Radiometrische Altersbestimmung von Wasser und Sedimenten
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Weiter haben wir mit AMS-Daten am Züricher Beschleuniger (s. u.) eine bis-
her offene Lücke im akeramischen Neolithikum auf Zypern schließen können. Die
Daten der Ausgrabung von Ayia Varvara belegen eine sehr frühe Präsenz von
Jägern/Sammlern zeitgleich mit dem Übergang zur Landwirtschaft auf dem Festland
im Nahen Osten (Sturt Manning, Ithaca) im Bereich von 8900—8600 v. Chr.
14C als Tracer für fossilen Kohlenstoff
14C ist ideal zum Nachweis von fossilen Komponenten in Kohlenstoffverbindungen
geeignet, weil der fossile Anteil kein 14C mehr enthält, und daher die gemessene 14C-
Aktivität direkt den modernen Anteil widerspiegelt. Wir setzen dieses Prinzip viel-
fach ein, sowohl in der Grundlagenforschung als auch für die Fragestellungen im
Emissionshandel für fossiles CO2. Die Arbeitsgruppe von Dr. Ingeborg Levin am
Institut für Umweltphysik (IUP) betreibt ein weltweites Messnetz für zwei-
wöchentliche 14G02-Gasproben, die wir im 14C-Labor hochgenau (< 2 %o) messen.
Die Daten liefern Informationen für die Modellierung des Kohlenstoffkreislaufs, die
Verteilung von fossilen und modernen Quellen zwischen den Hemisphären, und
insbesondere für den zeitlichen Verlauf der regionalen fossilen Emissionen (Kyoto-
Protokoll). Für den letzteren Aspekt gibt es zwei neue Stationen im Messnetz,
Trainou Tower in Zentralfrankreich und Bialystok in Polen, sowie die Stadt Isny
(Allgäu). Dort entsteht das Projekt ‘Freie Energiestadt Isny’, in dem bis 2040 die
Emissionen an fossilem CO2 um 75% reduziert werden sollen. Wir begleiten das
Projekt mit 14CO2-Messungen, um die Reduktion zu dokumentieren.
Mittlerweile gibt es auch zahlreiche Anwendungsfelder von Bomben-14C, z.B. in
der Neurobiologie, die alle den genauen Verlauf des atmosphärischen Hintergrundpe-
gels erfordern. Hier sind wir die einzige Gruppe, die diese Langzeitdaten liefern kann.
Im Emissionshandel wird zunehmend anerkannt, dass 14C die universellste
Methode zur Bilanzierung von fossilen Emissionen ermöglicht. Wir untersuchen
Brennstoffe, z. B. für Zementindustrie und Biokraftstoffe, und wir sind an der Vali-
dierung von Messverfahren im Rahmen der europäischen Normungsbestrebungen
beteiligt.
Erweiterung der AMS-Techniken
In der Vorbereitung des Aufbaus eines AMS-Labors am Curt-Engelhorn-Zentrum
für Archäometrie (CEZA) in Mannheim erweitern wir auch die AMS-Kompetenz
des Heidelberger 14C-Labors. Wir bereiten schon seit mehreren Jahren Graphit-
Targets zur Messung an den Beschleunigern in Lund und Zürich auf (vgl. frühere
Jahrbücher zum NASCA/PALPA-Projekt). Der Aufbau des CEZA-Beschleunigers
erfolgt an der ETH Zürich, und im Rahmen des Aufbaus wird mit Proben aus dem
Heidelberger Labor die Routine-Genauigkeit der gesamten Kette zwischen Pro-
benaufbereitung und AMS-Messung und Datenauswertung untersucht und opti-
miert. Dazu haben wir CO2-Gasproben aus dem oben beschriebenen Messnetz
sowohl radiometrisch in den Zählrohren als auch an der MICADAS-Anlage in
Zürich (mit erweiterter Messzeit von einer Stunde pro Probe) gemessen, und eine
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Weiter haben wir mit AMS-Daten am Züricher Beschleuniger (s. u.) eine bis-
her offene Lücke im akeramischen Neolithikum auf Zypern schließen können. Die
Daten der Ausgrabung von Ayia Varvara belegen eine sehr frühe Präsenz von
Jägern/Sammlern zeitgleich mit dem Übergang zur Landwirtschaft auf dem Festland
im Nahen Osten (Sturt Manning, Ithaca) im Bereich von 8900—8600 v. Chr.
