Stiftsordnung 1543
kirchen itzige unvormogen und gelegenheit also
gehalten werden. Wir wollen aber dasselbige,
als die kirchen mit der zeit in bessern vorradt
und gedeihen kommen, zu mindern oder gar
abzusetzen, uns vorbehalten haben.
Damit auch ein eusserlich unergerlich leben
durch die personen der stiftkirchen gefurt werde,
so soll keiner eyniche vordechtige frauspersonen
bey sich haben oder sunst mit andern nicht19
unzuchtig leben. Welcher aber sich nicht ent-
halten kan und sich vorehelichen will, dem soll
es frey stehen, und der sal auch nichtsdeste-
weniger bey seynen lehenen pleiben. AIso auch
die voreheligten, so vor geistlich und gelert ge-
achtet und gehalten, belehent sollen werden.
So sollen sie auch erlich20, fridliebende ge-
sinde halten, auch sich und ihre gesinde fryed-
lich, broderlich und freundlich under sich selbs
und sonst gegen menniglichen halten, das man
sich 21 mit pilligkheit ihrer nicht zu beklagen noch
ob ihnen zu ergern haben moge, und mit allem
fleis darvor und an sein22, das wir und unser
erben und nachkommen an unserm jure patro-
natus, freiheit, gerechtigkeith und herligkheit23
der stifte pleiben und also unsern belenheten,
was standes oder condition die sein mochten, ob
sie schon mit dem oln und kressem24 nach der
papistischen weisse nicht geschmyreth 25, gewei-
het oder sussent mangel in natalibus haben
mochten, so die von uns from, bequem und
darzu vor duchtigk geachtet und angesehen,
zu der possession gestatten und geruiglich26
kommen lassen.
Und sollen alle die, so belehent werden, loben
und zweren, das sie uns als patronen diesser
beiden stiftkirchen Alexandri und unser lieben
frauen getreue sein, disser cristlichen ordenung,
19 „nicht“ fehlt in den anderen beiden Texten.
20 „erlich“ fehlt in der Hs im Stadtarchiv Ein-
beck.
21 „sich“ fehlt in der Hs im Stadtarchiv Ein-
beck.
22 Hs im Stadtarchiv Einbeck hat nur: daran
sein. H. L. Harland: darüber und an sein.
23 Die beiden anderen Texte haben nur: frei-
heit und gerechtigkeit.
soviel moglich, gehorsamlich geleben, uns an
unser gerechtigkeit nicht verkurzen und sich in
alle dem gehorsamlich halten sollen und wollen,
und solcher eid, durch dechent, senior und ca-
pittel in beysein unser geschickten von ihnen
genommen, sol uns ein copey ghegeben werden,
damit wir solchs wissen mogen.
Fundationes, privilegia, sigil, brive, renthe,
zinsse, guter, clenodia [!] und alles, was den
stiften, probstie, decanat, prebenden, vicarien
und der fabriken zukommet, sollen mit fleis
inventirt27 und, wie itzt28 verordenet, bis uff
unsern weitern bescheid vorwart, auch der kei-
nes vorpfendet, voreussert noch bezwert wer-
den, bey vormeidung ungnediger straffe.
So auch widderkeufliche oder pfantgutere oder
renthe den capittelen abgeloset wurden, so sol-
len sie die heubtsummen widderumb mit unserm
radt, wissen und fulbort an gewisse orter, gutere
oder renthe beleggen, damit also die stifte an
ihren jerlichen inkomen nicht verkurzet oder
gezwecht werden.
Es sollen auch die capittele semptlich oder
sonderlich sich vor nymands selbschuldig vor-
schreiben oder zu burgen aussetzen lassen, und
so hir ubergeschritten, so sollen sie es von dem
ihren bezalen und die stifte und derselbigen
gutere und personen ihrer vorhaftung halben in
alleweige unbezwert pleiben.
Wan ein canonicus stirbt, so sollen seine erben
einem andern canonico, der es nach ordenung
begert, den hoff und behausung ubergeben und
lassen vor so vill gelds, als der von dem capittel
zimlicherweisse29 magk geachtet und gewirdet
werden, damit die hofe nicht gar verwustet,
sondern widderumme erbauet und erhalten wer-
den mogen.
24 = Chrisam oder Chrisma.
25 Hs im Stadtarchiv Einbeck: gesinnet.
26 Hs im Stadtarchiv Einbeck: guttwillig.
27 Hs im Stadtarchiv Einbeck: sollen fleißig
commentiret.
28 H. L. Harland hat statt „itzt“: rechtens.
29 Hs im Stadtarchiv Einbeck: zinslicherweisse.
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kirchen itzige unvormogen und gelegenheit also
gehalten werden. Wir wollen aber dasselbige,
als die kirchen mit der zeit in bessern vorradt
und gedeihen kommen, zu mindern oder gar
abzusetzen, uns vorbehalten haben.
Damit auch ein eusserlich unergerlich leben
durch die personen der stiftkirchen gefurt werde,
so soll keiner eyniche vordechtige frauspersonen
bey sich haben oder sunst mit andern nicht19
unzuchtig leben. Welcher aber sich nicht ent-
halten kan und sich vorehelichen will, dem soll
es frey stehen, und der sal auch nichtsdeste-
weniger bey seynen lehenen pleiben. AIso auch
die voreheligten, so vor geistlich und gelert ge-
achtet und gehalten, belehent sollen werden.
So sollen sie auch erlich20, fridliebende ge-
sinde halten, auch sich und ihre gesinde fryed-
lich, broderlich und freundlich under sich selbs
und sonst gegen menniglichen halten, das man
sich 21 mit pilligkheit ihrer nicht zu beklagen noch
ob ihnen zu ergern haben moge, und mit allem
fleis darvor und an sein22, das wir und unser
erben und nachkommen an unserm jure patro-
natus, freiheit, gerechtigkeith und herligkheit23
der stifte pleiben und also unsern belenheten,
was standes oder condition die sein mochten, ob
sie schon mit dem oln und kressem24 nach der
papistischen weisse nicht geschmyreth 25, gewei-
het oder sussent mangel in natalibus haben
mochten, so die von uns from, bequem und
darzu vor duchtigk geachtet und angesehen,
zu der possession gestatten und geruiglich26
kommen lassen.
Und sollen alle die, so belehent werden, loben
und zweren, das sie uns als patronen diesser
beiden stiftkirchen Alexandri und unser lieben
frauen getreue sein, disser cristlichen ordenung,
19 „nicht“ fehlt in den anderen beiden Texten.
20 „erlich“ fehlt in der Hs im Stadtarchiv Ein-
beck.
21 „sich“ fehlt in der Hs im Stadtarchiv Ein-
beck.
22 Hs im Stadtarchiv Einbeck hat nur: daran
sein. H. L. Harland: darüber und an sein.
23 Die beiden anderen Texte haben nur: frei-
heit und gerechtigkeit.
soviel moglich, gehorsamlich geleben, uns an
unser gerechtigkeit nicht verkurzen und sich in
alle dem gehorsamlich halten sollen und wollen,
und solcher eid, durch dechent, senior und ca-
pittel in beysein unser geschickten von ihnen
genommen, sol uns ein copey ghegeben werden,
damit wir solchs wissen mogen.
Fundationes, privilegia, sigil, brive, renthe,
zinsse, guter, clenodia [!] und alles, was den
stiften, probstie, decanat, prebenden, vicarien
und der fabriken zukommet, sollen mit fleis
inventirt27 und, wie itzt28 verordenet, bis uff
unsern weitern bescheid vorwart, auch der kei-
nes vorpfendet, voreussert noch bezwert wer-
den, bey vormeidung ungnediger straffe.
So auch widderkeufliche oder pfantgutere oder
renthe den capittelen abgeloset wurden, so sol-
len sie die heubtsummen widderumb mit unserm
radt, wissen und fulbort an gewisse orter, gutere
oder renthe beleggen, damit also die stifte an
ihren jerlichen inkomen nicht verkurzet oder
gezwecht werden.
Es sollen auch die capittele semptlich oder
sonderlich sich vor nymands selbschuldig vor-
schreiben oder zu burgen aussetzen lassen, und
so hir ubergeschritten, so sollen sie es von dem
ihren bezalen und die stifte und derselbigen
gutere und personen ihrer vorhaftung halben in
alleweige unbezwert pleiben.
Wan ein canonicus stirbt, so sollen seine erben
einem andern canonico, der es nach ordenung
begert, den hoff und behausung ubergeben und
lassen vor so vill gelds, als der von dem capittel
zimlicherweisse29 magk geachtet und gewirdet
werden, damit die hofe nicht gar verwustet,
sondern widderumme erbauet und erhalten wer-
den mogen.
24 = Chrisam oder Chrisma.
25 Hs im Stadtarchiv Einbeck: gesinnet.
26 Hs im Stadtarchiv Einbeck: guttwillig.
27 Hs im Stadtarchiv Einbeck: sollen fleißig
commentiret.
28 H. L. Harland hat statt „itzt“: rechtens.
29 Hs im Stadtarchiv Einbeck: zinslicherweisse.
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