Kirchenordnung 1581
ernst bewogen werden, sollen ihnen die pastorn
und prediger erstlich für augen stellen das
schrecklichedrauen, davon Ezech. am 33. cap.
[6. 8.]: Ich wil des gottlosen blut von deinen
henden fordern. Und Christus spricht Matth. am
5. [13 f.]: Ihr seid das salz der erden. Wenn nun
das salz seine kraft verleurt, womit sol man
dann salzen? Es ist forthin niergend mehr nütze
zu, denn das man es hinwegschütte und es die
leute zertreten. Und Matth. 24 [51]: Er wird den
unnützen knecht in stücken zerreissen und wird
ihm seinen lohn geben mit den heuchlern; da
wird sein heulen und zeenklappen.
Zum andern die exempel der threuen lerer und
haushalter Gottes von anfang biß auf diese
gegenwertige zeit, welche mit dem Davide Psal.
119 [46] singen: Ich rede von deinen gezeugnis-
sen für den königen und scheue mich nicht.
Item [Ps 119, 51]: Die stolzen haben ihren spott
an mir; dennoch weiche ich nicht von deinen
gesetzen. Ich hasse die fladergeister und übe
dein gesetz [Ps 119, 113], Item [Ps 119,136]: Meine
augen fliessen mit wasser, das man dein ge-
setz nicht helt. Ich habe mich fast zu tode ge-
weint, das meine wiedersacher deiner wort ver-
gessen [Ps 119, 139]. Ich bin geringe und ver-
echtlich; ich vergesse aber nicht deines befehls
[Ps 119, 141], Ich sehe die verechter, und es thut
mir wehe, das sie dein wort nicht halten [Ps 119,
158].
Zum dritten sollen sie betrachten die herrliche
und ewige belohnung; Matth. am 24. [Mt 25,21]:
Kom her, du frommer und threuer knecht, gehe
in die freude deines Herren. 1. Pet. 5 [2. 4]:Wei-
det die herde Christi, die euch befohlen ist, und
sehet auf sie, nicht gedrungen, sondern willig,
nicht umb schendliches gewinß willen, sondern
von grund des herzen, so werdet ihr, wenn der
erzhirte erscheinen wird, die unvergengliche kron
der ehren entphahen.
31 Ep. 52, 7; MSL 22, 533. CSEL 54, 426 f.
143
Von dem leben der pastoren und
prediger.
Paulus spricht 1. Tim. 3 [2 ff.]: Ein bischoff
sol unstrefflich sein, einer frauen man, nüch-
tern, messig, gastfrey, lehrhaftig, kein wein-
seufer, kein pocher, der keine unehrliche han-
tierung treibe, sondern freundlich, nicht hade-
risch, nicht geizig, der seinem eigen hause wol
fürstehe, der gehorsame kinder habe mit aller
erbarkeit. So jemand aber seinem eigen hause
nicht weis fürzustehen, wie wird er dann die
gemeine Gottes versorgen? Item am 4. cap. [12]:
Du solst sein ein fürbild der gleubigen im wort,
im wandel, in der liebe, im geiste, im glauben,
in der keuschheit. 1. Pet. 5 [3]: Werdet ein für-
bild der herde. Und Matth. am 5. [14. 16] spricht
Christus: Ihr seid das liecht der welt; dar-
umb lasset euer liecht leuchten für den men-
schen, auf das sie eure guten werk sehen und
euer Vater im himel gepreiset werde. Daher die
veter viel herrliche sprüche füren:
Hieronymus ad Neopotianam31: Non confun-
dant opera tua sermonem tuum, ne cum in ec-
clesia loqueris, tacitus quilibet respondeat, cur
ergo haec, quae dicis, ipse non facis?
Ambrosius, De dignitate sacerdotali32: Viden-
dum est nomen congruat actioni, actio respon-
deat nomini, ne sit nomen inane et crimen
immane, ne sit honor sublimis et vita deformis,
ne sit deifica professio et illicita actio, ne sit
religiosus amictus et irreligiosus provectus, ne
locutionem simulemus columbinam et mentem
habeamus caninam, ne professionem monstre-
mus ovinam et ferocitatem habeamus lupinam.
Idem ibidem33: Sicut nihil est episcopo ex-
cellentius, sic nihil est miserabilius, si de sancta
vita episcopus periclitetur, si sacerdos in crimine
32 Pseudo-Ambrosius, De dignitate sacerdotali 3;
MSL 17, 570.
