Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0366
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Lippe

Desghelyken schal de overicheit ok den yennen
doen, de jünckfrouwen und megheden naghaen und
desulvigen myt ohren soten worden tho falle brin-
gen, den dat is billick, dat de avertreder de ghe-
sweketen thor ehe nemen und vor syne beghangen
myshandelinge nicht destho weniger achte daghe in
dem thorne sytte. Wyl he averst de ghesweketen
nicht thor ehe beholden, so schal he se thon eheren
bestaden und der overicheit myt x gulden vorfallen
syn.
Befyndet sick, dat de gheswekete orsake ghe-
socht heyfft und dem knechte naghegangen is, schal
se ok gheborlike straffe hebben, ohr schal averst de-
sulvige straffe, dewyle alle rechte wyfflike blodicheit
veil naghegeven, by mylterünge der overicheit
staen. |156r |
Edt schollen ok alle hemelike truwe des ehestan-
des, so anhe wettent und wyllen up beydent syden
der oldern ghescheen, ghans aff und krafftloeß syn,
desghelyken schollen de pastorn brüdt und brüde-
gam nicht thosamedt gheven, se syn den vorhen in
der kercken dre mal affghekündyget, und schal dar-
na dat thosamende geven ok in der kercken scheen.
Van entschedinge
Neynes weghes schal me de entschedynge lychtly-
ken tholathen edder vornemen, den edt heyfft Chri-
stus, Mathaei 19 [6], vorgeves nicht gesecht: Wat
Godt thosamen ghefoget heyfft, schal de mynsche
nicht scheden.
Eyne orsake, so de ehe schedet, heyfft Christus
sulvest ym evangelio angetagen, nomptliken den
ehebrück27. | 156v| Nicht desto weniger, wo eyn solck-
er val vorfelle, dat eyn deel derhalven van andern
ghescheden syn wolden, schal me allen flyth vor-
wenden, dat se wedderumme vorsonet werden und
up betterunge beyde by eynander blyven. Wo me
averst solckes nicht erholden konde, dar schal me
eynen ydern mothwylligem kleger edder klegerinnen
nicht so balde gheloven geven, sunder de klage ge-
nochsam den rechten apenbar doen lathen, und wen
also de klage ghenochsam bewyset, mach me dat
unschüldige deel loeß spreken und ohme wedderum-
27 Mt 5,32; 19,9.
28 Ex 20,12; Dtn 5,16.

me tho fryen vorloven, dat schüldige deel schal des
landes vorwyset werden.
Wo de man neyn man edder dat wyff neyn wyff,
dat is, wo eyn deel de schuldige und ehrlike wylfarth
nicht lesten kan, desulvige mach me |157r| ok sche-
den, wen sick sulcke klage waer bevynden.
Wo de oldern ohre kynder an de geven und be-
raden wolden, dar se noch lüst noch leyffte tho hed-
den, dar schal en entwedder de pastor thoseggen ed-
der, wo solckes nicht helpen wolde, de overicheit dat
beste doen, den dorch Mosen ghesecht is: Du schalt
vader und moder eheren28, de heyfft ock dorch Pau-
lum tho den Ephiesern gesecht: De oldern scholt
nicht thom thorne retzen ohre kinder29.
Wo under den ehelyken lüden eyn deel uthset-
tisch wert, wo mennichmal ghescheen, dar schal dat
ander deel, dewyle solcke swar crutze ghewyslick
van Gade kummet, Godt trüwelick bydden, dat edt
kusch leve und synem ghemal in solckem ellende de-
nen moghe, den dewyl se eyn lyff und twe sele synt,
wyl sick dat sulvige ok frylich gheboren. |157v|
Wen averst na eynem edder twen jaren de ghe-
legenheit der sake und unvormytlyke nodt eyn an-
dere forderten, so werden sick de regenten myt rade
der recht vorstendigen und des süperintendenten
hyrynne wol recht tho holden wetten.
Wo eyn deel van andern unschulther sake van
ander lopet und dat ander deel in ellende sytten
leidt, dar schal dat unschuldige deel gheduldich syn
und de sake Gade bevalen syn lathen. Und wo den
de verlopen deel sich anders woer eyne geven lethe
und me des waerafftige kündtschop hedde, mach me
dat unschüldige deel, wens syne unschult bewysen
kan edder desulvigen den naberen kündt is, loeß er-
kennen und oke wedderume fryen lathen. |158r |
Wen averst dat schuldige deel ummeher lepe und
nicht fryede, ok ym jare edder twen nicht wedder
queme, desgelyken, woer neyn hapenynge were, dat
edt wedderumme komen worde, dar schal dat un-
schüldige deel by den vorordenten und regenten an-
soken, se werden de sulvigen myt tho den rechtvor-
stendigen und ohres süperintendenten wol wetten
güde antwort tho geven wetten.
29 Eph 6,4.

348
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften