idernn notturfftiger underholtunge auß-
teile.
Was aber sunst vann geistlichen lheen inwendich
der stadt Lemgo von der hersschafft, adell, bur-
gernn und andernn besondernn personenn zu confe-
reren, sollenn sych de van Lemgo nicht undernhe-
men8, sondern biß uff der hersschafft und gemener
lantschafft ferer verordenunge beruhenn lassenn.

Die jungfrauwen inn der neuwen stadt belangende

Die jungfrouwenn des closters inn der neuwen
stadt9 sollenn, in ansehung, das se etwann eynen
capelaen dasel[b]s erhaltenn, auch itz eynem |19v|
pfarhernn daselbs eyne erliche, christliche stuer
nach irem vermogen zu seiner underholtung gebenn,
zu wilchem de verordenten des landes myth inenn
hanndelnn sollenn.
Auch sollenn de gedachte befelhaber myth
christlichem vleiß by den zunff[t]enn daselbs ver-
schaffen, das se zur predige inn de kyrchenn uff iren
chor gheenn, sych nach christlicher insatzung der
sacrament geprauchen unnd sych anderer heymli-

5 Vor 1437 tätigten die Kapläne Hermann Avemaria und
Johann Senep eine Kommendestiftung am Altar der
11.000 Jungfrauen auf dem nördlichen Chor der Altstäd-
ter Pfarrkirche St. Nicolai. Der 1506 amtierende Kom-
mendatar Heinrich Prekemole vermachte der Kommen-
de testamentarisch sein Haus, Gerlach, Archidiako-
nat, S. 297f.
6 Lemgoer Fronleichnamsbruderschaft, Hengst/
Gresch, Zwölf-Apostel-Kaland, S. 61 Anm. 1; Ger-
lach, Archidiakonat, S. 259-276.
7 Das Heiliggeistspital in der Neustadt, Gerlach, Ar-
chidiakonat, S. 338-343.

cher prediger unnd papistisscher ceremonienn eus-
sernn und enthalten.
Auch soll irem itzigenn probst unnd capelaenn
ires denstes verleubt10 unnd eynn ander christlicher
mhan, der Gottes worth unnd evangelionn myth
hertzenn meneth, ann ire stadt gekoren unnd veror-
dinet werde[n], inenn ire zynsse unnd renthe auff-
zuhebenn, auch irennn hoff unnd furwerck treulich
nach des closters bestenn nutz vorwalten unnd jer-
liche rechnunge seines innemens unnd außgebens fur
den verordenten bevelhabernn unnd dem convent
thun etc.

8 Annehmen, Grimm, DWb 24, Sp. 1696.
9 Dominikanerinnenkloster St. Marien. Das Kloster war
in Lahde bei Minden gegründet und 1306 nach Lemgo
verlegt worden. 1442 lebten hier rund 70 Klosterfrauen,
die aus Adels-, Patrizier- und Ministerialenfamilien
stammten. Um 1560 wurde das Kloster in ein evangeli-
sches Damenstift umgewandelt, Halm, Klosterleben,
S. 49-53; Wehlt, Lemgo - Dominikanerinnen, S. 499-
505; Gerlach, Archidiakonat, S. 313f.
10 Enthoben, beurlaubt.

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