Lippe
Zum dritten. Da er im Examine befunden, das er die
heilige Schrifft fleissig studiert, das er nicht allein
durch die heilsame Lehre vermanen, Sondern auch
den irrigen widersprechen und sie ihres Irrthumbs
uberzeugen unnd den Mundt stopffen könne, soll er
an einem bestimpten ort auffgestelt und von im ein
Predig durch etliche der Verordneten des Consistorii
oder Kirchenrhats gehört werden, Daraus zuverne-
men, ob er auch, Was er in Gottes Wort verstehet,
dem einfeltigen Volck ördentlich und nützlich für-
tragen könne, und mit was Gaben er sonst im Pre-
digen von dem Allmechtigen begabt und gezieret
sey, Welchs alles, wie er nemblich im vorgehende[n]
Examine bestanden und in der Probpredig erfunden,
in ein besonder Buch, so von dem Kirchenrhat all-
weg gehalten, sol geschrieben werden.
Zum Vierdten. Da er nu in allweg geschickt und
tügenlich befundeni, das im mit gutem gewissen ein
Kirch zuvertrawen, soll er, da es anderst nicht zuvor
an andern örten geschehen, durch den Vörnempsten
Superintendenten, so dem Kirchenrhat stetigs bey-
wohnet, der Christlichen Ordnung nach mit erinne-
rung aus dem Wort Gottes von seinem Hohem
Ampt mit Gebet und aufflegung der Hende Ordinirt
werden. |Gg4r |
Folget die form der Ordination oder Confirmation
der Kirchendiener, wie dieselbige soll gehalten
werden, Durch D. Martinum Lutherum
gestellet245
Erstlich singet man: Veni, sancte spiritus246, Und
wird die gewönliche Collecta vom Heiligen Geiste
gelesen. So dieß geschehen, soll der Ordinator diesen
volgenden Text fürlesen, Nemblich:
So schreibet S. Paulus in der Ersten Epistel an Ti-
motheon am dritten Capittel [1-7]:
Das ist je gewißlich war, so jemand ein Bi-
sschoffs Ampt begert, der begert ein köstlich Werck.
Es soll aber ein Bisschoff unstrefflich sein, eines
i Im Druck: befungen.
245 Luther, Forma ordinandorum ministrorum verbi, WA
38, S. 424-431; Sehling, EKO I, S. 26f.
Weibes Mann, Nüchtern, Messig, Sittig, Gastfrey,
Lehrhafftig, nicht ein Weinseuffer, nicht beissig,
nicht unehrliche handtierung treiben, Sondern gelin-
de, nicht Hadderhafftig, nicht geitzig, der seinem
eignen Hause wol fürstehe, der gehorsame Kinder
habe mit aller Erbarkeit (So aber jemandt seinem
eignen |Gg4v| Hause nicht weis fürzustehen, wie wird
er die Gemeine Gottes versorgen?), nicht ein New-
ling, auff das er sich nicht auffblase und dem Le-
sterer ins urtheil falle. Er mus aber auch ein gut
zeugniß haben von denen, die draussen sind, auff
das er nicht falle dem Lester[er] in die schmach und
strick.
So ermanet S. Paulus die Eltesten der Gemeine zu
Epheso247:
So habt nu acht auff euch selbst und auff die
gantze Herd, unter welche euch der heilige Geist ge-
setzt hat zu Bischoffen, zu weiden die Gemeine Got-
tes, welche er durch sein eigen Blut erworben hat.
Denn das weis ich, das nach meinem abscheide wer-
den unter euch kommen grewliche Wölffe, die der
Herde nicht verschonen werden. Auch aus euch
selbst werden auffstehen Menner, die dar verkerte
Lere reden, die Junger an sich zu ziehen. Darümb
seid Wacker und dencket daran, das ich nicht abge-
lassen hab drey Jar, tag und Nacht, einen jeglichen
mit threnen zuermanen.
Hie höret ir, das uns, so Bisschoffe, das ist Prediger
und Pfarrherr, beruffen sind und sein sollen, nicht
wirdt befohlen, Gense oder Kühe zu hüten, Sondern
die Gemeine, so Gott durch sein eigen Blut erwor-
ben hat, das wir sie weiden sollen mit dem reinen
Wort Gottes, Auch wachen und zusehen, das nicht
Wölffe unnd Rotten unter die armen Schafe einreis-
sen, Darümb nennet ers ein köstlich Werck. | Hh1r |
Auch für unser Person sollen wir züchtig und ehrlich
leben, unser Hauß, Weib, Kindt und Gesind Christ-
lich halten und ziehen.
246 Veni, sancte spiritus, Wackernagel, Kirchenlied I,
S. 177; vgl. Luther: Komm, Heiliger Geist, Herre Gott,
AWA 4, Nr. 15.
247 Apg 20,28-31; 1Petr 5,2-4.
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Zum dritten. Da er im Examine befunden, das er die
heilige Schrifft fleissig studiert, das er nicht allein
durch die heilsame Lehre vermanen, Sondern auch
den irrigen widersprechen und sie ihres Irrthumbs
uberzeugen unnd den Mundt stopffen könne, soll er
an einem bestimpten ort auffgestelt und von im ein
Predig durch etliche der Verordneten des Consistorii
oder Kirchenrhats gehört werden, Daraus zuverne-
men, ob er auch, Was er in Gottes Wort verstehet,
dem einfeltigen Volck ördentlich und nützlich für-
tragen könne, und mit was Gaben er sonst im Pre-
digen von dem Allmechtigen begabt und gezieret
sey, Welchs alles, wie er nemblich im vorgehende[n]
Examine bestanden und in der Probpredig erfunden,
in ein besonder Buch, so von dem Kirchenrhat all-
weg gehalten, sol geschrieben werden.
Zum Vierdten. Da er nu in allweg geschickt und
tügenlich befundeni, das im mit gutem gewissen ein
Kirch zuvertrawen, soll er, da es anderst nicht zuvor
an andern örten geschehen, durch den Vörnempsten
Superintendenten, so dem Kirchenrhat stetigs bey-
wohnet, der Christlichen Ordnung nach mit erinne-
rung aus dem Wort Gottes von seinem Hohem
Ampt mit Gebet und aufflegung der Hende Ordinirt
werden. |Gg4r |
Folget die form der Ordination oder Confirmation
der Kirchendiener, wie dieselbige soll gehalten
werden, Durch D. Martinum Lutherum
gestellet245
Erstlich singet man: Veni, sancte spiritus246, Und
wird die gewönliche Collecta vom Heiligen Geiste
gelesen. So dieß geschehen, soll der Ordinator diesen
volgenden Text fürlesen, Nemblich:
So schreibet S. Paulus in der Ersten Epistel an Ti-
motheon am dritten Capittel [1-7]:
Das ist je gewißlich war, so jemand ein Bi-
sschoffs Ampt begert, der begert ein köstlich Werck.
Es soll aber ein Bisschoff unstrefflich sein, eines
i Im Druck: befungen.
245 Luther, Forma ordinandorum ministrorum verbi, WA
38, S. 424-431; Sehling, EKO I, S. 26f.
Weibes Mann, Nüchtern, Messig, Sittig, Gastfrey,
Lehrhafftig, nicht ein Weinseuffer, nicht beissig,
nicht unehrliche handtierung treiben, Sondern gelin-
de, nicht Hadderhafftig, nicht geitzig, der seinem
eignen Hause wol fürstehe, der gehorsame Kinder
habe mit aller Erbarkeit (So aber jemandt seinem
eignen |Gg4v| Hause nicht weis fürzustehen, wie wird
er die Gemeine Gottes versorgen?), nicht ein New-
ling, auff das er sich nicht auffblase und dem Le-
sterer ins urtheil falle. Er mus aber auch ein gut
zeugniß haben von denen, die draussen sind, auff
das er nicht falle dem Lester[er] in die schmach und
strick.
So ermanet S. Paulus die Eltesten der Gemeine zu
Epheso247:
So habt nu acht auff euch selbst und auff die
gantze Herd, unter welche euch der heilige Geist ge-
setzt hat zu Bischoffen, zu weiden die Gemeine Got-
tes, welche er durch sein eigen Blut erworben hat.
Denn das weis ich, das nach meinem abscheide wer-
den unter euch kommen grewliche Wölffe, die der
Herde nicht verschonen werden. Auch aus euch
selbst werden auffstehen Menner, die dar verkerte
Lere reden, die Junger an sich zu ziehen. Darümb
seid Wacker und dencket daran, das ich nicht abge-
lassen hab drey Jar, tag und Nacht, einen jeglichen
mit threnen zuermanen.
Hie höret ir, das uns, so Bisschoffe, das ist Prediger
und Pfarrherr, beruffen sind und sein sollen, nicht
wirdt befohlen, Gense oder Kühe zu hüten, Sondern
die Gemeine, so Gott durch sein eigen Blut erwor-
ben hat, das wir sie weiden sollen mit dem reinen
Wort Gottes, Auch wachen und zusehen, das nicht
Wölffe unnd Rotten unter die armen Schafe einreis-
sen, Darümb nennet ers ein köstlich Werck. | Hh1r |
Auch für unser Person sollen wir züchtig und ehrlich
leben, unser Hauß, Weib, Kindt und Gesind Christ-
lich halten und ziehen.
246 Veni, sancte spiritus, Wackernagel, Kirchenlied I,
S. 177; vgl. Luther: Komm, Heiliger Geist, Herre Gott,
AWA 4, Nr. 15.
247 Apg 20,28-31; 1Petr 5,2-4.
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