Visitationsinstruktion 1571
Weil es auch an einen pastoren und super-
intendenten des orts mangelt, aber derselbig
hochnötig ist, so haben wir einen gelerten und
geschickten mann, der augspurgischen confes-
sion zugethan, dohin geschickt10, der sich solle
hören lassen, zuversichtig, ehr werde ihnen ge-
fallen, mit beger, den anzunemen, sich auch der
besoldung und miderhaltung halben mit ihme
uff gepürliche wege zu vergleichen und, do die
pfarr so viel einkomens nicht hette, das sich
einer davon notturfiglich erhalten konte, uff mit-
tel und wege zu gedenken, das ein gewiß corpus
zu der pfarr verordnet werden möge, wie unsere
rethe darin werden zu raten und unsern abge-
sandten theologen einretig11 zu sein wissen.
Zum andern: Do des bischoffs zu Munster12
und graff Erichen13 rethe ankommen, haben sie
die mindische und andere sachen14, so furfallen,
mit ihnen zu beradtschlagen und, was am nütz-
lichsten furzunemen, zu bedenken und zu ver-
abschieden.
10 Schon am 6. 6.1571 hatte Herzog Wilhelm der
Gräfin Margarethe in einem Schreiben den
Pastor in Wittingen (1567—1575; vgl. Ph. Meyer,
a.a.O. II, 522), Magister Balthasar Dammann,
als Nachfolger in der Diepholzer Superinten-
dentur empfohlen. Dammann war daraufhin
nach D. gefahren, um sich der Gräfin vor-
zustellen. Sie hatte es aber vorgezogen zu
verreisen, da sie die Stelle bereits dem
Schwiegersohn Römelings, Bokelmann, einem
Anhänger des wegen Kryptocalvinismus aus
Bremen vertriebenen Hardenberg, versprochen
hatte. Dammanns Bericht über die traurige
Beschaffenheit der kirchlichen Verhältnisse
in finanzieller Hinsicht und über das Vor-
dringen des Calvinismus (vgl. Einleitung, oben
S. 1126) in der Grafschaft D. war für Her-
Auch vom vergangen jhare neben denselbigen
rechenschaft zu nemen und, do einiche unrich-
tigkeit darin oder sunst befunden wurde, das-
selbig uff besserung zu richten.
Auch die sach mit den von Knehem15, do die
parteien erscheinen, zu verhören und die pillig-
keit darin zu verschaffen.
Do auch sunst etwas furfiele, darin sie was
nutzliches und guts schaffen konnen, sonderlich
der wischzins halben, das sollen sie hiemit auch
befelicht sein, ihrem besten verstand nach darin
zu handelen.
Zu urkund haben wir, obgemelter furst, diese
instruction mit unsern eigen handen underschrie-
ben und mit unserm kanzleipitschier besiegelt.
Geben zu Zell, den 9. Augusti anno 1571.
Wilhelm der jungere, herzog zu Braunschweig
und Luneburg manu propria.
[Siegel]
zog Wilhelm die Veranlassung zu unserer
Instruktion, während Dammann auf die Super-
intendentur verzichtete. Vgl. K. Kayser, a. a. O.
201 ff.
11 = beirätig; vgl. Grimm, Deutsches Wörter-
buch III (1862), 246.
12 Johann IV., Graf von Hoya, Bischof von Mün-
ster 1566-1574.
13 Graf Erich von Hoya.
14 Vgl. Diepholzer Urkundenbuch, Nr. 285: Dr.
Ludolf Schraders Schreiben, ein Gutachten
über Borkeloh betr., in causa Diepholz contra
Münster und Stirum 1570; im übrigen Ein-
leitung, oben S. 1125.
15 Die Familie v. Knehem war um Minden be-
gütert. — Vgl. Diepholzer Urkundenbuch, Ur-
kunde Nr. 272. 277. 278.
1205
Weil es auch an einen pastoren und super-
intendenten des orts mangelt, aber derselbig
hochnötig ist, so haben wir einen gelerten und
geschickten mann, der augspurgischen confes-
sion zugethan, dohin geschickt10, der sich solle
hören lassen, zuversichtig, ehr werde ihnen ge-
fallen, mit beger, den anzunemen, sich auch der
besoldung und miderhaltung halben mit ihme
uff gepürliche wege zu vergleichen und, do die
pfarr so viel einkomens nicht hette, das sich
einer davon notturfiglich erhalten konte, uff mit-
tel und wege zu gedenken, das ein gewiß corpus
zu der pfarr verordnet werden möge, wie unsere
rethe darin werden zu raten und unsern abge-
sandten theologen einretig11 zu sein wissen.
Zum andern: Do des bischoffs zu Munster12
und graff Erichen13 rethe ankommen, haben sie
die mindische und andere sachen14, so furfallen,
mit ihnen zu beradtschlagen und, was am nütz-
lichsten furzunemen, zu bedenken und zu ver-
abschieden.
10 Schon am 6. 6.1571 hatte Herzog Wilhelm der
Gräfin Margarethe in einem Schreiben den
Pastor in Wittingen (1567—1575; vgl. Ph. Meyer,
a.a.O. II, 522), Magister Balthasar Dammann,
als Nachfolger in der Diepholzer Superinten-
dentur empfohlen. Dammann war daraufhin
nach D. gefahren, um sich der Gräfin vor-
zustellen. Sie hatte es aber vorgezogen zu
verreisen, da sie die Stelle bereits dem
Schwiegersohn Römelings, Bokelmann, einem
Anhänger des wegen Kryptocalvinismus aus
Bremen vertriebenen Hardenberg, versprochen
hatte. Dammanns Bericht über die traurige
Beschaffenheit der kirchlichen Verhältnisse
in finanzieller Hinsicht und über das Vor-
dringen des Calvinismus (vgl. Einleitung, oben
S. 1126) in der Grafschaft D. war für Her-
Auch vom vergangen jhare neben denselbigen
rechenschaft zu nemen und, do einiche unrich-
tigkeit darin oder sunst befunden wurde, das-
selbig uff besserung zu richten.
Auch die sach mit den von Knehem15, do die
parteien erscheinen, zu verhören und die pillig-
keit darin zu verschaffen.
Do auch sunst etwas furfiele, darin sie was
nutzliches und guts schaffen konnen, sonderlich
der wischzins halben, das sollen sie hiemit auch
befelicht sein, ihrem besten verstand nach darin
zu handelen.
Zu urkund haben wir, obgemelter furst, diese
instruction mit unsern eigen handen underschrie-
ben und mit unserm kanzleipitschier besiegelt.
Geben zu Zell, den 9. Augusti anno 1571.
Wilhelm der jungere, herzog zu Braunschweig
und Luneburg manu propria.
[Siegel]
zog Wilhelm die Veranlassung zu unserer
Instruktion, während Dammann auf die Super-
intendentur verzichtete. Vgl. K. Kayser, a. a. O.
201 ff.
11 = beirätig; vgl. Grimm, Deutsches Wörter-
buch III (1862), 246.
12 Johann IV., Graf von Hoya, Bischof von Mün-
ster 1566-1574.
13 Graf Erich von Hoya.
14 Vgl. Diepholzer Urkundenbuch, Nr. 285: Dr.
Ludolf Schraders Schreiben, ein Gutachten
über Borkeloh betr., in causa Diepholz contra
Münster und Stirum 1570; im übrigen Ein-
leitung, oben S. 1125.
15 Die Familie v. Knehem war um Minden be-
gütert. — Vgl. Diepholzer Urkundenbuch, Ur-
kunde Nr. 272. 277. 278.
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