13. Dezember 2008
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einer über 530-jährigen geisteswissenschaftlichen Tradition auch kaum anders zu
erwarten. Und so ist es ein schönes Indiz des Renommees und der Leistungsfähig-
keit unserer Geisteswissenschaften, dass Tübinger Philosophen, Theologen, Juristen,
Altphilologen, Orientalisten oder Indologen ebenso in die Arbeit an der Akademie
eingebunden sind wie Historiker, Mediävisten oder Neuphilologen. Und unter den
Langzeitprojekten, die durch die Akademie gefordert werden, erweisen sich das
Luther-Register und das Goethe-Wörterbuch als herausragende Tübinger Projekte
mit großer Strahlkraft.
Aber nicht nur mit Blick auf die Geisteswissenschaften, sondern auch hin-
sichtlich der Naturwissenschaften gehört unsere Universität zu den Universitäten
mit einer langen Tradition. Während zuvörderst große Namen wie Hegel, Schelling,
Hölderlin oder Uhland besonders eng mit der Eberhardina Carolina verbunden schei-
nen, kann Tübingen auch auf eine lange Liste ebenso illustrer Vertreter der medizi-
nisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen verweisen: Ich erinnere exemplarisch nur
an Leonhard Fuchs, Johannes Kepler und Wilhelm Schickard. Und es sei auch dar-
auf hingewiesen, dass im Jahre 1863 die Gründung der ersten naturwissenschaftli-
chen Fakultät an einer deutschen Universität hier in Tübingen erfolgte. Seitdem
haben unsere Naturwissenschaften eine beträchtliche Ausdifferenzierung erfahren,
die sich in den vielfältigen Mitgliedschaften in der Heidelberger Akademie nieder-
schlägt — von der Mikrobiologie und der Biochemie, über die Neurologie und
Augenheilkunde bis hin zur Geologie. Vor diesem Hintergrund freut mich auch die
Mitgliedschaft Tübinger Wissenschaftler in der mathematisch-naturwissenschaftli-
chen Klasse ganz besonders, da sie ein Zeichen dafür ist, dass auch dieser Bereich in
Tübingen alles andere als ein Schattendasein führt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Tatsache, dass Tübinger Wissen-
schaftler aus unterschiedlichsten Fachkulturen zu Mitgliedern der Heidelberger
Akademie gewählt wurden, zeigt die außerordentliche disziplinäre Vielgestaltigkeit
und die Interdisziplinarität, der sich die Heidelberger Akademie verpflichtet fühlt.
Hierzu kann man die Akademie nur beglückwünschen. Mit dem neuen Tübingen-
Frankfurter und an der Schnittstelle von Geistes- und Naturwissenschaften angesic-
delten Langzeitprojekt „Out of Africa:The Role of Culture in Early Expansions of
Humans“ dokumentiert die Akademie dieses fortschrittliche Wissenschaftsverständ-
nis in ebenso eindrücklicher Weise wie auch durch ihre die Interdisziplinarität beför-
dernden WIN-Nachwuchskollegs.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist in der heutigen Zeit von großer Bedeu-
tung — nicht zuletzt, um den aktuellen Herausforderungen, denen sich die deutschen
Hochschulen gegenüber sehen, begegnen zu können. Einerseits fühlen sich Univer-
sitäten wie die Eberhardina Carolina ihrer mitunter sehr langen Tradition und diszi-
plinären Exzellenz verpflichtet; andererseits sind sie gehalten, sich neuen Vernet-
zungserfordernissen zu stellen und, ohne überstürzt zu reagieren und voreilig
ertragsreiche und gut etablierte Forschungsbereiche in Frage zu stellen, ihre Innova-
tionskraft aktiv zu befördern. Auch die Universität Tübingen fühlt sich ihrer langen
Tradition verbunden, aber sie weiß ebenso, dass bei aller Pflege der Tradition die
Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Universität nicht außen vor bleiben darf. Aber:
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einer über 530-jährigen geisteswissenschaftlichen Tradition auch kaum anders zu
erwarten. Und so ist es ein schönes Indiz des Renommees und der Leistungsfähig-
keit unserer Geisteswissenschaften, dass Tübinger Philosophen, Theologen, Juristen,
Altphilologen, Orientalisten oder Indologen ebenso in die Arbeit an der Akademie
eingebunden sind wie Historiker, Mediävisten oder Neuphilologen. Und unter den
Langzeitprojekten, die durch die Akademie gefordert werden, erweisen sich das
Luther-Register und das Goethe-Wörterbuch als herausragende Tübinger Projekte
mit großer Strahlkraft.
