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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2008 — 2009

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II. Die Forschungsvorhaben
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Tätigkeitsberichte
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3. Radiometrische Altersbestimmung von Wasser und Sedimenten
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https://doi.org/10.11588/diglit.67591#0175
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TÄTIGKEITSBERICHTE

Spätglazial, die Klimainformationen in diesem Zeitintervall, aber auch insbesondere
eine genaue Zeitskala und Datensätze zur 14C-Kalibration liefern. Wie in den Vor-
jahren haben wir Feldarbeiten in Italien und Südfrankreich ausgeführt, weil diese
Regionen sich als beste Fundquellen für subfossile Nadelhölzer herausgestellt haben.
Aus der Gegend um Sisteron sind über 70 neue Stämme geborgen worden, die nach
den bisherigen 14C-Vordatierungen die Belegung im Allerod deutlich verstärken.
Damit ist mit den beiden unabhängig aufgebauten Chronologien des Jahrringlabors
der Universität Hohenheim und der Arbeitgruppe von Felix Kaiser (Univ. Zürich
und WSL Birmensdorf) und den neuen Teilchronologien von Aix-en-Provence
(Cecile Miramont und Frederic Guibal) eine dichte und sichere Datenbasis vom spä-
ten Bölling bis ins erste Jahrhundert der Jüngeren Dryas (YD) erreicht worden, und
wir haben eine hochaufgelöste 14C-Datenreihe erstellt.
Die Verbindung dieser schwimmenden Chronologien, die ca. 12.700 Jahre
v. h. (AD 1950) endet, mit der jahrgenau datierten Kiefern- und Eichenchronolo-
gie, die bei 12.593 Jahren v. h. beginnt, ist nach wie vor schwierig. Die Belegung ist
immer noch gering, vermutlich weil in diesem Abschnitt derYD wesentlich weni-
ger Bäume in den Sedimenten deponiert worden sind. Daher ist die statistische
Sicherheit von Jahrringsynchronisierungen aus prinzipiellen Gründen gering. Wir
wissen aus einer 14C-Serie an einer Huon-Kiefer unserer australischen Kollegen
(Quan Hua et al.), dass der atmosphärische 14C-Pegel in den ersten Jahrhunderten
der YD drei starke Maxima gehabt hat, analog zu ähnlichen, solar verursachten,
Tripeln im Holozän. Die resultierenden 14C-Altersplateaus erschweren die Ein-
grenzung der Jahrringsynchronisation mit 14C-Vordatierungen. Andererseits sollte
der 10Be-Fluss, der in polaren Eiskernen archiviert ist, gleichartige Schwankungen
zeigen, wenn die Produktion der beiden kosmogenen Nuklide, 14C und 1()Be, die
Ursache der Schwankungen ist. In der Tat zeigen sowohl die (relativ gering aufge-
lösten) 1()Be Daten des GISP2-Eiskerns als auch neueste Daten aus der Antarktis
(Jürg Beer, EAWAG, Zürich) diese Signale, und damit besteht die Möglichkeit, auch
über den Vergleich zur Eiskernzeitskala die Passungen der schwimmenden Bäume
in derYD einzugrenzen.
Die Kooperationen, die wir im Rahmen des ESF-Programms aufgebaut haben,
werden weiter fortgesetzt, und wir sind zuversichtlich, dass wir die Überbrückungen
in der ersten Hälfte derYD in naher Zukunft erreichen.
14C-Datierungen im östlichen Mittelmeerraum
Die für beide Seiten erfolgreiche Kooperation zwischen Dendrochronologie und
14C-Datierung gilt auch für unsere langjährige Zusammenarbeit mit dem ‘Malcolm
and Carolyn Wiener Laboratory for Aegean and Near Eastern Dendrochronology’ der
Cornell University, Ithaca, New York. Im Berichtsjahr haben wir die 14C-Kalibration
in der Spätbronzezeit weiter ausgebaut, wofür wir 5-Jahresproben der süddeutsche
Eichenchronologie hochgenau vermessen haben. Das Ziel ist eine bessere Auflösung
der 14C-Schwankungen in diesem wichtigen Zeitbereich, die durch das Mittelungs-
verfahren in der aktuellen Kalibrationskurve IntCalO4 deutlich geglättet werden.
 
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