Felsbilder und Inschriften am Karakorum Highway
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Damit sind mehr als 70 Beispiele dieses vielleicht mit schamanistischen Riten ver-
bundenen Motivs vom oberen Indus bekannt.
3. Zwischen dem Khanbari-Tal und Rudir liegt die zum ersten Mal im Jahre
1992 besuchte Felsbildstation von Khanbari-West. Am Fuße eines steil zum Indus
abfallenden Felsrückens, der beide Stationen voneinander trennt, ist eine aus vier
Figuren bestehende Gigantengruppe auf großen Steinplatten eingraviert. Auf der
hoch über das Flußufer herausragenden Felsplatte ist neben der in frontaler Stellung
wiedergegebenen Gigantenfigur mit ausgebreiteten Armen und darunter herabhän-
genden Schlangen eine kleinere ebenfalls gesichtslose Figur, der jedoch die Arme
fehlen, eingemeißelt. In derselben Paarung ist sie auch von Rudir belegt, wo sich,
wie in einem Beispiel von Ba Das, ebenfalls die Schlange als Nebenmotiv findet. Ob
es sich bei dieser eher an eine Mumie erinnernden zweiten Figur um das weibliche
Pendant zum männlichen Riesen oder gar um einen Toten handelt, läßt sich noch
nicht entscheiden. Von diesem Bildkomplex wurden neue Aufnahmen hergestellt,
ebenso von der sogdischen Inschrift, die an dem zum Khanbari-Tal führenden Weg
eingraviert ist.
4. Im Hukar Nala liegen, etwa 1,5 km vom Indus-Ufer entfernt, die Ruinen
einer kleinen Siedlung, zu der eine kleine Felsbildgruppe gehört. Durch das Tal ver-
läuft ein Weg nach Norden, der sich mit anderen aus den Seitentälern des Hodur und
Kiner Gah zu einer nach Naupura bei Gilgit genutzten Route vereint. Die Mün-
dung des Hukar Nala wird von der antiken Wegestrecke durchquert, die von den
benachbarten Stationen Kalat Doduk Bo und Helor Das-West im Westen über Dus-
sini nach Helor Das-Ost im Osten führt. Unterhalb des Berghangs auf der Südseite
zieht sich entlang des Taleinschnitts ein Schuttfächer hin, der von Geröll bedeckt ist.
Auf einem großen Felsen und 34 Steinblöcken sind 35 Gravuren angebracht, die in
der Mehrzahl aus der nachbuddhistischen Epoche stammen. Darunter sind ein Dut-
zend verzierte Scheiben, einige Wildtiere, anthropomorphe Figuren, ein Jäger und
ein Reiter. Auf die Bedeutung des Tales als Verkehrsweg dürfte die auffallende, auf
einer gemeinsamen Basis gesetzte Stüpagruppe hinweisen, die aus einer älteren
Stüpazeichung mit später um vier Ritualgebäude ergänzte Gravuren besteht. Eine
Brähmi-Inschrift nennt den Namen des Stifters. Auf dem gegenüberliegenden
Schuttfächer, der unterhalb des nördlichen Bergabfalls den Taleinschnitt begrenzt,
stehen ebenfalls Hausruinen der nachbuddhistischen Siedlung.
5. An dem von Geröll bedeckten Steilhang des Sosul-Bergzugs fand sich die
kleine Felsbildstation von Dussini, die von den Tälern des Hukar Nala im Westen und
Dussini Shono im Osten begrenzt wird. Die Gravurengruppe stellt aber eher den
westlichen Abschluss der großen Wegestation von Helor Das dar, die insgesamt 540
Petroglyphen umfasst. Nur vier Steine tragen acht Gravuren. Sie zeigen eine isolier-
te anthropomorphe Figur, die aufgrund ihrer dunklen Patinierung einer prähistori-
schen Epoche angehört, und aus nachbuddhistischer Zeit zwei Jagdszenen und ein
Gebäude.
6. Die große Felsbildansammlung von Gichoi Das, die sich entlang der Hodur
mit Thalpan verbindenden Wegestrecke hinzieht, war bereits im Jahre 2005 kartiert
worden. Aufgrund eines Hinweises wurde auf der ausgedehnten Sandterrasse, 4,2 km
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Damit sind mehr als 70 Beispiele dieses vielleicht mit schamanistischen Riten ver-
bundenen Motivs vom oberen Indus bekannt.