33 MSL 17, 571.
1139
ernst bewogen werden, sollen ihnen die pastorn
und prediger erstlich für augen stellen das
schrecklichedrauen, davon Ezech. am 33. cap.
[6. 8.]: Ich wil des gottlosen blut von deinen
henden fordern. Und Christus spricht Matth. am
5. [13 f.]: Ihr seid das salz der erden. Wenn nun
das salz seine kraft verleurt, womit sol man
dann salzen? Es ist forthin niergend mehr nütze
zu, denn das man es hinwegschütte und es die
leute zertreten. Und Matth. 24 [51]: Er wird den
unnützen knecht in stücken zerreissen und wird
ihm seinen lohn geben mit den heuchlern; da
wird sein heulen und zeenklappen.
Zum andern die exempel der threuen lerer und
haushalter Gottes von anfang biß auf diese
gegenwertige zeit, welche mit dem Davide Psal.
119 [46] singen: Ich rede von deinen gezeugnis-
sen für den königen und scheue mich nicht.
Item [Ps 119, 51]: Die stolzen haben ihren spott
an mir; dennoch weiche ich nicht von deinen
gesetzen. Ich hasse die fladergeister und übe
dein gesetz [Ps 119, 113], Item [Ps 119,136]: Meine
augen fliessen mit wasser, das man dein ge-
setz nicht helt. Ich habe mich fast zu tode ge-
weint, das meine wiedersacher deiner wort ver-
gessen [Ps 119, 139]. Ich bin geringe und ver-
echtlich; ich vergesse aber nicht deines befehls
[Ps 119, 141], Ich sehe die verechter, und es thut
mir wehe, das sie dein wort nicht halten [Ps 119,
158].
Zum dritten sollen sie betrachten die herrliche
und ewige belohnung; Matth. am 24. [Mt 25,21]:
Kom her, du frommer und threuer knecht, gehe
in die freude deines Herren. 1. Pet. 5 [2. 4]:Wei-
det die herde Christi, die euch befohlen ist, und
sehet auf sie, nicht gedrungen, sondern willig,
nicht umb schendliches gewinß willen, sondern
von grund des herzen, so werdet ihr, wenn der
erzhirte erscheinen wird, die unvergengliche kron
der ehren entphahen.
31 Ep. 52, 7; MSL 22, 533. CSEL 54, 426 f.
143
Von dem leben der pastoren und
prediger.
Paulus spricht 1. Tim. 3 [2 ff.]: Ein bischoff
sol unstrefflich sein, einer frauen man, nüch-
tern, messig, gastfrey, lehrhaftig, kein wein-
seufer, kein pocher, der keine unehrliche han-
tierung treibe, sondern freundlich, nicht hade-
risch, nicht geizig, der seinem eigen hause wol
fürstehe, der gehorsame kinder habe mit aller
erbarkeit. So jemand aber seinem eigen hause
nicht weis fürzustehen, wie wird er dann die
gemeine Gottes versorgen? Item am 4. cap. [12]:
Du solst sein ein fürbild der gleubigen im wort,
im wandel, in der liebe, im geiste, im glauben,
in der keuschheit. 1. Pet. 5 [3]: Werdet ein für-
bild der herde. Und Matth. am 5. [14. 16] spricht
Christus: Ihr seid das liecht der welt; dar-
umb lasset euer liecht leuchten für den men-
schen, auf das sie eure guten werk sehen und
euer Vater im himel gepreiset werde. Daher die
veter viel herrliche sprüche füren:
Hieronymus ad Neopotianam31: Non confun-
dant opera tua sermonem tuum, ne cum in ec-
clesia loqueris, tacitus quilibet respondeat, cur
ergo haec, quae dicis, ipse non facis?
Ambrosius, De dignitate sacerdotali32: Viden-
dum est nomen congruat actioni, actio respon-
deat nomini, ne sit nomen inane et crimen
immane, ne sit honor sublimis et vita deformis,
ne sit deifica professio et illicita actio, ne sit
religiosus amictus et irreligiosus provectus, ne
locutionem simulemus columbinam et mentem
habeamus caninam, ne professionem monstre-
mus ovinam et ferocitatem habeamus lupinam.
Idem ibidem33: Sicut nihil est episcopo ex-
cellentius, sic nihil est miserabilius, si de sancta
vita episcopus periclitetur, si sacerdos in crimine
32 Pseudo-Ambrosius, De dignitate sacerdotali 3;
MSL 17, 570.
33 MSL 17, 571.
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