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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0026
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Die Kirchenordnungen.
1. Christliche, bestendige und in der schrift und heiligen veteren wol
gegrünte verklerung und erleuterung der furnemesten artikel unser waren,
alten, christlichen religion, fur arme, einfeltige pfarrherrn in den druck
gegeben.1
[1542]

Von Gotts gnaden Wir Elizabeth, geborne marg-
graffin zu Brandenburg etc., herzogin zu Braun-
schwig und Leunenburg, witwe, entpieten allen
und jeden unterthanen in unsers freuntlichen,
lieben unmündigen suns, herzogen Erichs, für-
stenthumb und unser leibzucht2, geistlichen und
weltlichen, unsern günstigen grus zuvoran.
Lieben getreuen, euch ist on zweifel bewust,
was sich fur hader und zank nu etliche jar in
der religion sachen zugetragen und nicht on
merklich ergernis vieler fromen herzen begeben
hat, indem das etliche starrige köpfe von den
greulichen missbreuchen, so durch der geist-
lichen nachlessigkeit und gleissnerey in die kir-
chen eingefurt sein, nicht abstehen und wider-
umb das ander teil dem götlichen worte zunach-
teil, wie billich, auch nicht hat weichen wollen.
Nu ists aber jhe am tage und klagens viel
verstendiger leut, das die arme christenheit
lange zeit mit viel irthumbs durch die irrigen
geister, von welchen Paulus sagt 1. Timot. 4
[1 ff.], beladen und umbgefurt worden sey. Denn
seind wir nicht durch menschengebote und-lahr
von dem evangelio und der warheit schentlich
abgefurt? Und das wir etliche artickel erzelen,
was haben wir, ehe denn das evangelium wider-

1 Druckvorlage: Druck von 1542, Erfurt bei Mel-
chior Sachsen, Quart, Teil I: 104 Bll., Teil II:
136 Bll., Teil III: 166 Bll., Konfirmationsord-
nung: 10 Bll. Am Anfang und am Ende des
gesamten Bandes je 1 leeres Bl., Expl. d.
Nieders. Staats- u. Universitätsbibl. Göttin-
gen, Jus statut. V 3312. — Die zahlreichen
Marginalien der Druckvorlage sind im gegen-
wärtigen Druck in einen besonderen Apparat
unter dem Text verwiesen worden.
2 Auf Elisabeths eigenen Wunsch hatte Herzog
Erich I. seiner Gemahlin das Amt Münden als
Leibzucht vermacht, obwohl er ihr zunächst

umb aufkam, gewust vom catechismo, das ist
von der kinderzucht? Was wusten wir vom rech-
ten brauch des hochwirdigen abendmals? Wo
lerete man recht von der wirde der heiligen
tauf? Wo hat man recht gehandelt den artickel
von vergebung der sünde? Von der justification?
Von rechtschaffnen guten werken? Von dem
heiligen kreuz? Seind nicht die geistlichen mit
lautern fabeln umbgangen? War es nicht da-
hin komen, das man vergebung der sunde umb
gelt, nicht on merklichen nachteil des verdinsts
Christi, verkauft hat?Wölte aber jhemand solchs
leugnen, so sage er uns, warumb denn der ab-
las in Deutschland so gemein worden sey?
Sölchen greulichen irthümen und falschen
gottsdiensten zu weren, sölten lengst diejenigen,
so heupter und regenten der kirchen sein wöl-
len, einen weg und rath gesucht haben. So wil
je leider nichts draus werden und müssen wir
arme leut dahingehen als schaff, so keinen hir-
ten haben [vgl. Mt 9, 36], Es hat wol die key.
maj., unser allergnedigester herr, in solcher
sache bisher vleisses gnug furgewant, sonder-
lich auf dem vergangen reichstage zu Regens-
purg3, ob doch solche zwispaltung in der reli-
gion aufgehaben und ein einigkeit gefunden wer-
Calenberg bestimmt hatte; vgl. A. Brenneke
1, 207.
3 Reichstag zu Regensburg 1541, gekennzeich-
net nicht nur durch den Einigungswillen des
Kaisers, der sich selbst an den Verhandlun-
gen beteiligte, sondern auch durch die ver-
mittelnde Haltung des päpstlichen Legaten
Contarini. Den Verhandlungen wurde das
hauptsächlich von J. Gropper verfaßte Re-
gensburger Buch (CR IV, 190 ff.) zugrunde
gelegt. In mehreren Lehrpunkten wurde weit-
gehende Einmütigkeit erzielt, schließlich so-
gar in der Rechtfertigungslehre. An der

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