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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2008 — 2009

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I. Das Geschäftsjahr 2008
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Antrittsreden
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Koch, Peter: Antrittsrede vom 26. Juli 2008
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https://doi.org/10.11588/diglit.67591#0124
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Peter Koch

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Damit sind wir, rückwärtsschreitend, nun schon längst in Freiburg i. Br. ange-
kommen, meiner zweiten Heimatstadt, in der ich insgesamt 17 Jahre verbracht habe.
Hier heiratete ich meine Frau Evelyn (selbst Freiburgerin), und hier wurde dann
unser - vorhin schon zitierter - Sohn Johannes geboren. Hier bestand ich 1980 mein
Zweites Staatsexamen in Französisch und Latein am Ende des Studienreferendariats
— einer Erfahrung, die ich keinesfalls missen möchte und teilweise in die Univer-
sitätslehre hinüberzuretten versuche. In Freiburg promovierte ich 1979 bei Hans-
Martin Gauger mit einer französistischen Arbeit zur semantischen Verbvalenz, einem
Thema, das mich seitdem nie mehr losgelassen hat und das auch in die schon
erwähnten lexikalisch-semantischen Studien eingeflossen ist. In Freiburg legte ich
1975 mein Erstes Staatsexamen in den Fächern Französisch und Latein ab, nachdem
ich hier auch mein gesamtes Hauptstudium absolviert hatte. Am Lateinstudium hatte
ich schon immer den sprachwissenschaftlichen Anteil vermisst. Ganz klar gehörte
meine Präferenz der Romanistik, und die Latinistik wurde dabei mehr und mehr zu
einer, wenn auch sehr wichtigen, „Hilfswissenschaft“ — bis heute.
Als ich 1972 mein Hauptstudium in Freiburg begann, brachte ich — zeitgemäß
— ein stark szientistisch geprägtes Bild von der Linguistik mit. Demgegenüber eröff-
nete mir die Begegnung mit Hans-Martin Gauger, der dann alle meine Qualifikati-
onsschriften betreute, einen dezidiert geisteswissenschaftlichen Zugang zur Lingui-
stik. Gauger wirkte in seiner großen Liberalität auf mich nicht als Vormund, sondern
als Vorbild.
Eine fruchtbare Unterbrechung meines Studiums in Deutschland hatte das
Auslandssemester 1971/72 in Poitiers mit sich gebracht. Hier lernte ich Frankreich
erstmals wirklich kennen, wuchs in die französische Sprache hinein. An der Univer-
sität erlebte ich u. a. Pierre Bec, einen der letzten wirklichen Romanisten Frank-
reichs.
Mein Grundstudium in Deutschland hatte ich in Göttingen absolviert - weni-
ge, erfahrungsreiche Semester in dieser schönen norddeutschen Universitätsstadt. Die
Marschroute in Richtung auf die Romanische Sprachwissenschaft zeichnete sich
hier sofort ab.
Dabei war es recht gewagt gewesen, Französisch zu studieren, nachdem ich bis
zum Abitur (1969 am Hannoverschen Ratsgymnasium) sehr viel Latein und Grie-
chisch, aber - mit „Kurzschuljahren“ und anderen Hemmnissen - nicht einmal drei
Jahre Französisch gehabt hatte. Irgendwie fühlte ich mich dennoch wie magisch zu
dieser Sprache hingezogen und erahnte dahinter auch irgendwie das Universum der
Romania. Dass es auf Sprachen und Sprachwissenschaft hinauslaufen würde, hatte
sich während der Gymnasialzeit immer deutlicher abgezeichnet. Schon sehr früh
wurden Bücher wie das Fischer-Lexikon Sprachen oder Frederick Bodmers Die Spra-
chen der Welt (= The Loom ofLanguage') geradezu verschlungen. Noch davor stand aber
der erste lernende Kontakt meines Lebens überhaupt mit einer Fremdsprache:
Latein. Gleich in den ersten Wochen, in der fünften Klasse, begeisterte ich mich für
dieses Fach und hielt den Grund der Begeisterung für etwas Latein-spezifisches.
Daher fragte ich meine Eltern ganz arglos, was man denn mit Latein beruflich anfan-
gen könne. Da sie mich zunächst wohl kaum als zukünftigen Lateinlehrer sahen,
 
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