14C als Tracer für fossilen Kohlenstoff
14C ist ideal zum Nachweis von fossilen Komponenten in Kohlenstoffverbindungen
geeignet, weil der fossile Anteil kein 14C mehr enthält, und daher die gemessene 14C-
Aktivität direkt den modernen Anteil widerspiegelt. Wir setzen dieses Prinzip viel-
fach ein, sowohl in der Grundlagenforschung als auch für die Fragestellungen im
Emissionshandel für fossiles CO2. Die Arbeitsgruppe von Dr. Ingeborg Levin am
Institut für Umweltphysik (IUP) betreibt ein weltweites Messnetz für zwei-
wöchentliche 14G02-Gasproben, die wir im 14C-Labor hochgenau (< 2 %o) messen.
Die Daten liefern Informationen für die Modellierung des Kohlenstoffkreislaufs, die
Verteilung von fossilen und modernen Quellen zwischen den Hemisphären, und
insbesondere für den zeitlichen Verlauf der regionalen fossilen Emissionen (Kyoto-
Protokoll). Für den letzteren Aspekt gibt es zwei neue Stationen im Messnetz,
Trainou Tower in Zentralfrankreich und Bialystok in Polen, sowie die Stadt Isny
(Allgäu). Dort entsteht das Projekt ‘Freie Energiestadt Isny’, in dem bis 2040 die
Emissionen an fossilem CO2 um 75% reduziert werden sollen. Wir begleiten das
Projekt mit 14CO2-Messungen, um die Reduktion zu dokumentieren.
Mittlerweile gibt es auch zahlreiche Anwendungsfelder von Bomben-14C, z.B. in
der Neurobiologie, die alle den genauen Verlauf des atmosphärischen Hintergrundpe-
gels erfordern. Hier sind wir die einzige Gruppe, die diese Langzeitdaten liefern kann.
Im Emissionshandel wird zunehmend anerkannt, dass 14C die universellste
Methode zur Bilanzierung von fossilen Emissionen ermöglicht. Wir untersuchen
Brennstoffe, z. B. für Zementindustrie und Biokraftstoffe, und wir sind an der Vali-
dierung von Messverfahren im Rahmen der europäischen Normungsbestrebungen
beteiligt.
Erweiterung der AMS-Techniken
In der Vorbereitung des Aufbaus eines AMS-Labors am Curt-Engelhorn-Zentrum
für Archäometrie (CEZA) in Mannheim erweitern wir auch die AMS-Kompetenz
des Heidelberger 14C-Labors. Wir bereiten schon seit mehreren Jahren Graphit-
Targets zur Messung an den Beschleunigern in Lund und Zürich auf (vgl. frühere
Jahrbücher zum NASCA/PALPA-Projekt). Der Aufbau des CEZA-Beschleunigers
erfolgt an der ETH Zürich, und im Rahmen des Aufbaus wird mit Proben aus dem
Heidelberger Labor die Routine-Genauigkeit der gesamten Kette zwischen Pro-
benaufbereitung und AMS-Messung und Datenauswertung untersucht und opti-
miert. Dazu haben wir CO2-Gasproben aus dem oben beschriebenen Messnetz
sowohl radiometrisch in den Zählrohren als auch an der MICADAS-Anlage in
Zürich (mit erweiterter Messzeit von einer Stunde pro Probe) gemessen, und eine