Lippe
Stetten mit allen trewen und ernst auch darob und
an sein, damit sodan werck seinen vortgangk gewin-
nen und exequiert werden möge.
Da sichs auch zutrüge, das ein Beneficiat heim oder
zu seinen freunden reisete, seine Eltern oder Freun-
de zu besuchen, würde aber daselbst ein halb Jar
mehr oder minn in faulenzen unnd müssiggehen va-
giern Und, wie offt und dick308 geschicht, ein uppig,
unzüchtig Leben unnd wandel mit Zechen, schwel-
gen, spielen, doppeln309 und andern ergerlichen Bu-
benstücken füren und treiben, damit dem gemeinem
Mann leichtlich ergerniß gegeben wirdt, Würde aber
hierüber auff das ernstlichste vom Magistrat selbi-
gen orts oder Superintendenten hart ermanet, be-
drawet und gestraffet, davon abzulassen und seinen
studiis trewlich und fleissig obliegen, Aber keine
besserung gespürt, Alsdenn soll derselbig Student
von den einkommen seines Beneficii unverlengt ex-
cludirt und ein ander züchtig, fromm und verstendig
Knabe mit dem Beneficio belehent werden, Dazu
auch den Superintendenten durch den Rhat einer
jeden Stadt, die sey klein oder groß, die handt soll
gebotten und gehulffen werden.
Entlich, Was von den Beneficiaten gnugsamlich ver-
ordnet worden, sol gleichfals von den Stipendiaten
verstanden werden. |Oo3r| Dieweil auch die güter an
Prebenden, Vicariaten, Calanden, Pfründen, Brü-
derschafften und andern einzeligen Geistlichen ge-
fellen und einkommen nun verlangs310 Ad pios usus
hingewandt und angelegt sind, ist one not, hierinnen
newe Ordnung zustellen oder machen.
Von dem unterhalt der rechten Armen, Auch derselben Vorstehern und Kastenhern
Auff das nu auch letzlich unser Christlicher selig-
machender Glaube, damit wir das verdienst Jhesu
Christi, so uns in der Predigt des Evangelii fürge-
tragen und angebotten wirdt, ergreiffen, annemen
und fassen zu entlicher und eigentlicher frucht und
Brüderlichen liebe, und dieselbige liebe mit der that
und warheit in das werck der milten gütigkeit und
Barmhertzigkeit kommen und geführet werden mö-
ge, So ist unser Will, Meinung und Befehl, das dem
getrewen Gott zu Lobe, Preiß und Ehren, Auch zu
beweisung unsers Christlichen Glaubens und Liebe,
dienst und trost gegen den Nehesten eben Christen
Menschen, die arme Lazarussen311 (derer zu aller
zeit in der gemeinde Christi viel sind unnd uns von
Gott in der heiligen Schrifft von Christo, den Apo-
steln und ersten Kirchen trewlich und fleissig befoh-
len312) mit aller notturfft versorget und derselbigen
Behausung im wesentlichem Gebaw erhalten wer-
den. Und damit solch Christlich und Gott wolgefel-
liges werck unnachlessig fürge- |Oo3v| nommen und
308 Sehr.
309 Würfelspiel, Grimm, DWb 2, Sp. 1268.
310 Vor langer Zeit.
311 Lk 16,20-25.
312 Vgl. Mt 19,21; Mk 10,21; Lk 18,22.
auffs aller trewlichste verrichtet und volnzogen wer-
den möge, soll dasselbige auff nachfolgende meinung
und gestalt geschehen.
Erstlich. Weil vor alters die Kirchengüter auch et-
licher massen zu stewr und hülffe der Armen auß-
gespendet und gegeben worden sind (wie solchs Gre-
gorius mit namen der erste vormeldet313), das die
Kirchengüter zu seiner zeit und auch lange dabevor
in vier theile oder Portiones getheilet sein worden,
Der erste theil sey zum unterhalt der Kirchen Auff-
sehers, so man Episcopos oder auff Lateinisch Su-
perintendentes genennet hat, samt derselbigen
Haußgenossen, Vom andern Theil sein derer Auff-
seher, Coadiutorn oder Mitgehülffen im Seelsorgen
und Gottesdienst versorget, Das dritte sey zum ge-
baw der Kirchen, Schulen und derselbigen angehö-
rigen wönung gegeben, Das vierdte Theil zum Un-
terhalt und milten versehung der Armen außgethei-
let worden314, Denn Gott allwege der Kirchen Arme
313 Decr. Grat. C. XII, q. 2, c. 29 = ClCan I, Sp. 697.
X 1.31.16 = ClCan II, Sp. 192f.
314 Zur kanonischen Vierteilung der Kirchengüter vgl.
Arend, Bischof, S. 52 Anm. 93.
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Stetten mit allen trewen und ernst auch darob und
an sein, damit sodan werck seinen vortgangk gewin-
nen und exequiert werden möge.
Da sichs auch zutrüge, das ein Beneficiat heim oder
zu seinen freunden reisete, seine Eltern oder Freun-
de zu besuchen, würde aber daselbst ein halb Jar
mehr oder minn in faulenzen unnd müssiggehen va-
giern Und, wie offt und dick308 geschicht, ein uppig,
unzüchtig Leben unnd wandel mit Zechen, schwel-
gen, spielen, doppeln309 und andern ergerlichen Bu-
benstücken füren und treiben, damit dem gemeinem
Mann leichtlich ergerniß gegeben wirdt, Würde aber
hierüber auff das ernstlichste vom Magistrat selbi-
gen orts oder Superintendenten hart ermanet, be-
drawet und gestraffet, davon abzulassen und seinen
studiis trewlich und fleissig obliegen, Aber keine
besserung gespürt, Alsdenn soll derselbig Student
von den einkommen seines Beneficii unverlengt ex-
cludirt und ein ander züchtig, fromm und verstendig
Knabe mit dem Beneficio belehent werden, Dazu
auch den Superintendenten durch den Rhat einer
jeden Stadt, die sey klein oder groß, die handt soll
gebotten und gehulffen werden.
Entlich, Was von den Beneficiaten gnugsamlich ver-
ordnet worden, sol gleichfals von den Stipendiaten
verstanden werden. |Oo3r| Dieweil auch die güter an
Prebenden, Vicariaten, Calanden, Pfründen, Brü-
derschafften und andern einzeligen Geistlichen ge-
fellen und einkommen nun verlangs310 Ad pios usus
hingewandt und angelegt sind, ist one not, hierinnen
newe Ordnung zustellen oder machen.
Von dem unterhalt der rechten Armen, Auch derselben Vorstehern und Kastenhern
Auff das nu auch letzlich unser Christlicher selig-
machender Glaube, damit wir das verdienst Jhesu
Christi, so uns in der Predigt des Evangelii fürge-
tragen und angebotten wirdt, ergreiffen, annemen
und fassen zu entlicher und eigentlicher frucht und
Brüderlichen liebe, und dieselbige liebe mit der that
und warheit in das werck der milten gütigkeit und
Barmhertzigkeit kommen und geführet werden mö-
ge, So ist unser Will, Meinung und Befehl, das dem
getrewen Gott zu Lobe, Preiß und Ehren, Auch zu
beweisung unsers Christlichen Glaubens und Liebe,
dienst und trost gegen den Nehesten eben Christen
Menschen, die arme Lazarussen311 (derer zu aller
zeit in der gemeinde Christi viel sind unnd uns von
Gott in der heiligen Schrifft von Christo, den Apo-
steln und ersten Kirchen trewlich und fleissig befoh-
len312) mit aller notturfft versorget und derselbigen
Behausung im wesentlichem Gebaw erhalten wer-
den. Und damit solch Christlich und Gott wolgefel-
liges werck unnachlessig fürge- |Oo3v| nommen und
308 Sehr.
309 Würfelspiel, Grimm, DWb 2, Sp. 1268.
310 Vor langer Zeit.
311 Lk 16,20-25.
312 Vgl. Mt 19,21; Mk 10,21; Lk 18,22.
auffs aller trewlichste verrichtet und volnzogen wer-
den möge, soll dasselbige auff nachfolgende meinung
und gestalt geschehen.
Erstlich. Weil vor alters die Kirchengüter auch et-
licher massen zu stewr und hülffe der Armen auß-
gespendet und gegeben worden sind (wie solchs Gre-
gorius mit namen der erste vormeldet313), das die
Kirchengüter zu seiner zeit und auch lange dabevor
in vier theile oder Portiones getheilet sein worden,
Der erste theil sey zum unterhalt der Kirchen Auff-
sehers, so man Episcopos oder auff Lateinisch Su-
perintendentes genennet hat, samt derselbigen
Haußgenossen, Vom andern Theil sein derer Auff-
seher, Coadiutorn oder Mitgehülffen im Seelsorgen
und Gottesdienst versorget, Das dritte sey zum ge-
baw der Kirchen, Schulen und derselbigen angehö-
rigen wönung gegeben, Das vierdte Theil zum Un-
terhalt und milten versehung der Armen außgethei-
let worden314, Denn Gott allwege der Kirchen Arme
313 Decr. Grat. C. XII, q. 2, c. 29 = ClCan I, Sp. 697.
X 1.31.16 = ClCan II, Sp. 192f.
314 Zur kanonischen Vierteilung der Kirchengüter vgl.
Arend, Bischof, S. 52 Anm. 93.
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