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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0444
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Lippe

Weil Ir euch in den Ehestand begeben habt in
Gottes Namen, So höret auffs erste das gebott Got-
tes uber den Standt.
So spricht S. Paulus221: Ir Menner, liebet ewre
Weiber, gleich wie Christus geliebet hat die Gemeine
und hat sich selbst für sie gegeben, auff das er sie
heiliget. Und hat sie gereiniget durch das Wasser-
badte im Wort, Auff das er sie im selbst zurichtet,
eine Gemeine, die herrlich sey, die nicht habe einen
Flecken oder Runtzelen oder des etwas, sonder das
sie heilig sey und unstrefflich. |Cc4r|
Also sollen auch die Menner Ihre Weiber lieben
als ire eigene Leibe. Wer sein Weib liebet, der liebet
sich selbst. Denn niemandt hat jemal sein eigen
Fleisch gehasset, Sondern er neeret es und pfleget
sein, Gleich wie auch der Herr die Gemeine.
Die Weiber seien unterthan Ihren Mennern als
dem Herrn, Denn der Mann ist des Weibs Heupt,
gleich wie auch Christus das Heupt der Gemeine ist,
Und er ist seines Leibs Heylandt. Aber wie nu die
Gemeine Christo ist unterthan, also auch die Weiber
iren Mennern in allen dingen.
Zum Andern. Höret auch das Creutze, so Gott auff
diesen Standt gelegt hat.
So sprach Gott zum Weibe: Ich wil dir viel
schmertzen schaffen, Wenn du schwanger wirst. Du
solt mit schmertzen Kinder geberen Und dein wille
sol deinem Mann unterworffen sein, Und er soll dein
Herr sein222. |Cc4v|
Und zum Mann sprach Gott: Dieweil du hast
gehorchet der stimme deines Weibs und gessen von
dem Baum, davon ich dir Geboth und sprach: Du
solt nicht davon essen. Verflucht sey der Acker umb
deinetwillen, Mit kummer soltu dich darauff neeren
dein leben lang, Dorn und Disteln sol er dir tragen,
Und solt das Kraut auff dem Felde essen. Im
schweiss deines Angesichtes soltu dein Brodt essen,
biss das du wider zur Erden werdest, davon du ge-

nommen bist. Denn du bist Erde und solt zu Erden
werden223.
Zum Dritten. So ist das ewer Trost, das ihr wisset
und gleubet, Wie ewer Standt für Gott angeneme
und gesegenet ist.
Denn also stehet geschrieben, Gene. 1
[27-28.31]: Gott schuff den Menschen im selbst zum
Bilde, Ja, zum Bilde Gottes schuff er in, Er schuff
|Dd1r| sie ein Menlein und Frewlein. Und Gott se-
genet sie und sprach zu ihn: Seid fruchtbar und
mehret euch und füllet die Erden und machet sie
euch unterthan und herschet uber Fisch im Meer
und uber Vögel unter dem Himmel und uber alles
Thier, das auff Erden kreucht. Und Gott sahe alles,
was er gemacht hatte, und sihe da, Es war alles sehr
gut. Darümb spricht auch Salomon: Wer ein Ehe-
fraw findet, der findet was guts und schepft Segen
vom Herrn224.
Hie recke [er] die Hende uber sie und bete also:
Herr Gott, der du Mann und Weib geschaffen
und zum Ehestandt verordnet hast, dazu mit früch-
te[n] des Leibs gesegenet Und das Sacrament deines
lieben Sons Jhesu Christi und der Kirchen, seiner
Braut, darinne bezeichnet, Wir bitten deine grundt-
lose Güte, du wollest solch dein Geschöpff, Ordnung
und segen nicht lassen verrücken noch verderben,
sondern gnediglich in uns bewaren, Durch Jesum
Christum, unsern Herrn, Amen. |Dd1v|
Drauff spreche der Priester den gewönlichen Se-
gen225:
Der Herr segne euch und behüte euch.
Der Herr erleuchte sein angesicht uber euch und
sey euch gnedig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auff euch und
gebe euch fride, Amen.
Gehet hin im Friede.

221 Eph 5,25-29.22-24. 224 Spr 18,22.
222 Gen 3,16. 225 Num 6,24-26.
223 Gen 3,17-19.

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