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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2008 — 2009

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I. Das Geschäftsjahr 2008
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Jahresfeier am 14. Juni 2008
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Niehrs, Christof: Dialektik der embryonalen Induktion
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https://doi.org/10.11588/diglit.67591#0040
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14. Juni 2008

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zwar gelegentlich brauchbar die Entwicklung philosophischer Ideen zu erklären; als
fundamentale, der Logik ebenbürtige Methode sei sie jedoch nicht aufzufassen.
Hegels Dialektik arbeitet mit unklaren, metaphorischen Ausdrücken. Sie überhöht
darüber hinaus die Bedeutung des Widerspruchs. Als treibende Kraft (Negation)
könne Widerspruch keinen Fortschritt hervorbringen. Wenn eine Theorie wider-
spruchsbeladen und damit nach Hegel gerade deswegen wertvoll für Erkenntnisfort-
schritt ist, so sei der WillkürTür und Tor geöffnet, man könne dann getrost Alles und
Nichts behaupten. Popper zufolge ist Dialektik eine von Dogmatikern missbrauchte
Methode, die sich dem Hauptsatz der Aussagenlogik, der Widerspruchsfreiheit ent-
zieht und mit der sich Behauptungen aller Art gegen Kritik immunisieren können.
Dialektik der Natur
Nach Hegel umfasst die Dialektik als Universaltheorie die gesamte Wirklichkeit, also
Natur-und Geisteswissenschaften. Hegel sprach von der Dialektik als von der allge-
meinen unwiderstehlichen Macht, vor welcher nichts, wie sicher und fest dasselbe sich auch dün-
ken würde, zu bestehen vermag (Panlogismus) (Hegel, 1986). Tatsächlich seien Vernunft
(dialektische Methode) und Wirklichkeit (Produkt dialektischer Wechselwirkung)
identisch. Hegel setzte sich mit den seinerzeit bekannten Fakten der Naturwissen-
schaften auseinander und versuchte sie in sein dialektisches System zu bringen. Er
sah Manifestationen dieser dialektischen Wechselwirkung in der ganzen Natur, so im
bekannten Saatkornbeispiel:
„In die Existenz treten ist Veränderung und in demselben eins und dasselbe bleiben. ...
Die Pflanze verliert sich nicht in der bloßen Veränderung. Es ist dem Keim nichts anzu-
sehen. Er hat den Trieb, sich zu entwickeln; er kann es nicht aushalten nur an sich zu
sein. Der Trieb ist der Widerspruch, dass er nur an sich ist und es doch nicht sein soll.
...Es kommt vielfaches hervor; das ist aber alles im Keime schon enthalten, freilich nicht
entwickelt, sondern eingehüllt und ideell. ... Das höchste Außersichkommen ist die
Frucht, d.h. die Hervorbringung des Keims, die Rückkehr zum ersten Zustande. “
(Hegel, 1961)
Hegels Behandlung der Naturwissenschaften blieb recht dunkel, teils seines raunen-
enden Stils wegen, teils weil er die naturwissenschaftlichen Fakten nicht verstand,
teils weil die Datenlage selbst noch dürftig war. Auf einer viel breiteren naturwis-
senschaftlichen Grundlage hat Friedrich Engels sich 60 Jahre später mit der Dialek-
tik der Natur befasst, sowohl in seinem Anti-Dühring, als auch in seiner posthum
erschienenen Dialektik der Natur.
Die empirische Natuforschung hat eine so ungeheure Masse von positivem Erkenntnis-
stoff angehäuft, daß die Notwendigkeit, ihn auf jedem einzelnen Untersuchungsgebiet
systematisch und nach seinem innern Zusammenhang zu ordnen, schlechthin unab-
weisbar geworden ist. Es gelte nachzuweisen, daß die dialektischen Gesetze wirkliche
Entwicklungsgesetze der Natur, also auch für die theoretische Naturforschung gültig
sind. (Engels, 1955)
 
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