Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2008 — 2009

DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2008
DOI Kapitel:
Antrittsreden
DOI Artikel:
Soergel, Wolfgang: Antrittsrede vom 26. Oktober 2008
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.67591#0129
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
142

ANTRITTSREDEN

Antrittsrede von Herrn WOLFGANG SOERGEL
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 26. Oktober 2008.

Verehrter Herr Sekretär,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
es ist für mich eine große Freude und Ehre, in die Hei-
delberger Akademie der Wissenschaften aufgenommen
zu werden.
Die Stadt Heidelberg ist mir wohlvertraut — es ist
die Stadt meiner Kindheit und Jugend, hier ging ich
zur Schule und bestand am Kurfürst-Friedrich-Gym-
nasium im Jahre 1980 mein Abitur. In den letzten bei-
den Schuljahren wohnte ich, da meine Eltern nach
Genf umgezogen waren, als Kostgänger bei Alice und
Wolfgang Gentner, die manche von Ihnen noch gekannt haben mögen. Nach dem
Abitur begann ich mit dem Studium der Mathematik und Physik in Genf. Ein Jahr
später wechselte ich nach Bonn, erwarb dort das Diplom im Fach Mathematik mit
Nebenfach Physik, folgte dem Betreuer meiner Diplomarbeit Jens Carsten Jantzen
nach Hamburg und wurde dort promoviert. Anschließend forschte ich zwei Jahre in
den Vereinigten Staaten, ging wieder nach Bonn an das Max-Planck-Institut für
Mathematik und wurde an der Universität Bonn habilitiert. Mit einem Heisenberg-
Stipendium ging es nun für ein Jahr nach Paris und für ein weiteres Jahr in die Ver-
einigten Staaten. Dort erhielt ich einen Ruf an die Freiburger Albert-Ludwigs-Uni-
versität, an der ich seither, nun schon bald 15 Jahre lang, das Fach Mathematik und
insbesondere die Algebra vertrete.
Worum geht es aber nun in meiner Arbeit? Als ich frisch nach Freiburg kam,
wollte das einmal die Badische Zeitung von mir wissen. Ich habe versucht, liebevoll
zu erklären, wie das so ist mit Symmetrien; dass es 24 Drehbewegungen gibt, die
einen Würfel in sich selber überführen; dass es bei einem Ball unendlich viele derar-
tige Drehbewegungen gibt, und dergleichen mehr. Das Resultat war einigermaßen
ernüchternd. In der Zeitung stand dann zu lesen: „Professor Soergel sagt: Der Ball
ist rund und das finde ich faszinierend.“ Mathematische Inhalte wird man wohl
unter die schwer Vermittelbaren einreihen müssen. Ich meine natürlich schwer ver-
mittelbare Arbeitskräfte, denn Arbeitskräfte sind die mathematischen Inhalte ohne
Frage, ja sogar sehr verlässliche und effiziente Arbeitskräfte, die an vielen Stellen der
Gesellschaft Wichtiges beitragen, wie hoffentlich auch im gestrigen Vortrag von Willi
Jäger deutlich geworden ist. Daran, dass viele von diesen Arbeitskräften schon weit
über 50 sind, kann es nicht liegen, denn den Jüngeren ergeht es nicht besser. Wenn
man die mathematischen Inhalte trotz ihrer erwiesenen Verlässlichkeit und Effizienz
unter die schwer Vermittelbaren einreihen muss, so mag das mit ihrer ausgeprägten
Prinzipientreue, um nicht zu sagen Sturheit, Zusammenhängen, und auch mit ihrer
völlig undiplomatischen Art, so oft einfach „Nein“ oder „Falsch“ zu sagen anstatt:
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften