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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0188
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Calenberg-Göttingen

16. Zum letzten haben wir, der superintendens
und andere presidentes synodi, hieunter ver-
zeichnet, beschlossen, das jerlich zwischen Dei-
ster und Leine 2 synodi gehalten werden sollen,
einer auf den Dinstag nach Jubilate, also das
auf den vorgehenden Montag alle pastores,
pröbste, vicarii und sacellani hir zu Pattensen
ungefordert bey sonderlicher straff ankomen und
in die verorndnete herberge einziehen sollen.
Der ander sol auf den anderen tag nach Diony-
sii19 im herbste gehalten werden, also das die
pastores am tage Dionysii auf weise und straff,
wie itzo angezeichnet, einkomen. Was alsdann
weiter in den kirchen von nöten sein wirdet, sol
mit Gotts hülfe und zuthun unser christlichen
oberkeit durch uns abermals beratschlagt und
gebessert werden. Actum et datum Pattensen,
am 16. Julii im jar der minderzal 44.
Wo zwen oder drey versamlet sein in mei-
nem namen, da bin ich mitten unter ihnen.
Mathei 18 [20].
Praesidentes synodi seind gewesen:
Antonius Corvinus, der superintendens20.
Rudolphus Mollerus, pfarherr zu Hamelen21.
Georgius Scarabeus, pfarherr zu Hannober22.
Joannes Rodis, pfarherr zu Wunstorp23.
Joannes Heidmollerus, pfarherr zur Neustatt24.
Waltherus Höker, pfarherr zu Pattensen25.
Henricus Bock, auch zu Pattensen predicant26.
Henricus Sanderus, pfarher zum Kalenberge 27.
1. Corin. 14 [40]: Lasset alles bey euch ehrbar-
lich zugehen.

19 Der Tag Dionysii = 9. Oktober.
20 Vgl. oben S. 855, Anm. 2.
21 Zu Rudolf Moller vgl. oben S. 856, Anm. 2.
22 Georg Scarabaeus, geb. 1503 in Hannover.
Nachdem er Prediger in Quedlinburg ge-
wesen war, 1532—1558 Pastor in Hannover
(Marktkirche), † 15. 4. 1558. Vgl. Ph. Meyer,
a.a.O. I. 1941, 434.
23 Johannes Rodis — identisch mit dem bei Ph.
Meyer, a. a. O. II. 1942, 539 angegebenen Jo-
hann Vordis, Pastor an der Stiftskirche in
Wunstorf ?
24 Johannes Heitmoller, Pastor in Neustadt a.
Rbge. vor 1543-1551 (1548?); vgl. Ph. Meyer,
a. a. O. 190.
25 Mag. Walter Höker (auch Hocker, Hoiker),
geb. in Steinhude. Nachdem er Rektor in

Volgt der ander synodus zu Münden,
am Dönnerstage nach Epiphaniae im 45. jar
gehalten.
Antonius Corvinus, in herzogen Erichs fürsten-
thum verorndneter superintendens, wünschet dem
christlichen leser gnad und fried durch Christum.
Man pflegt zu sagen im sprichworte: Wer
beim wege baue, der müsse viel meisterens lei-
den. Und ist solch sprichwort zwar ein artig
und warhaftich sprichwort. Denn man handele
und neme, für was man wölle, so ist anderer
leut furwitz, wens offentlich geschicht, flux da,
der alles zu meisteren und zu klügelen weis und
nemande nichts gut sein lesset. Und da man in
vörigen zeiten einen Momum28, der alles mei-
sterte und tadelte, wie die poeten dichten, hat
dülden müssen, da hat man itzo uberaus viel
Momos, die selbs nichts sonderlichs ausrichten
und sich aber gleichwol, was andere leut thun
oder fürnemen, es geschehe gleich so guter
meinung, als immer geschehen kan, gar nicht
gefallen lassen. Weil ich dann weis, das dieser
abdruck des vörigen und volgenden synodi erst-
lich den papisten, als die in solchem fürnemen
uns armen ketzeren solche autoritet keinswegen
nachgeben, zum anderen denn soviel weisen brü-
deren, so allen ceremonien feind sein, nicht ge-
fallen wirdet, so wil ich dich, christlichen leser,
freundlich gebeten haben, du wöllest mich hirin
nicht anders vermerken, dann das ich gern
Gots wort allenthalben gefordert, gleicheit der
ceremonien, soviel möglich, aufgericht, den
Hannover gewesen war, 1535—1559 Pastor in
Pattensen, 1549—1552 mit Corvin auf dem
Calenberg gefangen, 1559—1565 in Uelzen, zu-
nächst als Propst adj., dann als Propst,
† 1565. Vgl. Ph. Meyer, a.a.O. 265. 439, dazu
III. 1953, 43; zur Gefangenschaft Hökers P.
Tschackert, Corvinus, 178 ff.; W. Lotze, Ge-
schichte d. Stadt Münden2. 1909, 42.
26 Mag. Heinrich Bock, 1544, 1549 Prädikant in
Pattensen, 1549 vertrieben, † 1577; vgl. Ph.
Meyer, a. a. O. II, 266.
27 Ueber Heinrich Sander ist nichts Näheres
bekannt.
28 Momos = griechische Personifikation des
Spottes u. der Tadelsucht; vgl. W. H. Ro-
scher, Ausführl. Lexikon d. griech. u. röm.
Mythologie II, 2. 1894-1897, 3117 ff.

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