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Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2008 — 2009

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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A. Die Preisträger
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Walter-Witzenmann-Preis
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Sigelen, Alexander: Zacharias Geizkofler (1560-1617) - Fürstendienst und Familienpolitik: eine biographische Fallstudie zur politischen Kultur im Heiligen Römischen Reich um 1600
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https://doi.org/10.11588/diglit.67591#0243
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256

FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES

WALTER-WITZE NM ANN-PREIS
ALEXANDER SIGELEN:
„Zacharias Geizkoßer (1560—1617) — Fürstendienst und Familienpolitik.
Eine biographische Fallstudie zur politischen Kultur im Heiligen Römischen Reich
um 1600.“
Anhand des politischen Handelns, Redens und Denkens des Reichspfennigmeisters
Zacharias Geizkofler (1560—1617) rekonstruiert die Fallstudie die politische Kultur
im Heiligen Römischen Reich um 1600, mithin die meist unbewussten Spielregeln
der Politik. Sie fokussiert auf die Mikroebene der politischen Praxis, auf die Meso-
ebene der politischen Kultur, also die Wahrnehmungs-, Deutungs-, Rede- und
Handlungsmuster, die individuelles Handeln prägten, sowie auf die Makroebene
des politischen Systems, die Strukturen, die durch die von diesen Normen geprägte
Praxis generiert wurden.
Zu Beginn seiner Karriere gebot Geizkofler einerseits über ein weit gespann-
tes soziales Netzwerk. Durch seine im Fürstendienst in den Adel aufgestiegene Fami-
lie besaß er Kontakte zu den Höfen der Habsburger, in deren Diensten er reüssieren
sollte. Andererseits verfügte er dank Bildungsreisen an Universitäten und Höfe, die
Teil der gezielten Aufstiegsstrategie der Familie waren, über gelehrtes Wissen und
adlige Verhaltensweisen. Mittels dieser sozialen und kulturellen Ressourcen gelang es
ihm als Reichspfennigmeister, bei den Reichsständen Steuern einzuwerben und
diese auf den oberdeutschen Kapitalmärkten vorzufinanzieren. Zur Finanzierung des
„Langen Türkenkriegs“ (1593—1606) trug er durch Mobilisierung der Finanzquel-
len des Reichs maßgeblich bei. Bei Kreditaufnahmen kamen ihm Kontakte in die
Finanzwelt zugute, die ihm seine in den Diensten der Fugger stehenden Onkel und
seine Schwäger aus der Augsburger Patrizierfamilie Rehlinger vermittelten. Dazu
trat sein kulturelles Kapital im Sinne der Kenntnis kaufmännischer Kreditpraxis. Eine
herausragende Stellung in der Reichspolitik des Kaiserhofs erlangte er auch wegen
seines Einflusses auf die protestantischen Höfe. Über diesen Einfluss verfügte er
durch Klientelverhältnis zu den Pfalzgrafen von Neuburg und den Herzögen von
Württemberg, als deren Kontaktmann am Kaiserhof er fungierte. Seine Doppelbin-
dung ins kaiserliche und protestantische Lager versuchte der Lutheraner Geizkofler
vor dem Dreißigjährigen Krieg als Vermittlungspolitiker für den Frieden im Reich
nutzbar zu machen.
Seine Dienste waren keineswegs nur uneigennützig, vielmehr war sein Enga-
gement offensiv auf ökonomische Profite ausgerichtet. Er war bemüht, durch geziel-
te Interventionen von seinen Dienstherren finanzielle Zuwendungen, etwa Besol-
dung oder Gnadengelder, zu erhalten. Die Investitionsstrategien für sein Vermögen
zielten auf sozialen Aufstieg durch Erwerb privilegierten Grundbesitzes, der der
Familie dauerhaft eine adlige Existenz in der Reichsritterschaft sichern sollte. Die
gewonnen Ressourcen investierte Geizkofler also in den sozialen Aufstieg seines
Geschlechts und die Perpetuierung dieses erworbenen Status. Dessen intergenerati-
ve Reproduktion war abhängig von der Ausübung standesgemäßer Dienste, deren
 
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