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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0489
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7. Visitations-, Konsistorial- und Ehegerichtsordnung 1600

Es sollenn aber die commissarien den parthey-
enn beiderseitz in den ersten citationen |21v| sonder-
lich aufferlegenn, im erstenn termino bey einer ge-
wißenn gelt pöen selbst inn der persohnn beneben
ihrenn nechsten blutsverwandten unnd ihrem red-
ner vor unnsernn commissarien gewiß zu erschei-
nenχ, und sollenn die commissarien inn dem ersten
termino die streitige partheyen summarie mitt tre-
wem fleiß hörenn unnd darauff trewlich unnd un-
partheylich sich bearbeitenn unnd versuchen, daß
die streitige partheyenn pro matrimonio vunnd kei-
nes weges contra matrimoniumv, dem ehestande zun
ehren unnd den partheyen zu verhutung allerhanndt
verbitterung, gefahr, uncosten unnd schadenn,
selbst zum bestenn in der güte vergliechenn unnd
vereinbahret werden mögennψ.
Da aber in dem erstenn termino die ehesache inn
der gutte nicht verglichen würde |22r| noch verein-
bahrt werdenn könte, die commissarien auch zu der
güttlichenn vergleichung keine hoffnung hettenn
noch spüreten, so sollenn die commissarien crafft
dieses macht habenn, in demselbenn ersten, zur güt-
lichenn handlung angesetzten termino, denn strei-
tigen partheyenn durch einen schrifftlichenn be-
scheid (denn die commissarien benebenn dem se-
cretario unnderschreibenn unnd beiden theiln in
demselbenn termino davonn abschrifft mittheilenn
sollenn) einenn terminum von dreyenn wochenn an-
zusetzen, unnd inn demselbenn bescheide dem cla-
genden theyle zu befehlenn, sub poena reiectionis et
absolutionis seine eheclage articuls weise media af-
firmativa litis contestatione unnd zugleich in dem-

φ Welcher maßen die citationen bey den commissariis ge-
beten, die commissarii darauff erkennen, den parteien
mittgetheilet undt durch den beeidigten bothen insinuirt
und reproducirt werden sollen.
χ Die parteyen sollen beiderseits im ersten termin bey
peen citieret werden und erscheinen.
ψ Soll im ersten termino summarie verfharen werden undt
dahin beyarbeitet, daß die parteyen um der gute mogen
vertragen werden undt alle zeit pro matrimonio erkant
werde.
ω Wie zuverfharen, wann die parteyen in primo termino
nicht vereiniget.
α De litis contestatione actoris undt wie derselbe auch ex

selbenn künfftigenn termino mittel |22v | eydts dan-
dorum gewiß zuübergebenω.
Wann der clagender theill darauff inn dem ange-
setztenn termino die clage ubergibt unnd die com-
missarien die clage zuleßig befinnden (darüber sie in
demselbenn angesetzten termino ohne der parthey-
enn disputation zu erkennen machtt habenn sol-
lenn), so soll der clagender theill inn demselben ter-
mino litem contestirenα, wo nicht, sollenn die com-
missarien in demselben termino ohne dilation litem
ex officio pro contestata erkennen unnd auffneh-
menn, unnd soll der clagender theill in demselben
termino zugleich auff seine clag articull vor unnsern
commissarien unnd secretario denn eydt dandorum
wmitt hanndtastung22 an eydts stattw selbst inn der
personn leistenβ, unnd sollenn unnsere commissarien
auff soliche |23r| eydtsleistung dem clagenden theile
in dem selbigenn termino in der anwälde unnd deß
jegenntheils abwesenn die clage articull mitt son-
derlichem trewem fleiße ordenntlich unnd ver-
stenndtlich verlesenn, krafft seines gethonenn eydts
auffx jeden articull denn commissarien die warheitt
seines wißens zu offennbarenn.
Waß der clagender theill auff einenn jedenn ar-
ticull bey dem geleisteten eyde dandorum saget, daß
soll der secretarius in beyseinn der commissarien in
demselben termino mitt fleiß ordenntlich auff-
schreibennγ, unnd soll inn demselben termino dem
beclagtenn theile des clagenden theils clage articul
unnd der eydtlichenn repetition zugleich copey zu-
erkenndt unnd ihme dieselbige, so baldt muglich,
durch die commissa- |23v| rien unnd secretarien unn-

officio von den commiss[ariis] soll erkant werden. Litis
contest[atione] rei vide infra, fol. 29b et fol. 24.
β Die clage soll articuls weiße mit handtastung von den
parteien selbsten gelieffert werden, den eidt dandorum.
γ Soll alles protocollirt werden, waß bey den articuln ge-
sagt wirdt.
v-v In B von anderer Hand ergänzt.
w-w In B von anderer Hand ergänzt.
x B: auff einen.
22 Handreichung, Gelöbnis, Grimm, DWb 10, Sp. 420.

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