Aber nicht nur mit Blick auf die Geisteswissenschaften, sondern auch hin-
sichtlich der Naturwissenschaften gehört unsere Universität zu den Universitäten
mit einer langen Tradition. Während zuvörderst große Namen wie Hegel, Schelling,
Hölderlin oder Uhland besonders eng mit der Eberhardina Carolina verbunden schei-
nen, kann Tübingen auch auf eine lange Liste ebenso illustrer Vertreter der medizi-
nisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen verweisen: Ich erinnere exemplarisch nur
an Leonhard Fuchs, Johannes Kepler und Wilhelm Schickard. Und es sei auch dar-
auf hingewiesen, dass im Jahre 1863 die Gründung der ersten naturwissenschaftli-
chen Fakultät an einer deutschen Universität hier in Tübingen erfolgte. Seitdem
haben unsere Naturwissenschaften eine beträchtliche Ausdifferenzierung erfahren,
die sich in den vielfältigen Mitgliedschaften in der Heidelberger Akademie nieder-
schlägt — von der Mikrobiologie und der Biochemie, über die Neurologie und
Augenheilkunde bis hin zur Geologie. Vor diesem Hintergrund freut mich auch die
Mitgliedschaft Tübinger Wissenschaftler in der mathematisch-naturwissenschaftli-
chen Klasse ganz besonders, da sie ein Zeichen dafür ist, dass auch dieser Bereich in
Tübingen alles andere als ein Schattendasein führt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Tatsache, dass Tübinger Wissen-
schaftler aus unterschiedlichsten Fachkulturen zu Mitgliedern der Heidelberger
Akademie gewählt wurden, zeigt die außerordentliche disziplinäre Vielgestaltigkeit
und die Interdisziplinarität, der sich die Heidelberger Akademie verpflichtet fühlt.
Hierzu kann man die Akademie nur beglückwünschen. Mit dem neuen Tübingen-
Frankfurter und an der Schnittstelle von Geistes- und Naturwissenschaften angesic-
delten Langzeitprojekt „Out of Africa:The Role of Culture in Early Expansions of
Humans“ dokumentiert die Akademie dieses fortschrittliche Wissenschaftsverständ-
nis in ebenso eindrücklicher Weise wie auch durch ihre die Interdisziplinarität beför-
dernden WIN-Nachwuchskollegs.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist in der heutigen Zeit von großer Bedeu-
tung — nicht zuletzt, um den aktuellen Herausforderungen, denen sich die deutschen
Hochschulen gegenüber sehen, begegnen zu können. Einerseits fühlen sich Univer-
sitäten wie die Eberhardina Carolina ihrer mitunter sehr langen Tradition und diszi-
plinären Exzellenz verpflichtet; andererseits sind sie gehalten, sich neuen Vernet-
zungserfordernissen zu stellen und, ohne überstürzt zu reagieren und voreilig
ertragsreiche und gut etablierte Forschungsbereiche in Frage zu stellen, ihre Innova-
tionskraft aktiv zu befördern. Auch die Universität Tübingen fühlt sich ihrer langen
Tradition verbunden, aber sie weiß ebenso, dass bei aller Pflege der Tradition die
Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Universität nicht außen vor bleiben darf. Aber: