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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0455
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6. Kirchenordnung 1571

Seid ir nu solches zu thun und mit Gottes hilffe stets
zuhalten bereit und willig, so sprecht: Ja.
Alsdenn sol der Superintendens seine rechte Handt
dem Ordinando auff sein Heubt legen und sprechen:
Weil ir solches alle[s] (wie aus Heiliger Schrifft
ermelt) zuvorrichten willig und bereit seid vermit-
telst Göttlicher hilff, So Ordne, Confirmire und Be-
stettige ich euch aus Göttlichem befehl und Ord-
nung zu einem Diener Jhesu Christi und Seelsorger
dieser Gemeine, hie zugegen, Im namen des Vaters
und des Sons und Heiligen Geistes.
Darnach legen auch die andern Diener des Worts, so
dabey sind, dem Ordinanden die Hend auff das
Heubt und spreche[n]:
Last uns Beten: Vater unser, der du bist im Himmel,
etc.248
Barmhertziger Gott, Himlischer Vater, du hast
durch den Mundt deines lieben Sons, unsers Herrn
Jhesu Christi, zu uns gesagt: Die Erndte ist groß,
aber wenig sind der Erbeider. Bittet den Herrn der
Erndte, das er Ar- |Hh1v| beider in seine Erndte sen-
de249. Auff solchen deinen Göttlichen befehl bitten
wir von hertzen, du wollest diesen deinen Dienern
sampt uns und allen, die zu deinem Wort beruffen
sind, deinen Heiligen Geist reichlich geben, das wir
mit grossen hauffen deine Evangelisten sein, trew
und fest bleiben wider den Teuffel, Welt und
Fleisch, damit dein Name geheiliget, dein Reich ge-
mehret, dein Wille volbracht werde. Wollest auch
dem leidigen grewel des Bapsts und Mahomet
sampt andern Rotten, so deinen Namen lestern,
dein Reich zerstören, deinem willen widerstreben,
endtlich steuren und ein ende machen. Solch unser
Gebett (weil es du geheissen, geleret und vertröstet
hast) wollestu gnediglich erhören, wie wir gleuben
und trawen, durch deinen lieben Son, unsern Herrn
Jhesum Christum, der mit dir und dem Heiligen
Geist lebt und herschet in Ewigkeit, Amen.

So gehet nu hin und weidet die Herde Christi, so
euch befohlen ist250, und sehet wol zu, nicht gezwun-
gen, sondern williglich, nicht umb schendlichs ge-
winß willen, Sondern von hertzen grundt, Nicht als
die uber das Volck herschen, Sondern werdet fürbil-
der der Herde, So werdet Ihr (wenn der Ertzhirte
erscheinen wirdt) die Unverwelckliche Krone der
Ehren empfahen.
Benedicat vobis Dominus, ut faciatis fructum mul-
tum251.
Folget die Communio |Hh2r |
Und sollen hernach den Ordinatis geschriebene öf-
fendliche Testimonia von dem Consistorio gegeben
werden, damit man wisse, das sie Christlich, recht-
messig und ördentlich vocirt oder beruffen, Auch
fleissig in Heiliger Göttlicher Schrifft verhört und
volgents zum Predigampt zugelassen und nicht fal-
sche Lerer sind.
Zum Fünfften. Da er nu die Ordination hievor ahn
andern örten oder erst von dem Vörnempsten Su-
perintendenten empfangen, soll er mit eim schrei-
ben, so von dem Consistorio ausgehet, der Kirchen,
deren er vorstehen soll, durch den Superintendenten
praesentiert und zur Prob auch von den Pfarrkin-
dern gehöret werden. Und nachdem die Predigt ver-
richtet, sol der Superintendens die Vögt, Bürger-
meister und Vörnempsten von der Gemein fragen,
Wie der new Pfarrherr inen in der Lehre gefalle Und
ob sie nicht sonst erhebliche ursachen oder kundt-
schafften hetten seines Lebens halber, das er irer
Kirchen nicht nützlich vörstehen oder dienen könte.
Da denn die Pfarrkinder rechtmessige ursachen
anzeigen würden, das der New fürgestelte Prediger,
Pfarherr oder Caplan irer Kirchen nicht nützlich
dienen könte, sol der Superintendens solchs dem
Consistorio oder Kirchen Rhat berichten, Und da
sie also befinden, sol den Pfarkindern wider iren wil-
len solcher Pfarrherr nicht auffgetrungen, welche in

248 Mt 6,9-13. 250 Joh 21,15-17; Apg 20,28; 1Petr 5,2.
249 Mt 9,37-38; Lk 10,2. 251 Vgl. Dtn 7,13; 28,4.

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