Kirchenordnung 1581
willen ihnen mitteilen, das sie dein veterlich herz
umb deines lieben Sohns liebe und threue in
ihrem züchtigen ehebette warhaftig erkennen
und dich getrost anruffen können. Du wollest
auch ihren ehestand mit gesunder leibesfrucht
segnen und sie dieselben in der zucht des Herrn
dir zu lob und preis auferziehen und für dein
angesicht zu deinem gefallen bringen lassen.Wir
bitten auch, du wollest ihre beyde freundschaft
in ruhlichem alter, ihre kindeskinder mit veter-
lichen freuden sehen und umbfahen lassen und
alle, so heut aus liebe und freundschaft zu ihren
und ihrer kinder ehren gefolget und erschienen
und von herzen diß gebet mitsprechen helfen,
mit Gott und ehren lassen frölich sein und end-
lich alle fromme hausveter und erbare hausmüt-
ter sampt ihren kindern und alle, so uber zucht
und diesem stande von ampts und tugent wegen
treulich halten helfen, in deinen schutz und be-
fehl nemen, damit des teufels unzucht und allen
unordentlichen flammen und vermischungen zeit-
lich und ernstlich gewehret und deine kirche all-
hie im ehelichen ehestande gemehret und viel
leute, auch aus dieser gemeine, dir zu lob und
ehren auferzogen werden. Das helfe uns allen
die heilige dreyfaltigkeit, Gott Vater, Sohn und
heiliger Geist, hochgelobet von allen christlichen
eheleuten in ewigkeit. Amen.
Darnach beschleust man abermal mit dem psalm:
Wol dem , der in Gottes furcht stehet etc.
Unter diesem gesange sollen breutgam und
braut sampt denen, so mit ihnen zur kirchen
gehen, auf den altar opfern, welches dem pastori
sol uberreichet werden.
Es sollen sich die pastorn wol fürsehen, das
sie keine unbekante anlaufende personen, men-
43 Entspricht KO 73, Art. XV, Sect. II (Funck,
158 f. Richter II, 356).
44 So im Bapst’schen Gesangbuch v. 1545: Nu
folgen Christliche Geseng, Lateinisch vnd
Deutsch, zum Begrebnis. D. Martinus Luther.
45 Wackernagel III, Nr. 12. Ev. Kgb. Nr. 309.
46 Wackernagel III, Nr. 395 f. Ev. Kgb. Nr. 174.
47 Wackernagel III, Nr. 25. Ev. Kgb. Nr. 310.
ner und weiber , knecht und megde, welche nicht
aus ihrem befohlenen kaspel sind, zusammen-
geben , sie haben denn solches fürhabens aus den
orten, von dannen sie herkommen sein , gute , be-
stendige kundschaft. Da solches einer oder mehr
von den pastorn verachten würden , sollen sie
hiemit ihres ampts entsetzet sein.
XVIII.
Vom begrebnis der Christen.
Es sollen keine Christen begraben werden , es
sey denn der pastor verhanden und thu eine feine,
kurze predigt43 , also das er die sprüche der hei-
ligen schrift von der auferstehung und ewigem
leben nacheinander handele. Man sol auch die
gewönlichen gesenge , so von Doctore Luthero
geordnet44 , bey dem begrebnis singen , wie die-
selben in etlichen psalmbüchern beyeinander ge-
funden werden , und die neuerung vermeiden.
Man sol die todten körper, wie gewöhnlich,
mit gesengen auf den kirchoff holen, in das
grab setzen und in einem gange in die kirchen
gehen . Daselbst sol der pastor die leichpredigt
thun. Nach der leichpredigt sol man das grab
zuwerfen und mitlerweile singen Mitten wir im
leben sein etc.45. Und darnach Nu last uns den
leib begraben etc.46, Mit fried und freud etc.47,
Iam moesta quiesce querela etc.48 . Unter diesen
gesengen sollen des todten blutverwandte ihr
opfer auf den altar bringen , welches dem pastori
oder diener, der die leichpredigt gethan, sol zu-
gestalt werden.
So49 auch junge kinder , von christlichen eltern
geborn , durch den todt ohne die heilige taufe
abgiengen , dieselben sollen nicht an einen beson-
dern ort auf dem kirchhofe, wie im babsthumb
48 Als „Prudentii Carmen in Exequiis etc.“ im
Bapst’schen Gesangbuch Nr. LXXXVIII. S. auch
Wackernagel I, Nr. 42.
49 Der folgende Abschnitt lehnt sich , abgesehen
von einigen Erweiterungeneinerseits, Kür-
zungen andererseits , eng an die Oldenburger
KO v. 1573 (Sehling VII) an, die sich hier
wörtlich mit der Spiegelbergischen KO v.
1571 (ibid.) deckt.
147
1171
willen ihnen mitteilen, das sie dein veterlich herz
umb deines lieben Sohns liebe und threue in
ihrem züchtigen ehebette warhaftig erkennen
und dich getrost anruffen können. Du wollest
auch ihren ehestand mit gesunder leibesfrucht
segnen und sie dieselben in der zucht des Herrn
dir zu lob und preis auferziehen und für dein
angesicht zu deinem gefallen bringen lassen.Wir
bitten auch, du wollest ihre beyde freundschaft
in ruhlichem alter, ihre kindeskinder mit veter-
lichen freuden sehen und umbfahen lassen und
alle, so heut aus liebe und freundschaft zu ihren
und ihrer kinder ehren gefolget und erschienen
und von herzen diß gebet mitsprechen helfen,
mit Gott und ehren lassen frölich sein und end-
lich alle fromme hausveter und erbare hausmüt-
ter sampt ihren kindern und alle, so uber zucht
und diesem stande von ampts und tugent wegen
treulich halten helfen, in deinen schutz und be-
fehl nemen, damit des teufels unzucht und allen
unordentlichen flammen und vermischungen zeit-
lich und ernstlich gewehret und deine kirche all-
hie im ehelichen ehestande gemehret und viel
leute, auch aus dieser gemeine, dir zu lob und
ehren auferzogen werden. Das helfe uns allen
die heilige dreyfaltigkeit, Gott Vater, Sohn und
heiliger Geist, hochgelobet von allen christlichen
eheleuten in ewigkeit. Amen.
Darnach beschleust man abermal mit dem psalm:
Wol dem , der in Gottes furcht stehet etc.
Unter diesem gesange sollen breutgam und
braut sampt denen, so mit ihnen zur kirchen
gehen, auf den altar opfern, welches dem pastori
sol uberreichet werden.
Es sollen sich die pastorn wol fürsehen, das
sie keine unbekante anlaufende personen, men-
43 Entspricht KO 73, Art. XV, Sect. II (Funck,
158 f. Richter II, 356).
44 So im Bapst’schen Gesangbuch v. 1545: Nu
folgen Christliche Geseng, Lateinisch vnd
Deutsch, zum Begrebnis. D. Martinus Luther.
45 Wackernagel III, Nr. 12. Ev. Kgb. Nr. 309.
46 Wackernagel III, Nr. 395 f. Ev. Kgb. Nr. 174.
47 Wackernagel III, Nr. 25. Ev. Kgb. Nr. 310.
ner und weiber , knecht und megde, welche nicht
aus ihrem befohlenen kaspel sind, zusammen-
geben , sie haben denn solches fürhabens aus den
orten, von dannen sie herkommen sein , gute , be-
stendige kundschaft. Da solches einer oder mehr
von den pastorn verachten würden , sollen sie
hiemit ihres ampts entsetzet sein.
XVIII.
Vom begrebnis der Christen.
Es sollen keine Christen begraben werden , es
sey denn der pastor verhanden und thu eine feine,
kurze predigt43 , also das er die sprüche der hei-
ligen schrift von der auferstehung und ewigem
leben nacheinander handele. Man sol auch die
gewönlichen gesenge , so von Doctore Luthero
geordnet44 , bey dem begrebnis singen , wie die-
selben in etlichen psalmbüchern beyeinander ge-
funden werden , und die neuerung vermeiden.
Man sol die todten körper, wie gewöhnlich,
mit gesengen auf den kirchoff holen, in das
grab setzen und in einem gange in die kirchen
gehen . Daselbst sol der pastor die leichpredigt
thun. Nach der leichpredigt sol man das grab
zuwerfen und mitlerweile singen Mitten wir im
leben sein etc.45. Und darnach Nu last uns den
leib begraben etc.46, Mit fried und freud etc.47,
Iam moesta quiesce querela etc.48 . Unter diesen
gesengen sollen des todten blutverwandte ihr
opfer auf den altar bringen , welches dem pastori
oder diener, der die leichpredigt gethan, sol zu-
gestalt werden.
So49 auch junge kinder , von christlichen eltern
geborn , durch den todt ohne die heilige taufe
abgiengen , dieselben sollen nicht an einen beson-
dern ort auf dem kirchhofe, wie im babsthumb
48 Als „Prudentii Carmen in Exequiis etc.“ im
Bapst’schen Gesangbuch Nr. LXXXVIII. S. auch
Wackernagel I, Nr. 42.
49 Der folgende Abschnitt lehnt sich , abgesehen
von einigen Erweiterungeneinerseits, Kür-
zungen andererseits , eng an die Oldenburger
KO v. 1573 (Sehling VII) an, die sich hier
wörtlich mit der Spiegelbergischen KO v.
1571 (ibid.) deckt.
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