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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0227
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Kirchenordnung 1531

dat de junkfrouenklöstere10 vortyden sollike
tuchtscholen ghewest synd, in welken vele hil-
lige junkfrouen unde matelerinnen, alse Sanct
Agnes11, Sanct Agatha12, Sanct Katherina13
■unde andere vele, also in Godes erkentnisse
unde leve dorch de underwysinge in godt-
lykem worde gebracht synt, dat se ock umme
Christus unde der warheit willen des bittern
dodes forchten, der tyrannen unde aller pyne
grusamicheyt overwunnen hebben.
Dewyle nhu vortyden von junkfruwenscholen
sollyke fruchte komen synd, willen wy unser
stadt tho gude ock eyne anrichten, der tho-
vorsicht tho Gode, idt scholde Gode loff unde
ehre unde unser stadt unde kynderen ock beth-
terynge daruth entsthaen.
Von bestellynge unde annemynge guder
prediger.
Wy willen alle parre erlich mit guden pre-
digern, eyne jowelke besundern, bestellen13a.
Mit der arbeit schulle se sick medenander
sülvest vorlyken.
Ock willen wy jowelkem predigere eyne theme-
lyke wonynge unde erlyke erholdynge bestellen.

10 Zum Folgenden vgl. die etwas andere Wen-
dung, den Ursprung der Klöster betr., bei
Luther, a.a. O.; WA 15, 47: Wilche aber der
ausbund dar unter were, der man sich ver-
hofft, das geschickte leut sollen werden zu
lerer und Lereryn, zu prediger und andern
geystlichen emptern, die soll man deste mehr
und lenger da bey lassen odder gantz daselbs
zu verordenen, wie wyr lesen von den hey-
ligen mertern, die S. Hagnes und Agata und
Lucia und der gleichen auff zogen. Daher
auch die klöster und stiffte komen sind ...
Vgl. auch De votis monasticis iudicium. 1521;
WA 8, 615, Z. 4 ff.
11 Die hl. Agnes erlitt um 304/05 zu Rom als
Jungfrau den Märtyrertod. Nach der Legende
besuchte sie zu Rom die Schule und legte
schon als Kind das Keuschheitsgelübde ab
(vgl. Ambrosius, ep. 1; MSL 17, 735; Jacobus
a Voragine [† 1298], Legenda aurea, rec. Th.
Graesse. 1846, 113 f. — Die Legenda aurea mit
ihrer sehr phantastischen Darstellung der
Heiligenleben war im Ausgang des Mittel-
alters ein beliebtes Volksbuch). Ihre Ge-
dächtnistage: 21. u. 28. Jan. Zum Historischen

Vom superintendenten.
Unde uppe dat de vele der predigere in unser
stadt nicht orsake geve des zankes, sektenedder
uneynicheyt, willen wy vorschaffen unde vor-
ordenen eynen dreplyken man von gudem wan-
dele unde gesonder lere tho eynem superinten-
denten, dat ys upmerkere. De schall vlytich up-
sehent hebben uppe aller prediger lere unde
wandel, dartho uppe der scholen regiment. Unde
eth schullen ohme ock alle predigere sampt
deme scholemestere in allen billyken saken
underdaen unde gehorsam syn. Unde demesülven
superintendenten willen wy nha synem stande
ock eyne redelyke erholdynge vorschaffen.
Von bychthören unde sacramentrekynge.
Wy willen ock, dat hinforder alle ordenslüde14
sick ores heymelyken unde öpentligen misserens
unde bychthörens genzlick entholden;wo se sick
aver hirinne ungehorsamlick holden würden unde
ohne ethwes unfals darüber wedderfore, schol-
Len nicht wy, sundern se den schaden unde
schuld dragen. Denne dejonnen, so dat wort
Gades bevolen ys, schullen ock bycht hören
unde de sacramente reyken.

vgl. Zöckler, RE3 1, 243 f.; F. v. Sales-Doye,
Heilige u. Selige d. röm. kath. Kirche I.
1929, 30.
12 Hl. Agatha, Jungfrau u. Märtyrerin aus vor-
nehmem Geschlecht, † wahrscheinlich unter
Dezius zu Catania auf Sizilien. Ihr Gedächt-
nistag: 5. Febr. Ihre Legende berichtet von
ihrer Schlagfertigkeit und Klugheit in der
Diskussion (vgl. MSG 114, 1331 ff.; Legenda
aurea, a. a.O. 170 ff.). Zum Historischen vgl.
Hauck, R.E3 1, 241; F. v. Sales-Doye, a.a.O. 26.
13 Die hl. Katharina von Alexandria, Jungfrau
und Märtyrerin, war nach der Legende (MSG
116, 275 ff.; Legenda aurea, a.a.O. 789 ff.) aus
königlichem Geschlecht, in den freien Kün-
sten gebildet und in der Diskussion so ge-
schickt, daß sie eine große Zahl heidnischer
Philosophen vom Heidentum zum Christen-
tum bekehrte. Sie soll unter Maximin oder
Maxentius enthauptet sein. Ihr Gedächtnis-
tag: 25. Nov. Vgl. dazu Zöckler, RE3 10,
180 ff.; F. v. Sales-Doye, a. a.O. 184 f.
13a Vgl. Einleitung, oben S. 905.
14 = Franziskaner u. Dominikaner, die in der
Stadt ihre Klöster hatten; vgl. unten Anm. 17.

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