Walter Haug
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WALTER HAUG
(23.11.1927-11.1.2008)
Am 23. November 2007 feierte Walter Haug seinen achtzigsten Geburtstag mit
einem Kolloquium, zu dem er selbst einen brillanten Vortrag beitrug. Das
Tagungsthema hatte er selbst bestimmt: „Positivierung von Negativität — felix culpa
oder die Frucht des Scheiterns“. Er war damals schon von der schweren Krankheit
gezeichnet, der er wenige Wochen später erlegen ist; aber das vergaß man, sobald er
redete. So wurde der Tag zu einem Abschiedsfest, dem letzten von so manchen
unvergesslichen Festen, die er mit seiner Familie, seinen Freunden und Kollegen
gefeiert hat. „Gezeugt im Fasching, geboren im November“ hat er manchmal von
sich gesagt und damit Lebenspole angedeutet, zwischen denen er mit unbändiger
Neugier, eiserner Arbeitsdisziplin und Lust an pointierendem Denken und Formu-
lieren sein vielfältiges und anregendes CEuvre geschaffen hat.
Walter Haug wurde 1927 im schweizerischen Glarus geboren. Er wuchs als
ältestes von vier Kindern eines Fabrikdirektors und einer Mutter mit englischen
Wurzeln in Walenstadt auf. Schiller-Lektüre und Gespräche mit einem Kierkegaard-
Kenner haben ihn früh beeindruckt. Seine Gymnasialbildung erhielt er in dem Inter-
nat Schiers (Graubünden), wo er mehrere glänzende Lehrer fand, unter ihnen Kurt
Ruh, den er später als altgermanistischen Lehrstuhlinhaber in Würzburg wieder traf.
Schon als Schüler faszinierte ihn das Theater. Nach dem Abitur studierte er Germa-
nistik, Theaterwissenschaft, Philosophie und Psychologie in Zürich, Wien und Mün-
chen und wurde 1952 promoviert mit einer Arbeit „Zum Begriff des Theatralischen.
Versuch einer Deutung barocker Theatralik ausgehend vom Drama des Andreas
Gryphius“. Dann wurde er Dramaturg, zuletzt Chefdramaturg, am Bayerischen
Staatsschauspiel in München. Dass er Jakob Bidermanns „Cenodoxus“ auf den Spiel-
plan gebracht hat, darauf war er auch später noch stolz. Neben der Theaterarbeit
machte er Übersetzungen, lernte Sanskrit, und vor allem arbeitete er sich in die ver-
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WALTER HAUG
(23.11.1927-11.1.2008)
Am 23. November 2007 feierte Walter Haug seinen achtzigsten Geburtstag mit
einem Kolloquium, zu dem er selbst einen brillanten Vortrag beitrug. Das
Tagungsthema hatte er selbst bestimmt: „Positivierung von Negativität — felix culpa
oder die Frucht des Scheiterns“. Er war damals schon von der schweren Krankheit
gezeichnet, der er wenige Wochen später erlegen ist; aber das vergaß man, sobald er
redete. So wurde der Tag zu einem Abschiedsfest, dem letzten von so manchen
unvergesslichen Festen, die er mit seiner Familie, seinen Freunden und Kollegen
gefeiert hat. „Gezeugt im Fasching, geboren im November“ hat er manchmal von
sich gesagt und damit Lebenspole angedeutet, zwischen denen er mit unbändiger
Neugier, eiserner Arbeitsdisziplin und Lust an pointierendem Denken und Formu-
lieren sein vielfältiges und anregendes CEuvre geschaffen hat.
Walter Haug wurde 1927 im schweizerischen Glarus geboren. Er wuchs als
ältestes von vier Kindern eines Fabrikdirektors und einer Mutter mit englischen
Wurzeln in Walenstadt auf. Schiller-Lektüre und Gespräche mit einem Kierkegaard-
Kenner haben ihn früh beeindruckt. Seine Gymnasialbildung erhielt er in dem Inter-
nat Schiers (Graubünden), wo er mehrere glänzende Lehrer fand, unter ihnen Kurt
Ruh, den er später als altgermanistischen Lehrstuhlinhaber in Würzburg wieder traf.
Schon als Schüler faszinierte ihn das Theater. Nach dem Abitur studierte er Germa-
nistik, Theaterwissenschaft, Philosophie und Psychologie in Zürich, Wien und Mün-
chen und wurde 1952 promoviert mit einer Arbeit „Zum Begriff des Theatralischen.
Versuch einer Deutung barocker Theatralik ausgehend vom Drama des Andreas
Gryphius“. Dann wurde er Dramaturg, zuletzt Chefdramaturg, am Bayerischen
Staatsschauspiel in München. Dass er Jakob Bidermanns „Cenodoxus“ auf den Spiel-
plan gebracht hat, darauf war er auch später noch stolz. Neben der Theaterarbeit
machte er Übersetzungen, lernte Sanskrit, und vor allem arbeitete er sich in die ver-