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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0483
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7. Visitations-, Konsistorial- und Ehegerichtsordnung 1600

3. Ob auch der jugendt der catechismus, soviell
möglich, gelehret werde?
4. Ob er auch die kranncken unnd sterbende leut
tröste, auch die leichpredigte unnd andere christli-
che gesänge bey denn begrebnußenn halte?
5. Ob auch zwischenn den kirchendienern einig-
keit sei oder nicht? Da zwischenn ihnenn uneinigkeit
befundenn würde, dieselbige sollenn die superinten-
denten, soviell ihnenn moglich, umbstenndtlich9
auffschreiben.
6. Ob er auch in seiner anbefolhener pfarr pfar-
|7r| kinder habe, die mitt lastern, ehebruch, unn-
zucht, wucher unnd andernn ergerlichenn unnd ver-
dechtlichem leben beruchtigt sey?
7. Ob auch unnder seinen pfarrkindern jemand
beruchtiget, der da zauberey, wahrsagenns, wic-
kens10, segensprechens beruchtiget sey unnd dersel-
benn laster gebrauche?
8. Mitt waß fleiß oder unnfleiß die gemeine die
predigt besuchenn unnd des herrn nachtmals ge-
brauchenn?
9. Ob personen bey der ihme anbefolhenenn kir-
chenn sein, die seine predigt oder des herrn nacht-
mall nicht besuchenn oder |7v| sonst verächtlich da-
vonn reden unnd haltenn oder sonnst wie einem
christenn gebühret, sich nicht verhaltenn?
10. Ob auch jemanndt unter seinenn pfarrkin-
dern wegenn fluchens bey leyden, wunndenn unnd
sacrament Christi unnd anderer gotteslästerung be-
ruchtiget sey unnd gebrauche?
11. Ob auch jemanndt unter seinenn pfarrkin-
dern sey, die da muthwillig unnd ungehorsam sein,
dem prediger unnd kirchendienern drawen oder
schmehenn unnd sonst sich gegen dieselbige unge-
burlich verhaltenn?
12. Ob auch unnter seinenn pfarrkindern eheleut
seinn, die da mitt einander inn ergerlicher unneinig-
keit oder sonnst ergerlich verdechtigh |8r| lebenn
oder vonn einander gelauffenn seinn?
13. Ob auch unnder seinenn pfarrkindern kinder
seinn, die ihrenn eltern beschwerlich seinn, auch die-
ω Paena arbitraria.
α Paena arbitraria.

selbenn ungebührlich haltenn oder auch schlagenn,
beleidigenn und beschwerenn?
14. Wie die schule, wa deroselbenn sein, bestel-
lett unnd regieret werdenn, ob auch die jugendt
vonn denn schullmeistern trewfleißig instituiret
unnd versehen werde?
15. Ob auch jemanndt der kirchenn äcker, wiese,
garttenn, zinnß oder annder gutter, zu der kirchenn
gehorigh, enntzogenn habe? |8v|
16. Ob auch jemanndts da sey, so dem prediger,
kirchendienernn, dechen, templirern, vorstehernn
oder provisorn der kirchenn järlichs nicht bezahle
oder nicht bezalenn wolle, was er der kirchenn unnd
deren dienern schuldig?
17. Ob auch die kirchenngütter verbeutet11 oder
sonnst verendert worden oder werden?
18. Ob auch idie kirchenngebewi unnd des predi-
gers behausung inn zimblichen wollstannde unnd
wesentlichem gebew erhalten werde?
19. Ob auch unnsere beambten, vögte unnd die-
nere selbst die predigt horenn, des herrn nachtmals
gebrauchenn unnd sonnst sich verhaltenn als chri-
stenn gebüret?
Unndtt |9r| soll ein jeder prediger unnser graff-
unnd herrschafft schuldig seinn bey willkührlicher
straffω, auff obgesetzte puncta sembtlich, keine auß-
bescheidenn, unnsern superintendenten bey seinem
christlichenn gewißenn die warheit unndtt sein wiß-
ennschafft außzusagenn unndtt nicht verschwei-
genn.
Waß nach eines jedern orths gelegenheit der magi-
stratus, beambtenn, vögte, dechen, templirer, pro-
visoren der kirchenn oder wie die sonnst nach eines
jedenn orths herkommen genennet werdenn, unnd
andere glaubwirdige männere deß pfarrherrn unnd
anderer kirchendiener halbenn befraget werden sol-
len, darauff sollenn sie beyj eiden, damit sie uns |9v|
verwanndt sein, unnsern superintendenten bey will-
kürlicher straffeα ihre wißenschafft trewlich zu of-
fenbaren schuldig sein und nicht verschweigenn:
9 Ausführlich, genau.
10 Wahrsagens.
11 Veräußert, Grimm, DWb 25, Sp. 109.

i-i B: der kirchen gebeuw.
j B: bey den.

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