3. Zwischen dem Khanbari-Tal und Rudir liegt die zum ersten Mal im Jahre
1992 besuchte Felsbildstation von Khanbari-West. Am Fuße eines steil zum Indus
abfallenden Felsrückens, der beide Stationen voneinander trennt, ist eine aus vier
Figuren bestehende Gigantengruppe auf großen Steinplatten eingraviert. Auf der
hoch über das Flußufer herausragenden Felsplatte ist neben der in frontaler Stellung
wiedergegebenen Gigantenfigur mit ausgebreiteten Armen und darunter herabhän-
genden Schlangen eine kleinere ebenfalls gesichtslose Figur, der jedoch die Arme
fehlen, eingemeißelt. In derselben Paarung ist sie auch von Rudir belegt, wo sich,
wie in einem Beispiel von Ba Das, ebenfalls die Schlange als Nebenmotiv findet. Ob
es sich bei dieser eher an eine Mumie erinnernden zweiten Figur um das weibliche
Pendant zum männlichen Riesen oder gar um einen Toten handelt, läßt sich noch
nicht entscheiden. Von diesem Bildkomplex wurden neue Aufnahmen hergestellt,
ebenso von der sogdischen Inschrift, die an dem zum Khanbari-Tal führenden Weg
eingraviert ist.
4. Im Hukar Nala liegen, etwa 1,5 km vom Indus-Ufer entfernt, die Ruinen
einer kleinen Siedlung, zu der eine kleine Felsbildgruppe gehört. Durch das Tal ver-
läuft ein Weg nach Norden, der sich mit anderen aus den Seitentälern des Hodur und
Kiner Gah zu einer nach Naupura bei Gilgit genutzten Route vereint. Die Mün-
dung des Hukar Nala wird von der antiken Wegestrecke durchquert, die von den
benachbarten Stationen Kalat Doduk Bo und Helor Das-West im Westen über Dus-
sini nach Helor Das-Ost im Osten führt. Unterhalb des Berghangs auf der Südseite
zieht sich entlang des Taleinschnitts ein Schuttfächer hin, der von Geröll bedeckt ist.
Auf einem großen Felsen und 34 Steinblöcken sind 35 Gravuren angebracht, die in
der Mehrzahl aus der nachbuddhistischen Epoche stammen. Darunter sind ein Dut-
zend verzierte Scheiben, einige Wildtiere, anthropomorphe Figuren, ein Jäger und
ein Reiter. Auf die Bedeutung des Tales als Verkehrsweg dürfte die auffallende, auf
einer gemeinsamen Basis gesetzte Stüpagruppe hinweisen, die aus einer älteren
Stüpazeichung mit später um vier Ritualgebäude ergänzte Gravuren besteht. Eine
Brähmi-Inschrift nennt den Namen des Stifters. Auf dem gegenüberliegenden
Schuttfächer, der unterhalb des nördlichen Bergabfalls den Taleinschnitt begrenzt,
stehen ebenfalls Hausruinen der nachbuddhistischen Siedlung.
5. An dem von Geröll bedeckten Steilhang des Sosul-Bergzugs fand sich die
kleine Felsbildstation von Dussini, die von den Tälern des Hukar Nala im Westen und
Dussini Shono im Osten begrenzt wird. Die Gravurengruppe stellt aber eher den
westlichen Abschluss der großen Wegestation von Helor Das dar, die insgesamt 540
Petroglyphen umfasst. Nur vier Steine tragen acht Gravuren. Sie zeigen eine isolier-
te anthropomorphe Figur, die aufgrund ihrer dunklen Patinierung einer prähistori-
schen Epoche angehört, und aus nachbuddhistischer Zeit zwei Jagdszenen und ein
Gebäude.
6. Die große Felsbildansammlung von Gichoi Das, die sich entlang der Hodur
mit Thalpan verbindenden Wegestrecke hinzieht, war bereits im Jahre 2005 kartiert
worden. Aufgrund eines Hinweises wurde auf der ausgedehnten Sandterrasse, 4,2 km