Calenberg-Göttingen
der ganzen gemeine Gotts wort desto fleissiger
gehort und die hochwirdigen sacramente ge-
brauchet werden. Sonst müste man dennoch hie
kein nötig gesetz widder christliche freiheit
machen, sonder das war bleiben lassen, das des
menschen Son auch ein Herr des Sabbaths sey,
Mat. 12 [8]. Wir, die praesidentes, bitten aber
underteniglich darumb, das unser g. herschaft
nachmals ein ernstlich mandat an alle ampt-
leute ausgehen lassen wölle, das die gebrante
weinzeche, das spaziren auf den kirchöven unter
der predigten und ander schwelgen und unzucht
auf solche tage verbleiben müsse. Denn es seind
diese misbreuche so tief eingerissen, wie alle
frome pastores klagen, das ohn ernstliche straffe
hirin nicht geraten werden kan.
7. Der siebende artickel40, so die kirchmess
den pastoribus umb der abgötterey, des schwel-
gens und uberiges frasses willen verbeut, sol
auch nu, wie unser g. f. und f. befohlen hat, alle
bürger und bauren, ja, auch die klöster angehen
und betreffen. Und wil Ihre F. G. solche unord-
nung bey jedermenniglich in diesem fürsten-
thum abgeschafft haben. Doch sol solchs von
den emporiis und merkten in den stedten und
flecken nicht verstanden sein. Denn was gehen
solche politicae ordinationes, das ist bürgerliche
ordnung, die lieben kirchen an? Mögen auch
erleiden, wenn solche merkte in den stedten
und flecken sein, das der pastor des morgens
Gotts wort predige und das volk vom uberigen
fressen und saufen abweise.
8. Den achten artickel41, darin geboten wir-
det, das die pastores die offne zecheheuser und
tabernas bey sonderlicher straff meiden sollen,
wil unser g. herschaft kurzumb gehalten und
ihnen hiemit abermals alle fullerey verboten
haben, und wir, die praesidentes synodi, sehen
solchen artickel fur christlich, nötig, nützlich
und billich an.
9. Der neunde artickel42, der verdechtigen
priester ehestand belangend, sol in seiner kraft
und wirde auch stehen bleiben.
10. Also sagen wir auch vom zehenden42a, der
von krankheit der pastoren handelt. Weil aber
von denen, so tods halben abgehen, daselbs
nicht gesetzt ist, das den armen, verlassen wit-
wen und waisen zugut komen möchte, so haben
wir itzo bey unser g. herschaft erlangt, wenn
die pastores in Gott verscheiden und Ihre F. G.
oder auch unser g. junger f. und herr, wenn
Sein F. G. nu zum regiment mit Gotts hülfe grei-
fen wirdet, durch den superintendenten ihrent-
halben oder durch sie selbs ersucht werden,
das sich alsdann Ihre F. G. gegen solche witwen
und waisen christlich, fürstlich und unverweiss-
lich wöllen zu halten wissen, doch das auch
solche pastores guts wandels gewesen und mit
weib und kinderen beweisslicher that halben
unberüchtiget befunden sein.
11. Der eilfte artickel43, von christlichen,
guten bücheren meldend, ist klar, nötig und
nützlich an ihme selbs.
12. Im zwelften44, so von abgöttischen bil-
deren sagt, sol44a man auch den greuel der
altaren, so man abgethan haben will, verstehen.
Denn es nemen dieselbige nicht einen geringen
teil der kirchen ein, da sonst frome leute sitzen
und Gottes wort hören künten. So ist der greuel,
welcher mit den unchristlichen messhalten bis-
her drauf geschehen ist, so gros, das sie billich
aus aller menschen augen gethan werden. Und
wo die oberkeit solchs thut, ist sie auch ebenso-
wol lobenswerd als die könige des alten testa-
ments, welche durch den Jesum Syrach im 49. ca-
pitel [1 ff.] der abgeschafften abgötterey halben
so heftig gelobt werden.
13. Soviel die irrigen ehesache in diesem
göttingschen lande belangt, seind dieselbige auf
die fürstliche kanzley zu Münden laut der hoff-
40 Vgl. oben S. 868.
41 Vgl. oben S. 868 f.
42 Vgl. oben S. 869.
42a Vgl. ibid.
43 Vgl. ibid.
44 Vgl. ibid.
44a Druckvorlage: so
874
der ganzen gemeine Gotts wort desto fleissiger
gehort und die hochwirdigen sacramente ge-
brauchet werden. Sonst müste man dennoch hie
kein nötig gesetz widder christliche freiheit
machen, sonder das war bleiben lassen, das des
menschen Son auch ein Herr des Sabbaths sey,
Mat. 12 [8]. Wir, die praesidentes, bitten aber
underteniglich darumb, das unser g. herschaft
nachmals ein ernstlich mandat an alle ampt-
leute ausgehen lassen wölle, das die gebrante
weinzeche, das spaziren auf den kirchöven unter
der predigten und ander schwelgen und unzucht
auf solche tage verbleiben müsse. Denn es seind
diese misbreuche so tief eingerissen, wie alle
frome pastores klagen, das ohn ernstliche straffe
hirin nicht geraten werden kan.
7. Der siebende artickel40, so die kirchmess
den pastoribus umb der abgötterey, des schwel-
gens und uberiges frasses willen verbeut, sol
auch nu, wie unser g. f. und f. befohlen hat, alle
bürger und bauren, ja, auch die klöster angehen
und betreffen. Und wil Ihre F. G. solche unord-
nung bey jedermenniglich in diesem fürsten-
thum abgeschafft haben. Doch sol solchs von
den emporiis und merkten in den stedten und
flecken nicht verstanden sein. Denn was gehen
solche politicae ordinationes, das ist bürgerliche
ordnung, die lieben kirchen an? Mögen auch
erleiden, wenn solche merkte in den stedten
und flecken sein, das der pastor des morgens
Gotts wort predige und das volk vom uberigen
fressen und saufen abweise.
8. Den achten artickel41, darin geboten wir-
det, das die pastores die offne zecheheuser und
tabernas bey sonderlicher straff meiden sollen,
wil unser g. herschaft kurzumb gehalten und
ihnen hiemit abermals alle fullerey verboten
haben, und wir, die praesidentes synodi, sehen
solchen artickel fur christlich, nötig, nützlich
und billich an.
9. Der neunde artickel42, der verdechtigen
priester ehestand belangend, sol in seiner kraft
und wirde auch stehen bleiben.
10. Also sagen wir auch vom zehenden42a, der
von krankheit der pastoren handelt. Weil aber
von denen, so tods halben abgehen, daselbs
nicht gesetzt ist, das den armen, verlassen wit-
wen und waisen zugut komen möchte, so haben
wir itzo bey unser g. herschaft erlangt, wenn
die pastores in Gott verscheiden und Ihre F. G.
oder auch unser g. junger f. und herr, wenn
Sein F. G. nu zum regiment mit Gotts hülfe grei-
fen wirdet, durch den superintendenten ihrent-
halben oder durch sie selbs ersucht werden,
das sich alsdann Ihre F. G. gegen solche witwen
und waisen christlich, fürstlich und unverweiss-
lich wöllen zu halten wissen, doch das auch
solche pastores guts wandels gewesen und mit
weib und kinderen beweisslicher that halben
unberüchtiget befunden sein.
11. Der eilfte artickel43, von christlichen,
guten bücheren meldend, ist klar, nötig und
nützlich an ihme selbs.
12. Im zwelften44, so von abgöttischen bil-
deren sagt, sol44a man auch den greuel der
altaren, so man abgethan haben will, verstehen.
Denn es nemen dieselbige nicht einen geringen
teil der kirchen ein, da sonst frome leute sitzen
und Gottes wort hören künten. So ist der greuel,
welcher mit den unchristlichen messhalten bis-
her drauf geschehen ist, so gros, das sie billich
aus aller menschen augen gethan werden. Und
wo die oberkeit solchs thut, ist sie auch ebenso-
wol lobenswerd als die könige des alten testa-
ments, welche durch den Jesum Syrach im 49. ca-
pitel [1 ff.] der abgeschafften abgötterey halben
so heftig gelobt werden.
13. Soviel die irrigen ehesache in diesem
göttingschen lande belangt, seind dieselbige auf
die fürstliche kanzley zu Münden laut der hoff-
40 Vgl. oben S. 868.
41 Vgl. oben S. 868 f.
42 Vgl. oben S. 869.
42a Vgl. ibid.
43 Vgl. ibid.
44 Vgl. ibid.
44a Druckvorlage: so
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