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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0162
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Calenberg-Göttingen

2. Ordenungh vor die klosterleuth, in welcher sonderlich angezeigt wirth,
was solche orden vor einen grunth in der heiligen schrift und fornembsten
vetern haben, desgleichen, wie sich hinfuro solche leuthe in dem loblichen
furstenthumb herzogen Erichs des jungern halten sollen.1
[1542].

Von Gots gnaden Wir, Elisabeth, geborn mar-
grafin zu Brandenburgk etc., herzogin zu Brun-
schwig und Lüneburgh etc., withwe, empieten
euch, wirdigen und andechtigen, unsern lieben,
getreuen ampten, propsten, priorin, ebtissen,
priorinnen und andern ampt, herr und jung-
frauen in unsers fruntlichen, lieben, unmondigen
sohns, herzogen Erichs etc., furstenthumb und
unser liebzucht2 unsern grus und gnedigen wil-
len zuvorn und fugen euch hirmit zu wissen,
das wir von glaubwirdigen bericht werden, wye
ihr euch in das gotliche und hochwirdige wort
Godes, so wir nhun zwei jar rein, lauter und
klaer zu predigen gnediglich bevholen, desglei-
chen in unser ausgangen ordenungh3, so wir
euch uberschickt und dieselbig fleissig zu lesen
gnediglich begerth haben, wenig schicken solt,
des wir uns den, weil ihr je pillich verstendiger
den ander unser underthan sein solten, nicht
versehn hetten. Weil wir uns aber von ampts
wegen als ein regirende furstin schuldig er-
kennen, Gottes wort bei den unsern allenthalb
zu fordern, auch von David durch den heiligen
Geist zu uns ebensowoll als zu andern heuptern
gesagt alhier: Ihr fursten, thut euer thor auf
und erhebt die thor in der welth, das der ko-
nigh der ehren hirinzyhe, Psalm 24 [7], welchs
freileich von annemen und forderungh des ko-
nigs Christi wort vorstanden sein mus, so haben
wir vor notigh angesehen, euch eine sonderliche
ordenungh euer gelegenheit nach stellen zu las-
sen, die wir euch den bie [!] jegenwertigen unsern
verordenten visitatoribus zuschicken mit gne-
digem und aber doch auch ernstlichem beger,
ihr wollet dieselbige nicht anderst verstheen

1 Druckvorlage: Hs aus dem Staatsarchiv Han-
nover, Dep. 24 v. Hanstein, Urkunde Nr. 199,
Stück 11.
2 Vgl. oben S. 708, Anm. 2.

oder auslegen, dan das hirin euer wolfarth und
seligkeit gesucht werde, euch auch nach der-
selbigen hinfuro dermas halten, das wir das
widerspill von euch nicht erfharen mogen. Dan
ihr je wisset, das wir uns vor disser zeit mit
der ganzen lantschaft zu Pattensen4, Gottes wort
anzunemen und dasselbige in den schwank und
das werk zu peen[di]gen, eintrechtlich beschlos-
sen haben. Wo aber jhemand unter euch anders,
des wir uns doch zu euch nicht verhoffen wol-
len, gebaren wurde, wider den ader die wollen
wir uns auch mit geburlicher straff recht zu
halten wissen. Solchs haben wir euch, denen
wir in allen gnaden gneigt, gnediger meinungh
nicht verhalten wollen. Datum Munden, am vier-
den tag Novembris im jaer der minderzall42.
Was voer einen grunth das klosterleben in
gotlichem worth und den furnembsten vetern
habe, item von ihren regelen und satzungen,
an welche sie bisher gebunden gewesen sein.
Es verwundert sich der heilige Ciprianus ad
Pompeium contra epistolam Stephani5 nicht un-
pillicherweise, wo doch der vorwitz und das un-
pillich furnhemen etzlicher leuthe herkomen, das
sich den gotlichen ordenungen menschliche sat-
zunge vorzihen dorfen, und ist auch zwar eine
grobe, vorgessene vormessenheit, das man Got-
tes wort beiseits thun und anstat dieselbigen
menschliche treume und gebotte zu halten ge-
bieten darf; dan wo ist ein furst so arm oder
geringe, wan er ein mandat in seinem lande
lies ausghen der pilligkeit gemes und ihme
solichs ane alle ursache von seinen underthanen
3 Vgl. oben S. 708 ff.
4 Vgl. oben S. 709 u. Anm. 6.
5 Ep. 74,3; MSL 3,1130. MSL 4,412 f. CSEL 3,2,
801.

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